Oberhausen. Nur in Oberhausen tiriliert man 214 Beatles-Songs, zitiert liebevoll das „Bed-in“ von John und Yoko und bewahrt Holtappel-Fotos verzückter Fans.

Coverbands, die in oder seit den Sixties ihr Repertoire mit Beatles-Songs veredeln, gibt’s wohl in jeder Stadt. Aber Oberhausen wäre nicht diese kleine Kulturmetropole, wenn hier nicht Fans der Lennon/McCartney-Kompositionen noch einige besonders liebenswürdige Formen der Verehrung gefunden hätten.

Allein für den Titel ihrer Konzertreihe „Und mein Vogel kann singen“ hätten Nito Torres und Daniel Wiemer einen Pulitzerpreis verdient: Denn dieses von Lennon selbst in späteren Jahren geschmähte Liedchen „And your Bird can Sing“ vom „Revolver“-Album hat wohl nicht einmal jeder Fan auf der Festplatte. Doch der tirilierende Titel war und ist Verheißung: Alle Jahre wieder (dieses wohl leider ausgenommen) setzen die beiden Stimmungsgranaten seit 2011 an, sämtliche 214 Beatles-Songs darzubieten – im Ebertbad und an anderen Schauplätzen des guten Geschmacks.

Der Musikkabarettist Nito Torres (2. v. li.) startete mit dem Schauspieler Daniel Wiemer (re.) die grandiose Reihe „Und mein Vogel kann singen“ – wer kennt diesen Lennon-Song?
Der Musikkabarettist Nito Torres (2. v. li.) startete mit dem Schauspieler Daniel Wiemer (re.) die grandiose Reihe „Und mein Vogel kann singen“ – wer kennt diesen Lennon-Song? © Sven Thielmann

Dagegen war Jürgen Sarkiss, während über zehn Jahren der Rock-Garant des Theater-Ensembles, mit seinem „Lennon“-Programm 2016 ein Nachzügler. Und er bekannte seinen Respekt selbst vor den einfach und eingängig klingenden Liedern: „Lennon konnte einfach richtig gut singen – und seine Wut wunderbar rausschreien.“ Sarkiss tat’s ihm im Theater gleich im weißen „Abbey Road“-Anzug und vor einer einladenden Kissenlandschaft.

Initialzündung für den ersten Soundwalk

Zu Lennon passt eben Lotterbett. Das erkannte 2019 auch die Theaterfotografin Katrin Ribbe, als es galt, das Spielzeitmotto „Held*innen der Liebe“ vielfältigst ins Bild zu setzen: mit Mervan Ürkmez als Prince à la „Lovesexy“, mit Anna Polke „von Kopf bis Fuß“ als Marlene – und mit Emilia Reichenbach und Nina Karimy in der „Ballad of John and Yoko“.

Ein Vor-Vorgänger als Theaterfotograf hatte die Beatles noch höchstselbst während ihrer 1966er „Bravo-Blitztournee“ vor die Kamera bekommen: Rudolf Holtappel reiste zur Essener Grugahalle, Peter Handke im Schlepptau, und fotografierte die Fab Four. Vor allem aber fotografierte der große Menschenbildner aus Oberhausen die verzückten Fans im Sonntagsstaat – und das sind sogar die faszinierenderen Bilder, heute im Bestand der Ludwiggalerie.

Im weißen „Abbey Road“-Anzug singt Jürgen Sarkiss sein „Lennon“-Programm vor einer einladenden Kissenlandschaft.
Im weißen „Abbey Road“-Anzug singt Jürgen Sarkiss sein „Lennon“-Programm vor einer einladenden Kissenlandschaft. © Theater Oberhausen | Sebastian Moelleken

Versteht sich, dass – last, not least – im Schloss Oberhausen auch die Pop-Art auf den Klapp-Covern von „Sgt. Pepper’s“ und dem „Weißen Album“ mit einer eigenen Kabinettschau gewürdigt wurde. Die umfassende Schau zur „British Pop Art“ war zudem die Initialzündung für den ersten mehrerer brillanter Soundwalks , kreiert von Linda Schmitz-Kleinreesink und Natascha Kurek: Tänzelnd zur Kunst, auch das ist – wenn man so will – ein Oberhausener Tribut an John Lennon.