Oberhausen. Räume, Personal, Essen: Das Rahmenkonzept Offene Ganztagsschule formuliert Standards für das Betreuungsangebot an Oberhausener Grundschulen.
Die Offene Ganztagsgrundschule ist in Oberhausen ein Erfolgskonzept: Alle Grundschulen bieten die Betreuung der Schüler bis in den späten Nachmittag an, stetig sind die Anmeldezahlen gestiegen – von 3136 Schülern im Schuljahr 2007/2008 auf 4738 Schüler im Schuljahr 2018/2019 (66,8 Prozent), Tendenz weiter steigend. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass hier, anders als in anderen Städten, jedes angemeldete Kind einen Platz im offenen Ganztag bekommt. Womit die Oberhausener Schulverwaltung Vorreiter war für den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschüler, der bundesweit ab 2025 gelten soll.
Qualität im offenen Ganztag steigern
Aber der Zulauf brachte und bringt Probleme mit sich: Zu große Gruppen, zu wenige Räume, fehlendes oder nicht ausreichend qualifiziertes Personal, unterschiedliche Standards und Angebote in den Schulen. Um die Qualität im Ganztag zu steigern, sollten Leitlinien für die OGS festgeschrieben werden. Ein solches Rahmenkonzept OGS hat der Schulausschuss in seiner letzten Sitzung 2019 verabschiedet.
Schon 2016 hatte die Schulverwaltung ein solches Konzept vorgelegt, damals hat der Schulausschuss das Papier nicht verabschiedet – weil noch vieles unklar war. So war zu diesem Zeitpunkt noch die neue einkommensabhängige Elternbeitragssatzung für den offenen Ganztag in Arbeit (bis August 2017 zahlten Eltern pauschal 50 Euro im Monat für die Betreuung). Kritisiert wurde von der Schulpolitik und von den Trägern/Anbietern der Ganztagsbetreuung die Raumsituation in vielen Schulen: Wenn Ganztagsräume für 50 Kinder konzipiert seien, aber bis zu 100 Schüler betreut würden, dann sei pädagogische Arbeit kaum noch möglich, so der Vorwurf. Besonders die Situation beim Mittagessen gestaltete und gestaltet sich schwierig: Wenig Platz, laut, Essen in mehreren Schichten, Behelfsküchen.
In Küchen und Mensen investiert
Die Ausgangslage ist heute keine völlig andere, aber es hat sich etwas getan: Oberhausen hat mit Geld aus verschiedenen Fördertöpfen in den offenen Ganztag investiert und besonders den Ausbau von hygienegerechten Küchen und Mensen beschlossen und auch schon umgesetzt. 2018 hat der Rat Schulbauleitlinien verabschiedet, in denen auch Standards für Ganztagsräume festgeschrieben sind. Es gibt den einkommensabhängigen Elternbeitrag, der Rat hat die Finanzierung von geschulten Küchenkräften im Ganztag beschlossen und 2019 erstmals rund eine Million Euro aus dem städtischen Haushalt dafür zur Verfügung gestellt. Ende 2018 hat zudem der Landtag die Erhöhung der Fördersätze für Betreuungsplätze im offenen Ganztag beschlossen.
Transparente Leitlinie für Eltern, Schulen, Mitarbeiter
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Auf dieser Grundlage hat die Kommunalpolitik das Rahmenkonzept nun einstimmig beschlossen. Der Vorteil für Schulen, für alle, die im Ganztag arbeiten und auch für Eltern: Das Rahmenkonzept bietet eine transparente Leitlinie und Information, wie die Betreuung organisiert ist – und sein sollte. Öffnungszeiten, Ferienregelung, Regeln für die Teilnahme am Ganztag (An- und Abmeldung), Lernzeiten- Hausaufgaben, Angebote. Wichtiger Punkt: Personal. „Angestrebt“ wird in Zukunft folgender Personalschlüssel, heißt es im Konzept: Pro 25 Kinder eine 1,0 Stelle für eine pädagogische Fachkraft, darüber hinaus zusätzliche Ergänzungskräfte, Küchenkräfte und Leitungsfreistellungen.
Finanzierung der OGS
Im Gegensatz zum gebundenen Ganztag, der verpflichtend für alle Schüler ist und den es im Grundschulbereich in Oberhausen nicht gibt, ist der offene Ganztag im Primarbereich ein freiwilliges Angebot. Die Betreuung nach dem Unterricht wird in der OGS durch Träger der Jugendhilfe bzw. Vereine organisiert (zum Beispiel Awo, Caritas, Jugendwerk „Die Kurbel“, Ev. Jugendreferat).
Finanziert wird der Offene Ganztag durch Elternbeiträge, durch Gelder vom Land (926 Euro pro Schuljahr und Kind) und durch die Stadt selbst (Beiträge für arme Eltern oder die Finanzierung der Küchenkräfte).
Schulleiter wünschen durchaus eine gebundene Ganztagsschule – aber als die Linken im Rat einen entsprechenden Antrag stellten, fand sich keine Grundschule in Oberhausen, die zu diesem Modell wechseln wollte.
Rechtsanspruch ab 2025
Wie realistisch die Umsetzung eines solchen Personalschlüssels ist, kam als Frage im Schulausschuss auf. Schulamtsleiterin Ute Jordan-Ecker zeigte sich zuversichtlich, dass es im Zuge des ab 2025 geltenden Rechtsanspruches auf einen OGS-Platz auch bundes- oder nrw-weite Personalstandards geben wird – und damit auch zusätzliche Gelder für die Finanzierung des Personals. Was die Raumsituation angeht: Nach wie vor gilt in Oberhausen, dass die komplette Schule mit allen Klassenzimmern eine offene Ganztagsschule ist, nur mit den tatsächlichen OGS-Räumen würde der Offene Ganztag angesichts der Zahl der angemeldeten Kinder nicht auskommen.