Oberhausen. Die bekannte „Tänzerin Nr. 4“ von Jörg Mazur steht im Wohnzimmer-Format zum Verkauf. Damit sollen Ebertbad und Künstler unterstützt werden.
Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen. Eine nackte Tänzerin aus massiver Bronze kann aber dafür sorgen, dass die arg gebeutelte Kulturszene weiter atmet. Die bekannte Skulptur „Tänzerin Nr. 4“ von Jörg Mazur wird für den guten Zweck zum Verkauf angeboten – und zwar in einer Auflage von 100 Stück.
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Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Bei den aktuellen Corona-Beschränkungen und der stark eingeschränkten Sitzplatz-Kapazität im Ebertbad rechnet sich in der ehemaligen Badeanstalt derzeit keine Veranstaltung. Momentan hält sich das Ebertbad mit einem Biergarten auf dem Ebertbad über Wasser. Die tanzende Dame soll nach Abzug der Produktionskosten helfen, die klaffenden Lücken im Portemonnaie etwas weniger luftig aussehen zu lassen. Bei Kulturstätte und Künstler gleichermaßen.
Gerburg Jahnke kämpft für Kleinkünstler
680 Euro kostet eine Skulptur für das eigene Wohnzimmer. 15 Zentimeter ist sie hoch und aus 1,8 Kilogramm Bronze gefertigt worden. „Hergestellt werden die Skulpturen in der Kunstgießerei Kayser, einer namhaften Bronzegießerei in Düsseldorf, wo jedes Exemplar eine Punzierung und die Signatur des Künstlers erhält“, erläutern die Initiatoren.
Neben Jörg Mazur ist auch Kabarettistin Gerburg Jahnke Feuer und Flamme für die Kooperation. Jahnke hatte zuletzt durch offene Briefe auf ihrer Facebook-Seite im Internet und pointierte Kabarett-Auftritte in TV-Shows auf die prekäre Lage der Kleinkunst aufmerksam gemacht. Dabei nannte sie als Beispiel immer wieder das heimische Ebertbad.
Genau hier schwoft die „Tänzerin Nr. 4“ seit vielen Jahren auf einem festen Stammplatz am Tresen. Und es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten: Im November 2019 vergab der WDR im Ebertbad den Kabarettistinnen-Preis „First Ladies“ – moderiert von Gerburg Jahnke. Bei der dort unter anderem an Sarah Bosetti vergebenen Statuette diente die „Tänzerin Nr. 4“ als Vorbild.
Nackte Concordia sorgte für eine Posse
Ebertbad strahlte bei „Night of Light“
Das Ebertbad hat zuletzt bei der bundesweiten Aktion „Night of Light“ mitgemacht. Die Fassade der ehemaligen Badeanstalt erstrahlte in roter Warnfarbe. Damit sollte an die schwierige Lage der Kultur- und Veranstaltungsbranche durch die Corona-Krise erinnert werden.
Aktuell öffnet das Ebertbad einen Biergarten auf dem Ebertplatz. Zuvor konnten Förderer auch Solidaritätstickets erwerben, um die nicht subventionierte Kulturstätte zu unterstützen.
Apropos Vorbild: „Tänzerin Nr. 4“ ist die Variante einer üppigen, sich federleicht bewegenden Dame – so wie auch Mazurs bekannte Concordia-Statue. Diese sollte das Gebiet der ehemaligen Zeche Concordia markieren und sorgte vor sieben Jahren für eine echte Posse – mit wochenlangen Diskussionen.
Eigentlich hätte die Skulptur im Kreisverkehr hinter der Brücke am Hauptbahnhof platziert werden sollen. Integrations- und Gleichstellungsbeauftragte hatten in der römischen Göttin aber nackte Obszönität und eine Provokation anderer Kulturen gesehen. Die Folge: Concordia tanzte zunächst nicht im Kreisverkehr. Soll aber auf einen Ratsbeschluss hin doch realisiert werden.
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Nun rettet die Concordia-Variante in Wohnzimmer-Größe aber erst einmal die Kultur. Die Initiatoren sehen bei der Aktion jedenfalls nur Gewinner: „Es ist eine Win-Win-Win-Situation. Das Bad macht weiter Kunst, Jörg Mazur kann weiter arbeiten und Sie haben Kunst zuhause.“ Wer die Statue erwerben möchte, der kann sich mit seinen Kontaktdaten beim Ebertbad (info@ebertbad.de) melden.