Oberhausen. . Musikkabarettist Nito Torres und seine Mitstreiter sorgen für einen kurzweiligen Abend. Nur der Gastgeber war ein wenig verschnupft.
- Nito Torres überzeugt mit lässiger Nonchalance und einem knackigen Best-of-Programm
- Warum das Programm „... und mein Vogel kann singen!“ hieß, wird ein Rätsel bleiben
- Konzert endete mit „Yesterday“ still und leise mit Volker Kamp am Cello
Wo Herbert Knebel zu seiner Guste gesagt hätte: „Lass uns ma bei die Beutels ins Ebertbad gehen“, da sagten sich wohl einige Oberhausener angesichts der erstmals ausgegebenen Zählkarten für den legendären, stets rappelvollen Beatles-Abend vor Heiligabend: „Is’ für lau, lieber ma schnell zugreifen“. Mit der fiesen Folge, dass Schlach Acht im Nichtschwimmer-Bereich ziemliche Lücken gähnten. Was Gastgeber Hajo Sommer leicht angefressen in die goldenen Worte goss: „Ist doch scheiße, am 22. festzustellen, dass man Stones-Fan ist.“
Mit geklautem Feuerwehrhelm
Manche Fehden enden halt nie, selbst wenn Keith Richard „The Beatles“ als beste Band aller Zeiten würdigte. Und genau die feierte der Musikkabarettist Nito Torres, der die Gitarren öfter wechselte als sein singender Sidekick Daniel Wiemer den im Zivildienst geklauten Feuerwehrhelm auf- und absetzte, mit lässiger Nonchalance und einem knackigen Best-of-Programm.
Warum das ausgerechnet „... und mein Vogel kann singen!“ hieß, wird ein ewiges Rätsel bleiben – vermutlich ein Insider-Scherz der von Ex-Birthcontrol-Gitarrist Peter Engelhardt souverän angeführten Band. Satt geerdet von Volker Kamp am elektrischen Tieftöner, druckvoll auf Spur gehalten von Stefan Lammert am Schlagzeug, rockte die von Überraschungsgast Roland Miosga an Flügel und Keyboards veredelte Chose jedenfalls grandios.
Pilzköpfe gehören zum Kulturgut
Nostalgie hin oder her, was die Pilzköpfe fabrizierten, ist einfach zeitlos und gehört längst zum Kulturgut vieler Generationen. Weshalb unter den vielen Grauschöpfen aus dem späten Mittelalter auch reichlich jüngere Gesichter vertreten waren, die textsicher Nito Torres und Daniel Wiemer bei ihrer schweißtreibenden Arbeit unterstützten. Dabei gab’s in den zwei Dutzend Songs durchaus welche, die im exakt 276 Stücke umfassenden Repertoire der Beatles eher ein Schattendasein führen. Aber was ein echter Fan ist, und das waren an diesem wunderbaren Abend wohl die meisten, der kannte natürlich auch rare Perlen wie „Savoy Truffle“.
Übertroffen wurde das mitreißende Hit-Feuerwerk – das Peter Engelhardt mit starken Gitarren-Soli aufmischte – von „Back in the USSR“ über „Your Mother Should Know“ und bis zum finalen „Let It Be“ mit wirklich witzigen Videos. Ob tanzende Soldaten, blühende Erdbeeren zu „Strawberry Fields“ oder kleine Chinesenkinder an riesigen Gitarren – auch optisch machte die vorweihnachtliche Beatles-Party mächtig was her. Und dass sich in diese „Magical Mystery Tour“ gar das „Sweet Child in Time“ einschmuggelte, war ein schöner Gag am Vorabend von Christi Geburt.
Kurzweiliges Vergnügen der Extraklasse
Ein kurzweiliges Vergnügen der Extraklasse samt „Sgt. Peppers“ im Zugabereigen, das nach zwei Stunden unter gemeinsamem Absingen von „Yesterday“ mit Volker Kamp am Cello still und leise endete. Zur Belohnung der Musiker gab’s schließlich zwei mit Scheinen bestens gefüllte Zylinderhüte – „für lau“ war auch diesmal nicht umsonst.