Oberhausen. Die Kabinettsausstellung zur „Sammlung O.“ im Schloss Oberhausen präsentiert neue Schenkungen und wirbt um Paten für die „All about Shoes“-Schau.
Bei einem derart verlockenden Thema müssten eigentlich die Schuhmodehäuser vor der Direktion der Ludwiggalerie Schlange stehen, um sich als Sponsoren anzubieten: „All about Shoes“ wird eine große Ausstellung des kommenden Jahres heißen, verkündete Christine Vogt gestern – inmitten einer augenfälligen Wunschliste. Nach „Hair! Das Haar in der Kunst“ 2013 und „Die Geste“ 2018 musste die Direktorin wohl eher früher als später an den Füßen ankommen.
Und so betreibt die Ludwiggalerie voller Vorfreude in ihrer Kabinettsausstellung „Die Sammlung O. Alte Schätze – neue Wünsche“ ein kleines bisschen Schuhfetischismus: Sei es in Gestalt klitzekleiner Glaspantoffeln orientalischer Fasson, sei es mit Elvira Bachs so todschicker wie selbstironischer Grafik „Roter, schöner Schuh“: ein Selbstporträt der modebewussten Künstlerin mit nichts als hochhackigen Pumps im Kopf. Wenn das ein Mann gezeichnet hätte . . .
Das reichhaltig bestückte Kabinett inmitten von Rudolf Holtappels Werkschau (also des aktuell und wohl auf viele Jahre größten Kunstbesitzes der Ludwiggalerie) teilt sich in zwei „Wände der Wünsche“ und in Würdigungen zweier besonders großzügiger Spender. Aber von den Schuhen kann die Direktorin noch nicht lassen: „ein super spannendes Thema“ – nicht nur für Frauen.
Ein Meister der Druckgrafik als Mäzen
Christine Vogt verweist auf das Filmplakat von 1985 „The Man with one Red Shoe“, das mit lässig abgelegten rotweißen Sneakers prangt. Wunschobjekte sind auch die virilen „Trinkstiefel aus dem Jugendstil“. Und sogar Abdrücke der einzig originalen Moonboots von der staubigen Oberfläche unseres Trabanten zählen 2021 zu den orthopädischen Schätzen von „All about Shoes“.
Kunst-Patenschaft schon ab 50 Euro möglich
Zu sehen ist das Kabinett „Die Sammlung O.“ bis 6. September mit einer Eintrittskarte für die Holtappel-Werkschau „Die Zukunft hat schon begonnen“ im Schloss Oberhausen. Karten kosten 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, als Familienkarte 12 Euro (online informiert ludwiggalerie.de).
Patenschaften für ein Werk an der „Wand der Wünsche“ rangieren zwischen 50 und 1500 Euro. Wer eine Patenschaft übernimmt, wird zukünftig – falls gewünscht – stets als Pate genannt.
Interessierte Paten können sich an die Kasse im Entree oder im Museumsshop wenden oder der Ludwiggalerie mailen. Direktorin Christine Vogt nennt es „unser Anliegen, dass wir unseren kleinen Kunstbesitz lebendig halten“.
Die stolz ins Kabinett gehängten jüngsten Schenkungen für die „Sammlung O.“ (also den städtischen Kunstbesitz) sind allerdings von ganz anderem Zuschnitt. So überließ Walter Dohmen, der 79-jährige Meister der Druckgrafik, nach der Vorjahresausstellung im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie ein großzügiges Konvolut als Geschenk: Thematisch ist’s weitgespannt vom auf Blattgold schimmerndem „Engel“ bis zu einem kleinen „Totentanz“ vierer Skelette.
Fast beängstigend zeitgemäß zu Themen aus Medizin (und ihrem Versagen) sammelt auch der studierte Apotheker Wolfgang Wissing: Er schenkte der Ludwiggalerie 80 Blätter von 18 Künstlern. Als „Ex Libris“-Sammler, erzählt Kuratorin Jennifer Liß, bat er grafische Künstler um Arbeiten zu Themen wie einer neuen Apokalypse. Thomas Löhning schuf virtuos gestaltete Blätter wie „Kernkraftfrühling“: zugleich Mahnung und eine Feier der aufblühenden Natur. Dirk Hupe schließlich, dessen Schrift-Kunst auch die „Struwwelpeter“-Ausstellung des Vorjahres bereichert hatte, zeigte sich als dritter namhafter „Pate“ eigener Werke.
Wunsch-Werke verweisen auf Erfolgsausstellungen
Andere Wunsch-Werke, für die noch Paten zu finden sind, verweisen auf frühere Erfolgs-Ausstellungen der Ludwiggalerie, unter ihnen großformatige Grafiken der „British Pop Artists“ Robin Page, John Salt und Joe Tilson. Ihrem Stil entspricht kongenial Thomas Bayerle mit seinem aktuellen Blatt „Jägermeister“: eine flott daherschreitende Silhouette in schönster Pop-Art-Manier, geschaffen aus dem sattsam bekannten Kräuterlikör-Logo. Christine Vogt dürfte auch dafür einen inspirierenden Ausstellungskontext finden.