Oberhausen. . Seit 20 Jahren ist Wilfred Gbadago im Zentrum Altenberg Kult. Oberhausen ist für die Reinigungskraft Heimat und Familie. Motto: „Respekt, Mann!“

Neulich traf Wilfred Gbadago auf bekannte Gesichter. Vor den Sanitäranlagen im Zentrum Altenberg sprach ein Pärchen den 55-Jährigen an. Längst waren die ehemaligen Stammgäste der Diskothek aus Oberhausen weggezogen. Vielleicht seit 15 Jahren. Beim Wiedersehen fiel ihnen auf: „Wir kennen hier keinen mehr. Keine Kellner von damals, kaum Gäste... Aber du, Wilfred, du bist immer noch da!“

Und Wilfred Gbadago reagierte wie immer: „Respekt, Mann!“ Als 25-Jähriger kam er aus Ghana nach Deutschland. Seit 20 Jahren ist der Mann mit dem breiten Lachen im Zentrum Altenberg für die Gäste ein Kult-Klomann. Jemand, der viele mit dem Vornamen anspricht. Der Abend für Abend auf dem kleinen Hocker sitzt und die Besucher mit seinem berühmten Handschlag begrüßt: Jungspunde, Alt-Tänzer, Düster-Freunde — ganz egal.

„Oberhausen? Das ist meine Heimat!“

Als Reinigungskraft beginnt bei ihm oft die Schicht, wenn andere längst Feierabend haben. In Ghana arbeitete er als Elektro- und Fernsehtechniker, wollte in Deutschland studieren. Aus anfänglichen Jobs wurde mehr, heute ist er aus der soziokulturellen Einrichtung nicht mehr wegzudenken. Wichtig ist ihm: „Du musst positiv bleiben. Wenn du anderen Menschen so begegnest, kommt etwas zurück.“

Seit rund 20 Jahren gehört Wilfred Gbadago zum Zentrum Altenberg in Oberhausen.
Seit rund 20 Jahren gehört Wilfred Gbadago zum Zentrum Altenberg in Oberhausen. © Gerd Wallhorn

Vor fünf Jahren erhielt er vom damaligen OB Klaus Wehling seine Einbürgerungsurkunde. Die derzeit scharf diskutierte Frage nach Wurzeln und Heimat versteht er nicht. Er sagt: „Oberhausen ist meine Heimat!“ Bei der Fußball-WM drückt er Deutschland die Daumen. Übrigens selbst wenn sie mal schlecht spielen oder verlieren. Wieso muss man danach noch Fragen?

Bei einem Streit geht er dazwischen

Mit seiner Frau sowie zwei Söhnen und zwei Töchtern fühlt er sich wohl. Regelmäßig besucht er die Verwandtschaft in Afrika. Doch es hat sich etwas verändert: Die Leute in Ghana erkennen ihn mittlerweile als Ausländer. Das sehe man an der Kleidung, sogar an der Haut, meint Wilfred Gbadago. Doch Ausländer sei in seinem Umfeld nicht negativ behaftet. Der Begriff habe etwas Anerkennendes. Es sei die Bezeichnung für jemanden, der es in einem anderen Land geschafft habe. Eben: Respekt, Mann!

Die meisten Verwandten staunten bei ihm schon über eine deutsche Tugend: Pünktlichkeit! Wilfred Gbadago lacht. Die Hitze bereite ihm mittlerweile sogar Probleme. Er freut sich über kühle Schauer in Oberhausen. Da ist er ehrlich.

Bei Respektlosigkeit hört der Spaß auf

Im Zentrum Altenberg ist der meist gut gelaunte Mann eine Respektsperson: Wenn der Alkohol junge Tänzer übermütig werden lässt, Stress droht, geht Wilfred auch mal dazwischen. „Cool bleiben! Respekt zeigen!“ Gäste hätten sich später im nüchternen Zustand schon verschämt bei ihm bedankt.

Ein besonderer Moment: Der damalige Oberbürgermeister Klaus Wehling überreicht Wilfred Gbadago die Einbürgerungsurkunde.
Ein besonderer Moment: Der damalige Oberbürgermeister Klaus Wehling überreicht Wilfred Gbadago die Einbürgerungsurkunde. © Stadt

Nicht alles ist rosarot. Wenn das Wort mit „N.....“ fällt, hört bei Wilfred der Spaß auf. Das sagt man nicht. Schon gar nicht quer über den Gang gebrüllt. Respektlos! Es komme selten vor, zum Glück.

Den Humor verliert er sowieso nicht: Oft radelt Wilfred durch die City, wird häufig erkannt. Manchmal plaudere er mit Polizisten. „Wahrscheinlich denken einige: Ein Farbiger und die Polizei, da gibt es bestimmt Stress...“ Darüber muss Wilfred Gbadago schon wieder lachen.

Das Zentrum Altenberg sei kein Arbeitsplatz: „Gäste, Personal, Chefs — das ist ein Teil meiner Familie.“ Anderen auch eine positive Einstellung näherzubringen, ist Wilfred Gbadagos geheimer Wunsch. Respekt, Mann!

Dreimal Disco im Zentrum Altenberg

Düster-Disco: An den Donnerstagen feiern die Fans von Gothic, EBM und Dark-Wave ihren Tanzabend. Los geht es um 21 Uhr. Eintritt: 3 Euro, 3 Euro Mindestverzehr

Adults only: Die Tanzfraktion jenseits der 25 Jahre verabredet sich an den Freitagen zu Rock, Pop und Klassikern. Einlass ist um 21 Uhr. Eintritt: 3 bis 5 Euro.

Disconaut: Das jüngere Tanzvolk zappelt an den Samstagen ab 22 Uhr zu Charts, R’n’B und Pop-Rock. Eintritt: 3 bis 5 Euro.