Oberhausen. . John Lennon war in seinen Liedern ein offenes Buch und zugleich Rätsel. Jürgen Sarkiss widmet ihm seine neue musikalische Produktion im Malersaal.

Ins Bühnenbild möchte man sich hineinschmeißen. Eine schneeweiße Kissenlandschaft erinnert an jenes berühmte „Bed-In“ des Jahres 1969, als John Lennon und Yoko Ono sich für den Weltfrieden in die Kissen kuschelten. Jürgen Sarkiss hätte dieses Super-Kingsize-Bett zu gerne „ganz in der Mitte gehabt – und die Zuschauer rundherum“, aber das ließ sich im kleinen Malersaal leider nicht einrichten. Am Freitag zeigt das Theater die Uraufführung von „Lennon“, einer weiteren musikalischen Produktion von und mit Jürgen Sarkiss. Und natürlich mit Peter Engelhardt als Gitarrist und Bandleader.

Warum John Lennon? Nach „Songs for Drella“, nach „Wild
Years“ und dem Hendrix-Abend „Are You Experienced?“ waren zwischen Sarkiss und Engelhardt auch Iggy Pop und Bruce Spring­steen als Helden im Gespräch. Sarkiss, der Sänger, will eben „nicht nur ein Konzert spielen: Ich möchte den Künstler kennenlernen“. Zwar blieb ihm auch dieser zweitälteste der vier berühmtesten Liverpooler „ein absolutes Rätsel“. Aber der Autor von „Imagine“ und „Instant Karma“ trug – nicht nur in seinen Liedern – stets das Herz auf der Zunge, wie die Engländer sagen.

Jürgen Sarkiss erkannte: Die „unfassbar vielen“ Bücher über John Lennon nutzen alle eine Quelle: ein langes Interview von 1970, geprägt vom Trennungsschmerz der bis hin zu Gerichtsverfahren zerstrittenen Beatles. „Das war der Ausgangspunkt.“

Trauma eines mutterlosen Sohnes

Dazu natürlich eine fundierte Songauswahl. Einige wenige Beatles-Lieder sind dabei, die persönlichsten wie „Nowhere Man“ und „Strawberry Fields forever“. Sarkiss’ und Engelhardts erklärte Lieblingsplatte der Solo-Jahre heißt „Plastic Ono Band“. Eindringlicher als 1970 in „Mother“ oder „Isolation“ hatte sich der Nicht-mehr-Beatle nie zuvor offenbart. In diesen Titeln war seine „Seelenqual“, wie Sarkiss sagt, ein offenes Buch. Von der Urschrei-Therapie über eine gefährlich lange Sauftour bis zu den Jahren des häuslichen Brotbackens (und der musikalischen Brache) ließ Lennon nichts unversucht, um das Trauma eines mutterlosen Sohnes aufzuarbeiten Im Malersaal endet die kompakte Auswahl von 16 Titeln entspannt mit der wie eine Lebensbilanz klingenden Stoiker-Ballade „Watching the Wheels“.

Jeweils zwei Termine im April und Mai

Die Premiere von „Lennon“ beginnt am Freitag, 22. April, um 19.30 Uhr im Malersaal. Karten kosten 18 Euro, ermäßigt 5 Euro, erhältlich unter 0208 - 85 78 184 oder per E-Mail an besucherbuero@theater-oberhausen.de.

Weitere Aufführungen des musikalischen Abends von und mit Jürgen Sarkiss folgen am Freitag, 29. April, Samstag, 7. Mai, Dienstag, 24. Mai, jeweils um 19.30 Uhr im Malersaal.

Jürgen Sarkiss weiß um die Herausforderung, die so eingängig und einfach wirkenden Lennon-Lieder zu singen: „Er konnte einfach richtig gut singen – und seine Wut wunderbar rausschreien.“ Peter Engelhardt ergänzt, dass auch die ruhigen, zärtlichen Seiten des Sängers, Literaten, Zeichners und politischen Kopfes anklingen sollen. Schließlich singt und spielt man ja in einer kuscheligen Kissenlandschaft . . .

Lennon, der unterschätzte Gitarrist

„Mit starken Songs kann man eine Menge anstellen“, versichert der Gitarrist. (Als brillanter Gitarrist ist Lennon übrigens merkwürdig unterschätzt.) Einen Coverband-Abend werden die Fans der musikalischen Sarkiss-Produktionen ohnehin nicht erwarten.

„Wir haben unseren gemeinsamen Sound gefunden“, sagt der Sänger, „den nehmen wir jetzt auch“. Und dieser spezifisch Oberhausener Reed-Cale-Hendrix-Lennon-Sound kommt an: Für die ersten Vorstellungen gibt’s nicht mehr allzu viele Karten.