Oberhausen. Für mehr als 1,6 Millionen Euro muss die Haustechnik in der Oberhausener Ludwiggalerie erneuert werden: Klimaanlage, Brand- und Einbruchmelder.

Der Lockdown des Frühjahrs 2020 hatte die Ludwiggalerie zwar einige Ausstellungswochen der großen Linda-McCartney-Schau gekostet; doch pünktlich zum geplanten Termin am 10. Mai konnte die große Rudolf-Holtappel-Retrospektive eröffnen. Der große Knick im Programm kommt erst im nächsten Jahr – und hat mit der Corona-Pandemie zunächst nichts zu tun.

Das Kleine Schloss bleibt im Juni und Juli 2021 geschlossen, das Große Schloss sogar vom 31. Mai bis 26. September. Geöffnet bleibt dann allein der Schlosshof, für den Christine Vogt als Direktorin der Ludwiggalerie „ein umfangreiches Programm mit zahlreichen Kunstaktionen“ verspricht. Es ist die für Museen so wichtige Haustechnik, die zu Schließung und Freilicht-Programm zwingt.

Der Schuh als Kunst-Stück – davon gab schon die kleine Kabinetts-Ausstellung zur „Sammlung O.“ einen Vorgeschmack.
Der Schuh als Kunst-Stück – davon gab schon die kleine Kabinetts-Ausstellung zur „Sammlung O.“ einen Vorgeschmack. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Als Besucher in der selbst im Hochsommer angenehm kühlen Ludwiggalerie dürfte man es kaum bemerkt haben, doch die Klimaanlage „ist mittlerweile in die Jahre gekommen“. So heißt es im Bericht der Stadtverwaltung für Finanzausschuss und Rat, der noch in seiner alten Konstellation eine Investition von 1.665.000 Euro, verteilt über dieses und das kommende Jahr, bewilligt hat.

Für Leihgeber muss das Klima präzise stimmen

Denn neben der Klimatechnik müssen auch die rund 400 Brandmelder im Schloss Oberhausen erneuert werden sowie die Einbruchmeldeanlage im Großen Schloss. Ihre Sanierung ist laut Verwaltungsbericht sogar „der aufwendigste Teil“ der anstehenden Arbeiten.

Alle drei Anlagen haben große Bedeutung für den Leihverkehr der Ludwiggalerie, die ihre anerkannt hochrangigen Ausstellungen eben nicht immer aus dem eigenen Depot bestreiten kann. Für Leihgeber grafischer Kunst muss die Ausleuchtung ihrer Werke ebenso präzise und konstant stimmen wie die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit. Zudem hat die störanfällige alte Klimaanlage einen viel zu hohen Energieverbrauch.

Ein Neubau nach historischem Entwurf

Über das Alter des Schlosses Oberhausen lässt sich ebenso ausdauernd diskutieren wie über die 91 Jahre des nahen Gasometers: Denn beide Wahrzeichen Oberhausen wurden schon nahezu komplett abgetragen und wieder aufgebaut.

Für das Schloss hatte August Reinking einen ersten Entwurf bereits 1803 vorgelegt – der allerdings erst 155 Jahre später verwirklicht wurde. Denn in den 1950er Jahren, als Schloss Oberhausen bereits einige Jahre als „Städtische Galerie“ betrieben wurde, zeigte sich, wie marode die Bausubstanz nach einem Jahrhundert des Bergbaus war.

Man erinnerte sich an die Entwürfe des Schloss-Architekten aus Rheine – und baute die Anlage erstmals so, dass Großes und Kleines Schloss den heute so lauschigen Innenhof umschließen. Die Gutehoffnungshütte erwies sich anlässlich ihres 200-jährigen Bestehens in den Jahren 1958/59 als Mäzen des neuen/alten Schlossbaus.

Für die veralteten Brandmelder sind bereits keine Ersatzteile mehr erhältlich. Gleiches gilt für die, laut Bericht, „in Teilstücken nicht mehr betriebsfähige“ Einbruchmeldeanlage. Die Verwaltung geht davon aus, dass ein gehöriger Teil des Netzes neu verkabelt werden muss. Und die gesamte Schaltzentrale muss durch eine neue Anlage ersetzt werden.

Unverkennbar Kuro: Dieses Selbstporträt plus Künstlersignatur will die Oberhausener Ludwiggalerie als Hauptwerbemotiv für die Ausstellung nutzen.
Unverkennbar Kuro: Dieses Selbstporträt plus Künstlersignatur will die Oberhausener Ludwiggalerie als Hauptwerbemotiv für die Ausstellung nutzen. © Nachlass Ludwiggalerie | Walter Kurowski

Mit der Ludwiggalerie, der Gedenkhalle und der Standesamt-Filiale ist die Stadt zwar „nur“ Mieterin des Schlosses Oberhausen, das der Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) gehört: Die Stadt hat sich aber vertraglich zur Unterhaltung des ursprünglich bis 1818 erbauten Schlosses verpflichtet.

Schuh-Fetischismus aus allen Kunstepochen

Noch nicht betroffen von den monatelangen Sanierungsarbeiten sind die beiden ersten Ausstellungen des nächsten Jahres: Für „Art about Shoes – von Schnabelschuh bis Sneaker“ hatte Christine Vogt bereits bei der letzten Kabinetts-Ausstellung zur „Sammlung O.“ einige beispielhafte Exponate gezeigt. Als Extra-Coup zeigt das Haupthaus gleichzeitig die Pop Art von Heiner Meyer: Der 66-Jährige aus Bielefeld betreibt schließlich in hochglänzender Airbrush-Ästhetik auch ausgiebig Schuh-Fetischismus.

Last, not least, startet 2021 in der Panoramagalerie am 31. Januar die Werkschau „Walter Kurowski – Künstler, Karikaturist, Kulturlegende“ und präsentiert eine Auswahl aus dem von der Stadt erworbenen Nachlass des in Oberhausen Unvergessenen.