Oberhausen. . Jan Arlt zeigt bis 30. Juni seine PC-Kunst auf Papier und Bildschirm. Haven-Künstler stellen in Dümpten aus; junge Kuratoren bespielen Kunsthaus.

Ein tapferer, alter Monitor: Er flimmert, die Farben changieren ins Unberechenbare. „Ich habe ihn mit Stein bearbeitet“, sagt Jan Arlt munter – und sein Kurator Einar Fehrholz ergänzt wie aufs Stichwort: „Kreation durch Destruktion.“ Geduldige Programmier-Fron und ein überraschend handfester Zugriff auf die digitale Welt vereint die Ausstellung mit dem anspielungsreichen Titel „Les Beaux Arlts“ im Kunsthaus Haven.

Zu seinem 25-jährigen Bestehen praktiziert das Kunsthaus in der nördlichen Hälfte der Havensteinschule, Küppers Hof 15, einen reizvollen Austausch: Die fünf Künstler, die sonst in Oberhausen-Borbeck in den zu Ateliers verwandelten Klassenzimmern arbeiten, sind vom 1. Juli bis zum 12. August mit ihren Werken Gäste des Kunstvereins Oberhausen in der Dümptener Kranhalle, Mühlenstraße 125. Dafür bespielen drei junge Kuratoren mit Künstlern ihrer Wahl das Kunsthaus Haven.

Den Anfang mit „Les Beaux Arlts“ betrachte er „als eine Heimholung Jan Arlts nach Oberhausen“, sagt Einar Fehrholz, selbst Oberhausener. Und obwohl Kurator und Künstler nur zwei Räume plus Treppenhaus bespielen, ist’s eine randvolle Leistungsschau geworden. Denn Jan Arlt zeigt seine bewegten Bilder nicht nur auf kunstwillig demolierten Monitoren – sondern in eindrucksvollen Schleifen als Kreationen aus Hochleistungs-Computern. Auch die führt der 40-Jährige gerne bis an die Grenzen ihrer Rechenkraft.

Fraktaler Tanz in der Hologramm-Box

„Mein Atelier ist mein Computer“, sagt Jan Arlt – und erinnert sich an seine ersten Programmier-Etüden: Als Siebenjähriger hatte er den Rechner von Texas Instruments mit einem kleinen Werk von J. S. Bach gefüttert.

Heute übersetzt er – berechnet nach Farbwerten – Gemälde seines Großvaters Erwin Kowsky in ein soghaft-abstraktes Video: „Die einzige Arbeit, in der ich nicht alles selbst generiert habe.“ Für seine stets spielerisch-heiteren Videos benutzt er Technik aus allen Generationen: von flinken Variationen des guten alten TV-Testbildes bis zum ungemein komplexen Vieleck, das er in der „Hologramm-Box“ kreisen lässt. „Tatsächlich sind es Spiegelungen“, ergänzt Jan Arlt, „keine echten Hologramme“.

Absolvent der Kunsthochschule Köln

Die oft Pop-Art-bunten Animationen sind nicht nur Rechner-generiert. Der Absolvent der Kölner Kunsthochschule für Medien bringt auch Kameras zum Einsatz, lässt am Rhein ein Papierschiffchen zu Wasser – und freut sich, dass es nach der Begegnung mit gewaltigen Tankern tapfer weiter auf den Wellen tänzelt. Bis zum Meer hat er’s allerdings nicht begleitet.

Die breit gefächerte Video-Palette lässt sich mit Muße (und einer guten Stunde im Zeitbudget) im unteren Ausstellungsraum betrachten – oder als „Best of“ im Treppenhaus. Im Obergeschoss präsentiert sich dann der Maler Jan Arlt – der ebenfalls entschlossen High Tech und traditionelle Pinselarbeit vereint: Schwungvolle Striche mit Acrylfarbe hat er fotografiert und dann „auf 3-D-Objekte gemappt“, wie er sagt.

Komplexe Werke von beträchtlichem Charme

Das Ergebnis sind komplexe Werke von beträchtlichem Charme, in denen das Auge unweigerlich nach Spuren des Gegenständlichen fahndet – und hier und dort sogar fündig wird. Der Computer-Maler hätte sich auch für wandfüllende Formate entscheiden können; die Überwältigung wäre womöglich noch größer geworden.

„Künstler sind die“, sagt Jan Arlt schlicht, „die etwas anderes mit neuer Technologie machen“.

>>> Programm an zwei Samstagen im Juni

Im Kunsthaus Havenabseits der üblichen Kunst-Routen gilt es, Programm zu machen fürs Publikum: So gestaltet Jan Arlt denn auch eine „Midissage“ am Samstag, 23. Juni, um 18 Uhr mit Vortrag und Symposion zum Thema „Die Kunst und der Tod“. Zur Finissage am Samstag, 30. Juni, um 18 Uhr spricht Christine Vogt, die Direktorin der Ludwiggalerie. Anschließend gibt Jan Arlt ein Konzert unter seinem Alias „Jah Love“.

Eine Editionin 30er Auflage trägt den Titel „Das Rotkehlchen, die Raupe und die Raumzeit“. Das Blatt vereint zeichnerische Handarbeit mit Arlts programmierter Kunst. Und der Titel deutet auf die kosmisch breit gefächerten Interessen des Künstlers hin.