Oberhausen. Mängel beseitigt, Fall erledigt. So sieht Baudezernent Frank Motschull die Situation im Europahaus Oberhausen – und die Mietergemeinde ärgert das.

Aus Sicht der Stadtverwaltung gibt es im Europahaus an der Elsässer Straße in der Stadtmitte keine gravierenden Sicherheitsmängel mehr. Das erklärte Baudezernent Frank Motschull der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen – denn dort hatte die SPD einen Bericht zum Thema erbeten. Zur Erinnerung: Die Bewohner der siebten Etage des Europahauses mussten im vergangenen Sommer ausziehen, weil ein zweiter Rettungsweg fehlte. Kehrt jetzt endlich Ruhe im prestigeträchtigen Haus ein?

„Die angeordneten Maßnahmen sind alle erledigt worden“, berichtete jedenfalls Frank Motschull. Folglich sei die siebte Etage zum Bewohnen freigegeben. Im Keller und im Treppenhaus gebe es zwar sogenannte Brandlasten, aber diese leicht entzündlichen Gegenstände seien Sache des Vermieters. Genauso wie die Reparatur von defekten Heizkörpern und Abflüssen, die die Wohnungsaufsicht festgestellt habe. Er sehe keinen Grund, die betroffenen Wohnungen für unbewohnbar zu erklären. Die Mieter sehen das anders.

Für die Mieterversammlung sind die Fluchtwege unsicher

Petra Huth ist eine der Sprecherinnen der Mieterversammlung im Europahaus, die die Ausführungen von Frank Motschull hörte. Falls die Wohnungen leer bleiben, könne die Stadt nichts erzwingen, enttäuschte der Baudezernent die Hoffnung der Mieter. Petra Huth erläuterte am Telefon, wie die Situation unterm Dach wirklich sei: „Nach über sieben Monaten Bauzeit ist der Umbau immer noch nicht vollständig abgeschlossen. Für uns ist das zu unsicher: Überall hängen Kabel und Steckdosen heraus. Auf dem Flur fehlt Licht – wer soll da im Notfall flüchten?“, fragt sie lakonisch. Der Satz, „die Stadt habe keine Handhabe“, mache sie wütend.

So berichteten wir über das Europahaus in Oberhausen

Man lasse sich vom Verwalter an der Nase herumführen, wenn man die Etage wieder freigebe, obwohl in den Fluchtwegen noch Sperrmüll herumstehe, sagt Petra Huth am Telefon. Baudezernent Motschull verwies die betroffenen Mieter aus der siebten Etage in der Sitzung der Bezirksvertretung dagegen an Mieterschutz und Co. Für Sprecherin Petra Huth unverständlich, sie ist sich sicher: „Die Stadt übt nicht den Druck auf den Verwalter aus, den sie ausüben könnte.“

Keim der Hoffnung: Umbau des Kinosaals

Doch genau damit habe man sich früher bei der Stadt schwergetan, sagte Frank Motschull in der Bezirksvertretung. „Wir kamen 2017 und 2018 mit den Gesprächen nicht weiter.“ Die Brandschutzmängel zwangen die Stadt im Sommer dann schließlich zum Handeln. Der Baudezernent indes hofft, dass der geplante Umbau des Kinosaals zu besserem Kontakt mit dem Verwalter führt. Mehr geredet wird also womöglich erst, wenn die Stadt in das unter Denkmalschutz stehende Gebäude investiert. Für Mietersprecherin Petra Huth ein schwacher Trost.

Von den 19 Mietern unterm Dach seien nur zwei bislang in ihre Wohnungen zurückgekehrt. Der Umbau sei unvermeidlich gewesen, weil Gefahr für Leib und Leben bestand, sagte Petra Huth. Im Gespräch vermutete sie sogar, dass kein weiterer Mieter zurückziehen wird – obschon niemand freiwillig auszog. Die Stadt müsse handeln. Sie habe mehr Hebel als die Mieter: „Schließlich fließt Steuergeld ins Europahaus und es bewegt sich was, wenn die Stadt hinschaut.“