Oberhausen. . Zur am 27. Januar eröffnenden Ausstellung in der Ludwiggalerie zählen auch acht Holtappel-Fotos von den Beatles in der Essener Grugahalle.

Zugegeben, zu den berühmten Lichtbildnern des Rock zählte Rudolf Holtappel nicht. Größen wie Annie Leibovitz, Mick Rock oder Linda Eastman (später McCartney) waren ja auch 20 bis 25 Jahre jünger als der 1923 geborene Oberhausener. Man kennt Holtappels „Blagen“ und seine „Menschen im Kaufhaus“, ganz treue Theaterbesucher könnten ihn noch als Bühnenfotograf kennen. Doch als gestandener 43-Jähriger hat sich Holtappel auch die Beatles gegönnt – von „Rock and Roll Music“ bis „I’m Down“.

Inmitten des bunten Bilder-Sturms

So lauteten jedenfalls Anfang und Ende der Setliste jener „Bravo-Beatles-Blitztournee“, die John, Paul, George und Ringo am Samstag, 25. Juni 1966, auch in der Essener Grugahalle auftreten ließ. Rudolf Holt­appel war dabei – und seine Witwe Herta hat die Mappe mit den Aufnahmen dieses Termins der Ludwiggalerie überreicht. 2017 hatte die Stadt den Nachlass des vier Jahre zuvor verstorbenen Fotografen erworben – ein gewaltiges Konvolut von mehreren hundert Abzügen und 360.000 Negativen. Derzeit wird dieser Nachlass, gefördert durch den Landschaftsverband Rheinland, aufbereitet und für eine große Ausstellung vorbereitet.

Die überraschenden Konzertfotos – fern vom sonstigen Metier des Revier-Chronisten – haben jetzt schon ihr Ausstellungs-Eckchen gefunden: mit acht Aufnahmen in der am Sonntag, 27. Januar, eröffnenden Ausstellung „British Pop Art“ in der Ludwiggalerie. Schließlich standen die Beatles im Mittelpunkt dieses bunten Bilder-Sturms, als sie 1967 und ‘68 die Cover für „Sgt. Pepper’s“ und das „Weiße Album“ bei den Pop-Art-Künstlern Peter Blake, Jann Haworth und Richard Hamilton in Auftrag gaben.

Keine „Revolver“-Songs

1966, während der Drei-Städte-Tournee der Jugendzeitschrift „Bravo“, war die Arbeit am Album „Revolver“ gerade beendet: Es sollte am 5. August erscheinen – und mit der Collage aus Fotos und Zeichnungen von Klaus Voormann, dem Freund aus Hamburger Tagen, ebenfalls „Pop Art“-Geschichte schreiben.

Zum Tournee-Repertoire zählte allerdings keiner der 14 „Revolver“- Songs: Dafür hätten die Beatles Streichquartett, Bläser und rückwärts laufende Bandmaschinen mitbringen müssen – die Tournee war für die veranstaltende „Bravo“ ohnehin schon defizitär, wie der eifrige Beatles-Publizist Thorsten Knublauch in seinem Buch über die drei Tournee-Tage in München, Essen und Hamburg berichtet.

An Oberhausen knapp vorbeigerauscht

An Oberhausen sind die Fab Four übrigens denkbar knapp vorbeigerauscht: Von München aus reisten die Beatles nobelst in jenem Sonderzug, der im Jahr zuvor Königin Elizabeth II. und ihr Gefolge durch Deutschland befördert hatte – und zwar nach Mülheim an der Ruhr.

„Jeder hatte ein kleines Abteil mit Marmorwanne“: George Harrison erinnerte sich an ein „luxuriöses“ Transportmittel. Und von Mülheim ging’s im Autokorso zur Essener Gruga, mit ihrer Kapazität für 8000 Zuschauer die größte Halle dieser „Blitztournee“. Tag’s drauf waren die Beatles wieder in Hamburg, wo ihre frühesten Fans warteten.

>>> Die erste Ausstellung mit „Sound-Walk“

Amerikanische Stars wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein sind heute berühmter – doch Pop Art stammt eigentlich von der britischen Insel. Die frühesten „poppigen“ Werke entstanden dort schon Mitte der 1950er Jahre. Der bisweilen übersehenen „British Pop Art“ widmet die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen vom 27. Januar bis 12. Mai eine große Ausstellung, bestückt aus der Sammlung des Düsseldorfer Anwalts Heinz Beck.

Für Fans der Pop-Musik gibt es erstmals neben den vertrauten Audioguides auch einen „Sound-Walk“ durch die Ausstellung, bestückt mit Songs aus der Epoche des „Swinging London“.