Oberhausen. Die Energieversorgung Oberhausen bietet seit 2017 E-Roller zum Leihen an. Die Zahl der Fahrzeuge wächst rasant, zu den Kosten schweigt die EVO.

Die leuchtend orangefarbenen E-Roller der Oberhausener Energieversorgung (EVO) sieht man immer häufiger auf den Straßen. Weil die Nachfrage nach den elektrisch angetriebenen City-Flitzern immer weiter steigt, stellt die EVO auch immer mehr Roller zur Verfügung – und erweitert ihr Angebot auf die Nachbarstädte. Doch wie viel Geld steckt die EVO in dieses Öko-Projekt? Oder macht es gar Gewinn? Der Energieversorger schweigt zu diesen Fragen.

Schon seit dreieinhalb Jahren bietet die EVO die E-Roller in Oberhausen an. Der Start verlief noch recht vorsichtig: Mit gerade einmal zehn motorisierten Zweirädern im Retro-Look wagte das Energie-Unternehmen den Versuch. Die Grundidee: Jeder, der mindestens 18 Jahre alt ist und einen Führerschein der Klasse B sowie ein Bankkonto besitzt, kann sich den Roller ausleihen. Über eine Smartphone-App lassen sich die Roller lokalisieren und buchen. Nach der Fahrt parkt der Nutzer den Roller irgendwo im Stadtgebiet ordnungsgemäß – der nächste Fahrer kann ihn dort abholen.

400 E-Roller der EVO in Oberhausen unterwegs

Wegen der großen Nachfrage hat die EVO den Fuhrpark an E-Rollern ordentlich aufgestockt, zunächst auf 100 Fahrzeuge, im vergangenen Jahr waren es bereits 300, in diesem Jahr soll die Flotte auf 400 Roller anwachsen. Und die EVO erweitert das Gebiet, in dem die Roller nutzbar sind. Durch Teile Essens und Mülheims kann man schon jetzt mit den Rollern fahren, in diesem Jahr soll das Gebiet weiter verdichtet werden, erklärt eine Unternehmens-Sprecherin auf Nachfrage.

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Die bisherige Statistik ist beachtlich: Mehr als 12.500 Nutzer sind registriert, die bis Ende 2020 mehr als 300.000 kohlendioxidfreie Kilometer zurückgelegt haben. Die Corona-Pandemie mit bislang zwei Lockdowns hat auch die E-Roller der EVO etwas ausgebremst – doch das Energieunternehmen setzt auf den langfristigen Erfolg.

EVO investierte 40.000 Euro für zehn E-Roller

Zu den Kosten des Projektes möchte sich die Energieversorgung trotz der offenbar guten Kundenzahlen aber leider nicht äußern. Die Daten seien „zu sensibel“, heißt es auf mehrmalige Nachfrage. Dabei ziehen Kritiker des Projekts immer wieder die internen Kosten des Unternehmens zu folgender kritischer Argumentation heran: Warum muss der EVO-Kunde mit seiner hohen Stromrechnung das nur auf Prestige ausgelegte Projekt mitfinanzieren? Immerhin nutzt das Angebot ja überhaupt nur ein kleiner Teil der rund 134.000 Stromkunden. Stellvertretend für viele Leser-Anfragen hat jüngst etwa Günter Lesniak gefragt: „Wie ist eigentlich die Kosten-/Nutzenrelation für die EVO?“ Verbunden mit dem Vorwurf, die Roller sorgten gar nicht für ein besseres Klima: „Sie stehen ja nur (oft im Weg).“

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Beim Start des Projektes im Jahr 2017 war man seitens der EVO durchaus auskunftsfreudiger: 40.000 Euro hatte die EVO damals in die zehn Roller und die dazugehörige Smartphone-App gesteckt. Wie viel Geld aus den Leihgebühren der Rollerfahrer die EVO bislang eingenommen hat und wie teuer die neuen, dann insgesamt 400, Roller waren, gibt das Unternehmen nicht bekannt.

Preis für Nachhaltigkeit

Mit ihrem Projekt zum E-Roller-Sharing hat die Energieversorgung Oberhausen im vergangenen Jahr den Nachhaltigkeitspreis der „Zeitung für kommunale Wirtschaft“ (ZfK) gewonnen. Mit der Auszeichnung möchte die ZfK nach eigner Aussage „herausragendes Umwelt-Engagement kommunaler Unternehmen würdigen“.

Die EVO konnte in der Kategorie Leserpreis punkten. Neun Unternehmen waren bundesweit nominiert, die EVO holte den Silber-Rang. Gold ging an die Stadtwerke Trier für ihre Idee, den Strombedarf für die Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung des Trierer Trinkwassers aus lokalen Anlagen zu decken.

Bei der Präsentation des Projektes im September 2017 hatte EVO-Vorstand Hartmut Gieske das Ziel ausgesprochen, mittel- bis langfristig Gewinn mit den E-Rollern einzufahren. Heißt: Kurzfristig macht man mit den Rollen also erst einmal ein Minusgeschäft. Er unterstrich aber auch den Nutzen für die Allgemeinheit: Die E-Roller versteht Gieske als praktische Problemlösung: Das E-Roller-Sharing soll für weniger Staus auf den Straßen und somit für eine bessere Luft in Oberhausen sorgen.