Oberhausen. Einzelne Anwohner beschweren sich über die Lautstärke von Biergarten-Konzerten am Oberhausener Altmarkt. Doch das sehen längst nicht alle so.

Eigentlich wollte die Musik-Reihe „Indie Radar Ruhr“ mit Biergarten-Konzerten in der Innenstadt von Oberhausen für einen Hauch von Metropole sorgen. Doch sechs Wochen nach dem Start der ambitionierten Konzert-Serie ist vor dem Gdanska mehr Verstimmung als Wohlklang zu vernehmen. Veranstalter Maximilian Janetzki sagt ungeschminkt: „Die Kultur hängt am seidenen Faden!“

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In der Oberhausener Innenstadt, der Unkenrufer häufig provinzielle Verschlafenheit unterstellen, soll ausgerechnet die Lautstärke zum Bremsklotz werden. Einzelne Anwohner fühlen sich durch die Konzerte am Marktplatz in ihrer Ruhe gestört. Das bestätigt die Stadt Oberhausen auf Anfrage. „Seit dem 13. Juli gehen Beschwerden über Lärmbelästigungen durch Live-Musik des Gdanska bei der Ordnungsbehörde ein.“

Streit um Dezibelzahlen am Altmarkt

Bei der Aktionsnacht „Night of Light“ erinnerte auch das Gdanska am Altmarkt in Oberhausen an die schwierige Lage der Konzert- und Gastronomiebranche durch die Corona-Krise.
Bei der Aktionsnacht „Night of Light“ erinnerte auch das Gdanska am Altmarkt in Oberhausen an die schwierige Lage der Konzert- und Gastronomiebranche durch die Corona-Krise. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Junge aufstrebende Nachwuchsbands und internationale Aufsteiger haben bislang vor der Kulturgaststätte gespielt. Bis zu hundert Zuschauer zählten die Macher im Biergarten bei den recht kompakt gehaltenen Gigs. Die Auftrittszeit sei auf den frühen Abend beschränkt.

Die Genehmigung umfasse einen Zeitraum zwischen 19 und 21.30 Uhr, der selten ausgeschöpft werde. Szene-Bands wie die Dortmunder Surf-Punk-Gruppe „Drens“ spielten vor zwei Wochen ziemlich genau eine Stunde lang. „Wir befinden uns weit weg von der Nachtruhe“, versichert Janetzki.

Die Uhrzeit der Konzerte bringt das vielversprechende Konstrukt tatsächlich weniger ins Wanken, sondern vielmehr die Dezibelzahlen. „Der Immissionswert wurde in der Genehmigung für die Konzerte auf 50 dB festgelegt“, schreibt die Stadt. Messungen des Ordnungsamtes hätten aber deutlich höhere Werte ergeben. Hierbei soll es sich um 80 Dezibel handeln. Bei Kontrollen des Ordnungsdienstes seien die Werte dauerhaft ermittelt worden.

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Der Veranstalter spricht dagegen von zwischenzeitlichen Spitzenwerten. Die festgelegte Dezibelzahl sei für eine Kulturveranstaltung zudem zu streng. Die Lautstärkenbegrenzung in der Genehmigung sehe nur Werte auf Gesprächslautstärke vor und schöpfe den gesetzlich möglichen Rahmen nicht aus.

Genehmigung nur für Gesprächslautstärke

„Wir sind sehr darauf bedacht, dass die Nachbarn nicht dauerhaft gestört werden“, betont der Konzert-Veranstalter. Unter der ausgestellten Genehmigung entstehe jedoch ein Spannungsfeld zwischen „möglich machen wollen“ und „unmöglich gemacht werden“.

Ordnungsamt kontrollierte 20 Gastronomen

Das Ordnungsamt kontrollierte am Wochenende gemeinsam mit der Polizei 20 gastronomische Betriebe in Oberhausen. Dabei ging es hauptsächlich um die Einhaltung der geltenden Corona-Regeln. Es wurden mehrere Verstöße entdeckt. Die Ordnungsamtsmitarbeiter erstellten elf Ordnungswidrigkeitsanzeigen.

Aufgrund der Beschwerden von Anwohnern wegen zu hoher Lärmwerte wurde auch das Gdanska aufgesucht und in Höhe des Jobcenters eine Geräuschmessung durchgeführt.

Janetzki befindet sich mittlerweile in Gesprächen mit dem Ordnungsamt. Das für Freitag, 31. Juli, anvisierte Konzert der Gruppe „Figur Lemur“ verlegt er von der Außenbühne ins Gdanska. Drinnen können allerdings nur wenige Besucher nach Corona-Regeln den Auftritt verfolgen.

Darum soll das Konzert im Biergarten auf einer Leinwand übertragen werden. Der Veranstalter möchte dort eigene Schall-Messungen vornehmen – und eine Dezibelanzeige aufstellen. „Wir wollen damit nicht nur auf unsere Lage vor Ort, sondern auch auf die Gesamtsituation von Kunst und Gastronomie aufmerksam machen.“

Übrigens gibt es von den Anwohnern am Altmarkt nicht nur Beschwerden, sondern auch Unterstützung für die Konzertreihe. Anwohnerin Hildegard Wonsyld wünscht sich angesichts der frühen Spielzeit mehr Toleranz. „Nachtruhe ist wichtig und im Zusammenleben muss gegenseitige Rücksichtnahme selbstverständlich sein. In einer von Kulturangeboten nicht gerade verwöhnten Innenstadt sollten aber auch einmal von den Anwohnern ein Auge und ein Ohr zugedrückt werden.“