Oberhausen. . Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt über 200 Fotografien von Filmstars – und erzählt von den Menschen, die dafür den Auslöser drückten.

Wie sehr in Hollywoods goldenen Jahren zwischen dem Ende der Stummfilmzeit und den 60er-Jahren Filmstars „gemacht“ wurden, kann man eigentlich nur unterschätzen. Die Studios bauten Idole von Greta Garbo bis Humphrey Bogart auf, indem sie ihnen Rollen maßschneiderten, die auch für ihr Leben jenseits der Leinwand galten. Und als der Typ der leicht lebensüberdrüssigen Femme fatale nicht mehr so gefragt war, ließ das Paramount Studio den Vertrag mit Marlene Dietrich einfach auslaufen. Werbefotos mit den Stars waren dabei so wichtig, dass Schauspieler erst einmal darauf getestet wurden, wie fotogen sie sind, bevor ihre Karriere überhaupt begann.

Star-Fotografien prangten nicht nur von Werbeplakaten, sie wurden auch zu Millionen an die Fans verschickt, mal mit, mal ohne Widmung, oder bei Autogrammstunden verteilt. Das klassische 20 x 25-Zentimeter-Format dieser neuzeitlichen Ikonen von angehimmelten Schauspielern verdankt sich den großen 8 x 10-Zoll-Plattenkameras, mit deren Hilfe die Fotos gleich und ohne Vergrößerung vom Negativ abgezogen werden konnten.

Die „Stillsmen“, also die Männer (und eine Frau), die hinter diesen Fotoapparaten und fast immer im Schatten standen, um die „Filmstills“ zu fotografieren, beleuchtet die neue Ausstellung „Hollywood Icons“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Manchmal waren sie ehemalige Kinderschauspieler, die dann doch keine Karriere machten und trotzdem in den Studios hängenblieben wie Ted Allan, der im MGM-Studio aus naheliegenden Gründen nur „Rembrandt“ genannt wurde. Und manchmal drückte man beim Western dem Mann, der eigentlich nur auf die Pferde aufpassen sollte, die Kamera zum Abdrücken in die Hand – so begann die Karriere von Clarence Sinclair Bull, der allerdings zeitlebens so aussehen sollte, als würde er gleich wieder rausgehen, um auf die Pferde aufzupassen.

George Hurrel jedoch, lange Zeit Hollywoods bester Porträtist, hatte immerhin Kunstgeschichte studiert. Oft wurden die Stars denn auch hindrapiert wie auf berühmten Gemälden, und manchmal wurde sogar die Filmproduktion angehalten, um Fotos mit maximaler Schärfe und oft genialer Ausleuchtung zu produzieren. „Aber die Fotografen haben sich selbst als Handwerker empfunden“, sagt Jennifer Liß, die Kuratorin dieser Ausstellung, „sie wussten nicht, dass sie Kunst machten“. Kunst, die allerdings oft noch bearbeitet wurde: Bei MGM arbeiteten zwei Dutzend Retuscheure, Paramount beschäftigte immerhin vier.

So reiht sich in der Oberhausener Ludwiggalerie Stern an Stern, Ikone an Ikone, über 200 Mal. Lauter schöne Männer von Johnny Weissmuller bis Errol Flynn und Cary Grant, lauter schöne Frauen von Lana Turner bis Jane Russell, Liz Taylor und Audrey Hepburn. Mit Zugaben zwischen Sex-Appeal und Rätsel: Warum sich Marlon Brando in „Der Wilde“ einen Pokal auf den Motorrad-Scheinwerfer geschnallt hatte, erfuhr man ja erst, wenn man in den Film ging. Es waren ja auch Werbe-Ikonen.