Oberhausen. Die „Rocky Horror Show“ gibt vier Arena-Gastspiele vom 19. bis 21. Januar. Der „Sweet Transvestite“ ließ sich einst auch im Europahaus feiern.
Es ist nur ein Hüpfer nach links, dann ein Schritt nach rechts, mit den Händen auf den Hüften . . . Wem die Schrittfolge des „Time Warp“ auch nach 44 Jahren „Rocky Horror Show“ noch etwas bizarr erscheint, der liegt genau richtig: Denn von liebevoll ausgestatteten Bizarrerien lebt dieses erste und bis heute einzige Glamrock-Musical. Und nicht verzweifeln: Im Internet gibt’s natürlich längst Tutorials für formvollendet bizarre „Time Warp“- Steps.
Ein kleines Training wäre angesagt – denn drei Gastspiel-Tage der „Rocky Horror Show“ in der Köpi-Arena stellen auch Ansprüche ans Publikum. Von Freitag, 19., bis Sonntag, 21. Januar, gastiert hier wieder das unartigste Musical des vorigen Jahrhunderts. Die vor zehn Jahren entstandene Inszenierung des Regisseur Sam Buntrock – er arbeitet unter der aufmerksamen Ägide des nun 75-jährigen „Rocky Horror“-Schöpfers Richard O’ Brien – gilt als stilvolle Rückkehr zu tradierten Show-Werten. Und in diesem Metier der Strapse und Corsagen heißt das: zurück zu B-Movies, Burlesque und Glamrock.
Wie durchschlagend die schrillen Anzüglichkeiten des „Sweet Transvestite“ Dr. Frank’n’Furter bis heute wirken – ob als Kulturgenuss oder erotische Lockerungsübung – das zeigt gerade der Rückblick auf die hiesige „Rocky Horror“-Historie. Da wäre der Überraschungsmoment des letzten Kino-Sommers: Ausgerechnet der vernachlässigte Museumsbahnsteig meldete ausnahmsweise „Ausverkauft!“, als im Juli das LVR-Industriemuseum dort das Film-Original präsentierte: mit rotem Kussmund, mit Tim Curry und Susan Sarandon und einem gewissen Meatloaf, der einen Rock’n’ Roll-Song bölkt und davon knattert. Man muss sagen: Der bröckelige Bahnsteig-Charme passt zu dem in „There’s a Light“ besungenen „Frankenstein Place“.
Heute eine Ruine, bald auferstanden: Das gilt für Oberhausens ureigenen „Rocky Dome“: Wahre Fans haben die 10 DM-Billetts aus dem Jahr 1988 aufbewahrt, als das Kino im Europahaus die „Rocky Horror Show“ beherbergte. Dank der „Brückenschlag“-Millionen soll der mürbe Saal wieder zu alter Pracht auferstehen: als multifunktionaler Kulturort. Eine Wiedereröffnung mit Brad und Janet, Riff Raff und Magenta müsste eigentlich Pflicht sein.
Und in den Jahren ohne „Touch-a, Touch-a, Touch-a, Touch Me“ kam zumindest alljährlich ein so kompaktes wie zugkräftiges „Rocky Horror“-Medley auf die Revier-Bühnen: Selten dass Carsten Müller beim Rockorchester Ruhrgebeat den Auftritt im obszönen Leder-Leibchen ausließ und nicht dem entzückten Saal sein Po-Tattoo präsentierte . . .
Und damit zurück zur Arena und der kommenden Show, die während ihrer letzten Tournee vor drei Jahren 300 000 Fans erreichte. Seit der Uraufführung 1973 im Londoner Royal Court Theatre feierten 20 Millionen den Aufruf zur sexuellen Befreiung: „Don’t Dream it, Be it“. Und Richard O ‘Brien muss nur noch als Riff Raff katzbuckeln, wenn ihn die Lust dazu packt.
Das soignierte Personal in Gestalt des deutschsprachigen Erzählers verkörpert übrigens Sky du Mont. Ihn kann man sich wie keinen zweiten als Bewohner jenes Landsitzes Oakley Court vorstellen, durch dessen herrschaftliche Räume einst im Film Tim Curry und sein bestrapstes Gefolge stöckelten. Es wird also Zeit . . . das Fetisch-Fachgeschäft Ihres Vertrauens aufzusuchen und sich bizarr auszustatten.
>>> ZWEI HEISSE ABENDE UND ZWEI NACHMITTAGE
Aufgeführt wird die internationale Produktion, wie es sich für die „Rocky Horror Show“ gehört, in englischer Sprache. Den Part des deutschsprachigen Erzählers übernimmt Sky du Mont.
Die Abendvorstellungen am Freitag und Samstag, 19. und 20. Januar, beginnen um 20 Uhr, zudem gibt’s noch eine Samstags-Vorstellung um 16 Uhr und am Sonntag, 21. Januar, eine Aufführung um 15 Uhr. Ticketpreise reichen von 56,50 Euro bis 91 Euro. Online rocky-horror-show.de