Oberhausen. Oberhausen soll eine gute Adresse für aufstrebende Indie-Musiker werden. Dafür starten im Gdanska und im Ebertbad atmosphärische Club-Konzerte.
Der Bodenbelag der Oberhausener Kulturkneipe Gdanska hat schon so manche durchgetanzte Nacht erlebt. Gastgeber Czeslaw Golebiewski rückt seinen schwarzen Hut zurecht und grübelt. Was ist besonders hängengeblieben? „Atmosphäre“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Ob bei „Gitarrissimo“ oder „Jazz-Karussell“, im deutsch-polnischen Gasthaus wurden schon viele hörig.
Doch dass die besondere Liebe zur Musik am Altmarkt wahrlich kein Selbstläufer ist und es auch in Zukunft wohl nicht sein wird, hat den Wirt nachdenklich gemacht. „Auch für die künftigen Generationen soll es schließlich etwas Interessantes geben“, sagt Golebiewski und blickt damit auf kommende Jahre zwischen Gitarren-Riffs und Mitsing-Teil.
Nicht nur Hamburg und Amsterdam – auch Oberhausen
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Daher traf die Idee, mit der Maximilian Janetzki auf den Gdanska-Chef zukam, auch direkt auf offene Ohren. Janetzki möchte bereits ab März in der Kulturgaststätte junge, innovative Konzerte etablieren. Nicht als bekanntes Einzel-Vergnügen, sondern als eine nachhaltige Konzertreihe, bei der sich vor allem aufstrebende Indie-Musiker angesprochen fühlen sollen. Der ambitionierte Titel: „Indie Radar Ruhr!“
Die aktive U50-Fraktion unter den Musik-Liebhabern soll sich angesprochen fühlen, genauso wie studentisches Publikum, das dann auch aus den umliegenden Städten in die Oberhausener Innenstadt pilgert. Janetzki hat die Indie-Szene in verschiedenen europäischen Metropolen aufmerksam beäugt. „Es hat mich allerdings immer verwundert, warum so viele Musiker auf ihrem Weg von Berlin über Hamburg nach Amsterdam um das Ruhrgebiet einen großen Bogen gemacht haben.“ Mit dem „Indie Radar Ruhr“ möchte Janetzki der in der vielfältigen Revierszene eine weitere Anlaufstation etablieren, die übrigens nicht auf einen Ort beschränkt bleiben soll.
Mehr als die Hälfte der Konzerte soll weiblich sein
Zunächst sollen die Konzerte im Gdanska starten – bis zu 200 Konzertbesucher passen in den Saal, der je nach Auslastung in der Größe angepasst werden kann und eine aufwendige Lichttechnik erhalten soll. Später, so Janetzki, sollen jedoch auch Gigs von „Indie Radar Ruhr“ im größeren Ebertbad am Ebertplatz über die Bühne gehen. Die Gespräche mit der kulturellen Bad-Leitung seien gut verlaufen, eine Perspektive für größere Auftritte sei daher vorhanden.
Gdanska öffnet seit 20 Jahren
Neben dem Gdanska befindet sich am Altmarkt auch das „Hotelik Jazzlove“, das sechs dekorierte Räume und ein Appartement beinhaltet. Die Räume haben jeweils ein eigenes Badezimmer. Die Übernachtung in einem Zimmer gibt es ab 65 Euro.
Seit dem Jahr 2000 öffnet die Kulturkneipe in der Oberhausener Innenstadt ihre Türen. Zum Komplex gehören neben dem Gasthaus auch ein kleines Theater und das Hotel.
Von bekannten Einzelkonzerten möchte sich „Indie Radar Ruhr“ durch eigene Qualitätskriterien unterscheiden. So sollen nach der Idee von Janetzki vor allem weibliche Musiker eine Bühne erhalten – mehr als die Hälfte der Bands und Solisten sollen Frauen sein. Haptische Tickets und somit überflüssiges Papier soll es nicht geben. Mit dem Ticket-Partner „See Ticket“ sollen die Eintrittskarten außerdem über das eigene Handy abrufbar sein.
Stolze 42 Konzerte pro Jahr, teils mit einem internationalen Line-up, sollen „Indie Radar Ruhr“ Leben einhauchen. Die Kartenpreise bewegen sich zwischen 10 und 32 Euro. Der Konzertkalender wächst derzeit noch fleißig. Am Mittwoch, 4. März, steht im Gdanska etwa die niederländische Indie-Pop-Band „The Homesick“ parat, um inmitten der Revierkultur vorzuspielen. Los geht es um 20 Uhr. Tickets kosten 11 bis 13 Euro.