Oberhausen. Die Reihe „Indie Radar Ruhr“ sorgt beim Sitzplatz-Konzert in Oberhausen für bestens aufgelegten Surf-Punk. „Drens“ proben am Gdanska die Welle.

Sie tragen es aus Überzeugung – die Betrachter mit Fassung: Die Dortmunder Surf-Punk-Band „Drens“ muss sich beim Blitzbesuch in Oberhausen langweilige Einheitsklamotten wirklich nicht vorwerfen lassen. Beim Gastspiel am frühen Samstagabend schwappt eine Welle nach der anderen mit wunderbar schlechtem Geschmack vor die Kulturgaststätte Gdanska. Bebende Beats paaren sich mit Bart und Badehose.

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Mit ihren quietschroten Schwimm-Shorts, die man nach geschlagener Konzertschlacht übrigens käuflich erwerben kann, dürfte das Quartett selbst Baywatch-Bademeister David Hasselhoff neidisch machen. Und der hat in Sachen Trash nun wirklich schon alles gesehen.

Dankbares Publikum – und dankbare Musiker: „Dadurch wissen wir, wofür wir proben. Dann ergibt alles einen Sinn.“
Dankbares Publikum – und dankbare Musiker: „Dadurch wissen wir, wofür wir proben. Dann ergibt alles einen Sinn.“ © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Wer sich jedoch unter den knapp 100 Zuhörern bei der beachtlich angelaufenen Konzertreihe „Indie Radar Ruhr“ nur auf sich kräuselnde Schnurrbärte konzentriert, der läuft Gefahr, etwas zu verpassen.

Herz und Händchen unter dem Hawaiihemd

„Drens“ müssen sich nicht verstecken. Und damit ist ihre Musik gemeint. Unter den schlabberigen Hawaiihemden stecken genug Herz und Händchen, um stilsicher die sommerlichen Strömungen des Punk in einen Ozean voller Pop-Anleihen zu leiten. Punkt.

Blumiger geht’s nimmer? Dann sind einem an der weiter munter gedeihenden Konzertstätte die von der Wirtsfamilie Golebiewski sorgsam eintopften Topfpflanzen durch die Lappen gegangen.

Der Biergarten hat sich zu einer stimmungsvollen Konzert-Bühne gemausert. Bunte Sitzbänke befinden sich sogar auf den grünen Baumscheiben. Davor stehen sie, die kleinen Tische, auf denen Getränke und polnische Deftigkeit parken, während vorne die Gitarren-Riffs keine Schlemmer-Pause zulassen. Das hat fast schon etwas vom Kiez in Großstädten.

Ihr Publikum haben die Vier von „Drens“ bestens im Griff. Zum Schluss fliegen die Bierdeckel – und werden brav wieder eingesammelt.
Ihr Publikum haben die Vier von „Drens“ bestens im Griff. Zum Schluss fliegen die Bierdeckel – und werden brav wieder eingesammelt. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

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Von denen hat auch die aufstrebende Indie-Band schon einige gesehen. Ab November stehen Hamburg, Berlin und München im Tourkalender. Momentan aber: eher nichts. Corona krempelt, wie sollte es anders sein, bei Bands und Künstlern kräftig die Planungen auf links. Der Auftritt vor dem Gdanska wirkt auf die Festival-erprobten Musiker wie ein kleiner Glücksfall.

Biergarten sorgt für seltene Live-Gelegenheit

Gdanska – weitere Konzerte folgen

Indie Radar Ruhr versorgte die Zuhörer am Wochenende im Biergarten am Altmarkt mit einem doppelten Konzert-Reigen. Bereits am Freitag entzückte das weibliche Duo „Wir hatten was mit Björn“ mit einem Zusammenspiel aus Kontrabass, Posaune und Elektronik die Besucher.

Weiter geht es am Freitag, 24. Juli, mit der aufstrebenden Musikerin und Songwriterin Catt, die schon mit Judith Holofernes und Sarah Connor kooperierte. Das Sitzplatz-Konzert beginnt um 19.30 Uhr. Eintritt frei, eine Soli-Spende ist erwünscht. Ein Tisch sollte beim Gdanska vorher reserviert werden.

„Wir sind sehr dankbar, dass wir auftreten können“, sprechen die Jungs zwischendurch auch ins Mikrofon. „Dadurch wissen wir, wofür wir proben. Dann ergibt alles einen Sinn.“ Dabei muss das Quartett nicht gerade tiefstapeln. Ihre Booking-Agentur „Kikis Kleiner Tourneeservice“ (KKT) kümmert sich sonst um Szene-Schwergewichte wie „Die Ärzte“, „Die Toten Hosen“ und „Beatsteaks“.

Auch wenn den klatschenden Zuhörern die Feinheiten hinter den Kulissen ziemlich egal gewesen sein werden – „Drens“ hinterlassen vor dem Gdanska ihre Spuren. Zum Abschlusslied fliegen die Bierdeckel (werden hinterher alle wieder brav aufgesammelt) umher. Aber vor allem die musikalische Mischung ihrer englischsprachigen Laune-Songs überzeugt.

Sonnige Gemüter bei „A very sunny Day“, die Liegestütze im Wohnzimmer von „Saditsfiction“, eine rollende Radfahrer-Hymne „Bicycle Rider“ und die Freundschaftsanfrage in Dauerschleife „Best Friend“ machen bei den Surf-Punkern schon Lust auf mehr.