Oberhausen. Bis zum Jahresende zeigen die Gruppe Fux und das Theater Oberhausen den verwegenen Genre-Mix „From Horror till Oberhausen“ als Zwei-Stunden-Film.
Ein komödiantisches Horror-Musical, um das flatternd die Vampire kreisen, als Liebeserklärung ans Theater, das derzeit so anämisch darniederliegt? Doch, so verstehen Nele Stuhler und Falk Rößler von der Gruppe Fux ihren ersten abendfüllenden Spielfilm „From Horror till Oberhausen“ – und zwar nicht nur, weil eigentlich seine Premiere als Schauspiel im Großen Haus geplant war. „Wir Theaterleute sind auch nachtaktiv“, meint Elena von Liebenstein, die Dramaturgin. Und könnten sich derzeit etwas untot fühlen?
Bis zur Online-Premiere von „From Horror till Oberhausen“ ist’s eine längere Vorgeschichte – wenn auch nicht ganz so episch und gewunden wie einst die Romanwerdung des Transsylvaniers „Dracula“ durch einen irischen Theatermanager und Freund von Oscar Wilde. Apropos Wilde: Der göttlich abgerockte „White Trash“-Caravan aus Stef Larnous’ Oberhausener „Salome“-Inszenierung kommt in diesem Film noch einmal groß raus.
Für die Theater- und jetzt Filme-Macher von Fux lautete das Ausgangsmotto „Was ihr wollt“. Gemeint war ganz wörtlich: Das Oberhausener Publikum war eingeladen zu zwei Abstimmungsmarathons namens „Stadtversammlung“, die alles Wichtige zur kommenden Inszenierung festlegen sollten: vom Titel (natürlich ein klarer Verweis auf Robert Rodriguez’ 1996er Horrorspaß „From Dusk till Dawn“) über die Genres und die Musik bis zu Details der Ausstattung – denn auch beim versumpften Caravan war der Wunsch den „Füxen“ Befehl.
„Wir hatten super Gespräche“
Falk Rößler räumt ein, dass die Resonanz bei den Vorgesprächen auf der Straße größer war als bei den „Stadtversammlungen“, die dann doch nur rund 50 Bürger besuchten: „Wir hatten super Gespräche mit Oberhausenern, die dann aber doch nicht ins Theater gingen.“ Dafür brachten sich einige besonders intensiv ein. Jan Arlt, vielen Oberhausenern wohl eher als bildender Künstler bekannt, wuchs so ins Team hinein und verstärkt als Musiker die Band der „Two Long Blondes“.
Filmfans können schon jetzt durchs Bonusmaterial surfen
Seine Premiere feiert der Film „From Horror till Oberhausen“ am Freitag, 11. Dezember, um 19 Uhr auf der Webseite nachtkritik.de und ist anschließend bis zum 31. Dezember verfügbar unter fromhorrortilloberhausen.de. Diese Webseite von Fux ist bereits jetzt reichlich bestückt mit „Bonusmaterial“, wie es bei Filmfans heißt.
Dazu zählt ein reichlich bebildertes Programmheft, die ausführlich nacherzählte Vorgeschichte, eine Vampir-Skala von „schön“ bis „monströs“ und für ganz Unermüdliche: etliche Abstimmungs-Statistiken zum „Was ihr wollt“-Prozedere.
Schließlich ist dieser Vampir-Horror ein Musical mit vielen neuen Songs, deren akustisches Vorbild – was sonst – die „Rocky Horror Show“ ist. „Jeder im Ensemble hat einen eigenen großen Song“, versichert Falk Rößler. Und obwohl Fux und Co. kurz vor den ersten Proben im März von Bühnen- auf Filmmusical umswitchen mussten und nahezu komplett auf der Probenbühne in Buschhausen drehten, sei kein abgefilmtes Theater entstanden. „Das ist schon ein einzigartiges Format“, sagt Elena von Liebenstein.
Nicht zuletzt die Abstandsgebote des Infektionsschutzes sorgten für tiefe Griffe in die Trickkiste und viele Einsätze der „Green Screen“-Technik. „Wir haben aus diesen Möglichkeiten alles ‘rausgeholt“, sagt Nele Stuhler. „Es gibt viele Tricks, die Zuschauer nicht als Special Effects bemerken werden.“
„Wir fühlen uns schon wie Oberhausener“
Eingefasst ist die Filmerzählung, ganz alte Novellen-Schule, in eine Rahmenhandlung, von der Interviewpartner im Stil einer Dokumentation erzählen: Eine kleine Theatertruppe sucht den Erfolg und hofft ihn in einem Vampir-Musical zu finden. Doch ob die untoten Schauspieler sich (wie Willem Dafoe in „Shadow of the Vampire“) wirklich gern in bleiche Hälse verbeißen?
Das Fux-Team hatte zwar schon Filmerfahrung. Trotzdem war der Wechsel zur Kameraarbeit „ein krasser Akt“, wie Falk Rößler sagt. Im Theater seien sämtliche Abläufe doch ganz anders. Aber alle hätten grandios mitgezogen. „Wir haben noch nie für eine Produktion so viel Zeit in einer Stadt verbracht“, sagt Nele Stuhler, jetzt vor ihrem „Zoom“-Bildschirm in Berlin. „Wir fühlen uns schon wie Oberhausener.“ Kein Wunder, als „Special Guest“ hat sogar Intendant Florian Fiedler vor der Kamera angebissen.