Oberhausen. . Die „Sammlung O.“ vereint alte und neue Schätze im Kunstbesitz der Stadt. Panoramagalerie zeigt in dichter Hängung „Hochwertiges und Kurioses“.
- Kurz nach dem großen Kunst-Kauf zeigt die Ludwiggalerie einige Werke Rudolf Holtappels
- Die hintergründig-humorvollen Fotos fügen sich in die Ausstellung zur „Sammlung O.“
- Neben großen grafischen Blättern und Gemälden war stets auch Platz für Kurioses
In 70 Jahren entstand eine Sammlung, „die Hochwertiges und Kurioses vereint“. So steht’s etwas süffisant auf dem großen Textbanner am Eingang zur Panoramagalerie. Aber gerade das Unebene macht auch den besonderen Charme dieser „Sammlung O.“ aus. „Alte und neue Schätze aus dem Kunstbesitz der Stadt“ ist die Ausstellung untertitelt, die am Sonntag, 8. Oktober, um 11 Uhr eröffnet.
„Ganz besonders stolz und glücklich“ eilt Christine Vogt, die Direktorin der Ludwiggalerie, an die Rückwand des großen, geschwungenen Raumes. Dieses „Kabinett“ gehört den Fotografien Rudolf Holtappels. Der Ankauf seines Nachlasses ist erst in der vorigen Woche auch vom Rat der Stadt bestätigt worden. „Vater war sehr interessiert, dass die Sammlung in Oberhausen bleibt“, sagt Rolf Holtappel. Sein Sohn erinnert an die Experimentierfreude des Lichtbildners, mit der er sich in seinen letzten Jahren – Rudolf Holtappel lebte von 1923 bis 2013 – selbst historische Techniken aus der Ära des Fotopioniers William Henry Fox Talbot aneignete.
Ein bizarres Knäuel roten Eisens
Beispielhaft – auch für den Humor des Meisterfotografen – zeigt die „Sammlung O.“ eine Montage aus etlichen Porträts des verwegen grimassierenden Poeten Peter Handke. Die klassischen Schwarz-Weiß-Abzüge stammen noch aus der Dunkelkammer im Theaterviertel. Sein Vater habe vor Fixierbädern und Vergrößerern mindestens 15 Lebensjahre verbracht, schätzt Rolf Holtappel. Mit der Arbeit von Laboren sei er stets unzufrieden gewesen – auch die digitale Fotografie hatte er bald wieder aufgegeben.
In der inspirierenden Melange aus „hochwertig und kurios“ zeigt die Panoramagalerie als weiteres Beispiel moderner Fotografie ein Doppelporträt Herlinde Koelbls – durchaus passend zwischen Gemälden alter Meister. In dichter Hängung erzählt die Auswahl auch von der jeweiligen „Politik“ der Vorgänger Christine Vogts.
Da ist Carl Barths Nachkriegs-Gemälde der zerstörten Rheinbrücke in Köln: Links neben der Dom-Silhouette ein bizarres Knäuel roten Eisens. Die langen, zerbombten Träger geben der Ruine die Anmutung eines Louise Bourgeois’schen Spinnen-Monsters. Das Werk verweist auf den frühen Beginn des städtischen Sammlungs-Aufbaus – im kriegszerstörten Oberhausen, „ohne große bürgerliche Sammler“, wie Christine Vogt sagt.
Kursbestimmend für gleich zwei Städte war Thomas Grochowiak. Der Recklinghäuser leitete nicht nur die Museen seiner Heimatstadt, sondern bis 1980 nebenberuflich auch die Galerie im Schloss Oberhausen. Aus der Ära des Malers und Kunstpolitikers stammt das heute noch provozierend drastische Blatt „Prostituiertenmord“, ein Aquarell und Bleistift-Bild von Erhard Göttlicher. Auch die kalt-realistische „Zellentür“ des heute als Bühnenbildner grandioser Räume bei den Ruhrfestspielen gefragten Ben Willikens ist ein Beispiel sowohl entschlossener Ankaufs-Politik – als auch deutlicher Wertsteigerung.
Doch dieser Aspekt ist der Direktorin weniger wichtig als das stete Bemühen, Schätze aus dem Depot für die Themenausstellungen der Ludwiggalerie zu erschließen.
>>>>>>>INFO: Neue Werkauswahl und ein historischer Katalog
Die Ausstellung „Die Sammlung O.“ eröffnet am Sonntag, 8. Oktober, um 11 Uhr im Beisein von Rolf Holtappel, dem Sohn des Fotografen Rudolf Holtappel in der Panoramagalerie im „Kleinen Schloss“. Zu sehen bleiben die Werke in städtischem Besitz dort bis zum 21. Januar 2018. Einen Überblick zum Nachblättern bietet der vor 30 Jahren aufgelegte Katalogband „Sammlung städtischer Kunstbesitz“ – elf Jahr älter als die heutige Ludwiggalerie. Er ist im Museumsshop für nur 5 Euro erhältlich – und zeigt auch einige Werke der aktuellen Ausstellung.