Oberhausen. Der Oberhausener Leo Karter verbindet englische und portugiesische Sprache. Nach seiner Debüt-Single „Timber“ legt er nach.
Schuld war nur der Bossa Nova! Bei seinem komplett auf Portugiesisch geschriebenen Song „Amanhã“ (übersetzt: Morgen) zieht Leo Karter dem traditionellen brasilianischen Musikstil ein ungewohntes popmusikalisches Gewand an. Dies ist nicht die einzige Variante, mit der der Oberhausener Musiker überraschen möchte.
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Ausgetrampelte Pfade sind dem 20-Jährigen zu langweilig. „MPB“ (Música Popular Brasileira) und englischsprachiger Indie-Pop dichtet man einem Reviermusiker wahrlich nicht reflexartig sofort an. Aber Leo Karter hat sich mit unkonventionellen Mischungen bereits ein kleines, aber achtsames Publikum aufgebaut.
Sprung in die Bestenliste der Lokalradios
Vier Jahre dürfte es her sein, dass Karters Sammelleidenschaft begann. Griffige Themen und emotionale Momente fasste der Oberhausener in eigenen Songs zusammen. 2019 gewann er den in Oberhausen ausgeschriebenen Talentschmiede-Nachwuchspreis. Seiner ersten Single „Timber“ gelang bei mehreren Lokalradio-Sendern in Nordrhein-Westfalen der Sprung in die Bestenlisten.
Nicht schlecht für jemanden, der sich noch am Anfang seines Werdegangs befindet. Seine Leidenschaft für die Instrumentierung begann früh, mehrere Klangwerkzeuge beherrscht Leo Karter.
Folglich wundert es nicht, dass Gitarren-, Piano- und Bläserklänge die Songs begleiten. Sechs Musiker stehen ihm häufig auf der Bühnen zur Seite, um ein voluminöses Klangbild zu schaffen. Mit guten Bekannten klappt es besser: Er lernte viele seiner Mitstreiter bei einem schulischen Musicalprojekt kennen.
Instrumentierung und Texte sollen die Gefühlswelt des jungen Musikers spiegeln. Karter möchte Geschichten vom Aufbruch erzählen, von vergänglicher Liebe und der weltlichen Ohnmacht vor dem Klimawandel.
Brasilianischer Singer-Songwriter als Vorbild
Seine Affinität zur brasilianischen Musik, zu den portugiesischen Textzeilen, ist natürlich kein Zufall. Zu seinen Vorbildern zählt der brasilianische Singer-Songwriter Rodrigo Amarante, Mitglied der Bands Los Hermanos und Little Joy. Das Intro der bekannten Netflix-Serie „Narcos“ hat mit eindringlichen Melodien ein weltweites Publikum erreicht.
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Doch auf Stilrichtungen möchte sich Leo Karter nicht festlegen. Garage-Rock von Julian Casablancas (The Strokes) und Beirut mit treibender Weltmusik könnten bei ihm herausklingen. Es sind Rhythmen, die zum Tanzen anregen sollen – wenn nicht momentan die Corona-Pandemie für Stillstand sorgen würde.
Streaming-Konzert aus dem Gdanska
Indie-Szene in Oberhausen wächst
Die Indie-Szene in Oberhausen ist größer als man denkt. Nachdem sich Druckluft und Zentrum Altenberg in den vergangenen Jahrzehnten als Standort für besondere Club-Konzerte von nationalen und internationalen Bands etabliert haben, ist eine weitere Veranstaltungsreihe gestartet.
Indie-Radar-Ruhr lockt mit regelmäßigen Konzerten in und vor die Kulturgaststätte Gdanska am Altmarkt. Die Konzerte im Biergarten kosten momentan keinen Eintritt. Es wird eine Schiffchen-Spardose herumgereicht, um freiwillige Spenden zu sammeln.
Seine Neuerscheinung „Wildly Burning Flames“ schallt daher vornehmlich an der frischen Luft. Karter zieht aus, um die Freiluft-Bühnen zu besuchen. Erst kürzlich stand der 20-Jährige im Bürgerpark in Dorsten vor einer Corona-gerechten Open-Air-Kulisse.
Doch auch die ersten Streaming-Konzerte in der frühen Phase der Pandemie nutzte Leo Karter, um sich per Datenleitung in fremde Wohnzimmer zu spielen. Aus dem Oberhausener Gdanska sendete er ebenso schallende Grüße wie während mehrerer Sessions über das soziale Netzwerk Instagram.
An Bastelideen soll es auch in Zukunft nicht mangeln: Für seine Debüt-EP „Always Spaced Out“ befindet er sich immer mal wieder im Studio. Das Werk soll spätestens bis zum Herbst fertig sein.