Florian Fiedler rüttelt als künftiger Intendant am Gehaltsgefüge des Theaters Oberhausen. Das verjüngte Ensemble stemmt 14 neue Produktionen.

  • Mit dem vertrauten Theaterfest beginnt am 23. September die Intendanz von Florian Fiedler
  • Der bald 40-Jährige vom Jungen Schauspiel Hannover will möglichst täglich Theater machen
  • Zum jungen Team zählen eine Haus-Regisseurin, ein musikalischer Leiter und ein Haus-Ausstatter

Wer weiß, wie kläglich die Einstiegsgehälter für Theater-Schauspieler sind, der merkt auf: Das ist mal eine Ansage! Zum Start seiner Intendanz, die mit der Spielzeit 2017/18 beginnt, rüttelt Florian Fiedler kräftig am Gehaltsgefüge des Theaters: „Wir verteilen von oben nach unten“, sagt der bald 40-Jährige. Er wird als Intendant seinen jüngsten Schauspielern 2300 Euro als Einstiegs-Gage bieten – ein Plus von über 400 Euro. Er selbst verdiene ja, „als Anfänger deutlich weniger als Peter Carp“.

Florian Fiedler, der noch bis zum Sommer das Junge Schauspiel Hannover leitet, versteht diese handfeste Umschichtung als „Tribut an eine exzellente Ausbildung an Elite-Hochschulen“. Dieser große Schritt ist bezahlbar, weil sich das Ensemble mit der Rochade im Sommer deutlich verjüngt: Die beiden Jüngsten sind dann 23, der Älteste 59 Jahre alt. Auch Verwaltungsdirektor Jürgen Hennemann habe den neuen Haustarif begrüßt, betont Fiedler.

Haus-Regisseurin wohnt schon hier

Seinen ersten Oberhausener Spielplan will der künftige Intendant am 8. Juni vorstellen. Einige wichtige Personalien nennt er bereits: So wird er wieder die Position des musikalischen Leiters besetzen – und zwar mit Martin Engelbach. Der 50-jährige studierte Jazz-Schlagzeuger wirkte bereits als Musiker und Komponist am Theater Basel, am Burgtheater Wien und am Schauspiel Frankfurt.

Aufwärts: Florian Fiedler vorm Paternoster im Rathaus.
Aufwärts: Florian Fiedler vorm Paternoster im Rathaus. © Kerstin Bögeholz

Auch eine Haus-Regisseurin zählt künftig zum künstlerischen Stab des Theaters: Babett Grube wohnt bereits in Oberhausen. Die 37-Jährige kommt wie Fiedler vom Schauspiel Hannover. Ihre Inszenierung von „Tigermilch“, nach dem heftigen Jugendroman über die „Generation Verroht“, war für den Deutschen Theaterpreis Faust nominiert – „sehr zu recht“, betont Florian Fiedler. Intendant und Haus-Regisseurin übernehmen in der kommenden Spielzeit jeweils zwei Produktionen.

Die Schlagzahl im Theater erhöhen

2017/18 wird’s ohnehin für Theaterfans viel Neues zu sehen geben: „Wir können nur drei Produktionen übernehmen“, sagt Fiedler und kündigt 14 neue Inszenierungen an. Zwei Premieren gibt’s bereits am Eröffnungs-Wochenende 22. und 23. September, zwei weitere folgen im Wochentakt.

Der Intendant will „die Schlagzahl“ erhöhen, das Große Haus möglichst an allen Wochentagen öffnen, und die Bar jeden Donnerstag „spontan“ bespielen. Auch der Malersaal soll sich verwandeln: „Wir holen die Tribüne ‘raus“ – für einen variableren Raum. Auch das ist neu: Mit dem 33-jährigen studierten Innenarchitekten und Szenografen Demian Wohler bringt der Neue einen Haus-Ausstatter mit an den Will-Quadflieg-Platz.

Kommentar

Zur großen Debatte um die Arbeitsbedingungen an städtischen Bühnen war in Oberhausen bisher nur dröhnendes Schweigen zu vernehmen. Der Kulturbetrieb steckt halt voller passionierter Selbstausbeuter – die ihren tatsächlichen Stundenlohn lieber nicht so genau ausrechnen. Da ist der Schritt des künftigen Theater-Intendanten schon ein Signal – eines, das bundesweit erst einmal seinesgleichen finden muss. Florian Fiedler setzt noch eins drauf: Er besetzt das neue Ensemble paritätisch mit neun Schauspielerinnen und neun Schauspielern. Und fragt rhetorisch: „Müssen die Räuber alles Männer sein?“ Auf seine erste Spielzeit bin ich gespannt.