Oberhausen. Die Mieter im Oberhausener Europahaus sind wütend: Der Vermieter halte sich nicht an Zusagen – und die Mängelliste wachse unaufhörlich.

„Miete kassieren und nichts reparieren?“ Die Linke Liste Oberhausen, selbst Mieter im mittlerweile arg gebeutelten Europahaus, kritisiert weiter den Vermieter, die Zentral Boden Vermietung und Verwaltung (ZBVV), scharf. In einem Post bei Facebook sind die Mängel im Bild zu sehen: Defekte Heizungen, kaputte Bäder, Schimmel und Dreck in den Wohnungen und vor allem ein vermuteter Baustopp in der geräumten siebten Etage macht die Mieter laut Linker Liste wütend. Dabei sind die Vorwürfe keineswegs neu, sondern schon lange bekannt.

Zur Erinnerung: Bereits Anfang Mai ließ die Stadt das Dachgeschoss räumen, weil ein zweiter Rettungsweg fehlte – und die Wohnungen der neun Mietparteien somit als illegal vermietet galten. Es bestand Gefahr für Leib und Leben und die ZBVV als Eigentümer versprach daher schnelles Handeln. Fortan werkelten unterm Dach Handwerker am zweiten Rettungsweg, doch über den Stand der Dinge und das Ende der nötigen Baumaßnahmen informierte der Vermieter die Bewohner nicht.

Die Stadt verneint den Baustopp: Arbeiten sind fast abgeschlossen

Aber: Von einem Baustopp, wie von den Linken vermutet, kann auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung kaum die Rede sein – für die Behörde sind die Arbeiten nahezu abgeschlossen. Sie schreibt: „Die Flucht- und Rettungswege sind weitestgehend hergestellt – und zu den Laubengängen mit Folie abgespannt und durch lose herunterhängende Stromkabel versperrt. Deshalb sind die Rettungswege zwar derzeit nicht nutzbar, sobald die Folien jedoch entfernt oder durch Verschlüsse ersetzt und die Stromkabel umgelegt worden sind und eine Flucht im Notfall somit möglich ist, kann die siebte Etage wieder von den alten Mietern genutzt werden.“

Heißt im Klartext: Kleinigkeiten verhindern momentan den Einzug der Mieter, die vor etlichen Wochen Hals über Kopf ihre vier Wände verlassen mussten. Wann genau diese Bewohner endlich wieder zurück dürfen, um ihre Wohnungen zu beziehen, kann die Stadt nicht mit Sicherheit sagen, denn der Vermieter ist federführend.

Fahrstuhl-Licht wochenlang kaputt

Die Linken kritisieren ebenfalls, dass die allgemeinen Mängel am Europahaus nach wie vor kaum beseitigt seien und auch neue Mängel ebenso wenig Beachtung bei der ZBVV fänden. Überall stehe derzeit Dreck in den Ecken – weil der zuständige Reinigungsservice seit sechs Wochen nicht mehr putze.

Eine Besucherin von Intego, einem Netzwerk für psychische Gesundheit und ansässig im Europahaus, beschwert sich zudem über ein wochenlang defektes Fahrstuhl-Licht, das sie aufgrund ihrer Erkrankung zwang, nur unter Begleitung der Mitarbeiter die Räume der Hilfsstelle zu erreichen. Neue Klagen über den Zustand im Haus, allerdings haben auch diese eine Vorgeschichte.

Mängelliste wächst und wächst

Im März trafen sich die Mieter des Europahauses zuletzt mit dem zuständigen Verwalter Christian Dick. Der willigte damals ein, die vielen Mängel fristgerecht beheben zu lassen. Bis auf wenige Ausnahmen ist das Versprochene aber bisher kaum umgesetzt worden und trotz Nachfrage per E-Mail äußert sich der Verwalter derzeit weder zum Stand der Arbeiten in der siebten Etage, noch zu den weiteren Missständen im Europahaus.

Probleme mit der ZBVV sind kein Einzelfall in Oberhausen

Frührentnerin Roswitha Endres (59) wohnt seit dem 1. April im fünften Stockwerk des Hochhauses an der Friesenstraße in Buschhausen. Ihr Vermieter ist dort ebenfalls die ZBVV und die Probleme hören sich ähnlich an, wie sie telefonisch berichtet: „Seit dreieinhalb Wochen ist der Aufzug kaputt und es tut sich einfach nichts.“

Auf Nachfrage habe der Vermieter die Reparatur bis zum 18. August versprochen, doch der Fahrstuhl steht weiter still. „Für mich ist das alles ja noch irgendwie machbar“, erzählt Roswitha Endres, „aber für meinen 90-jährigen Nachbarn heißt das, dass er die Wohnung nicht mehr verlassen kann — und essen und trinken muss jeder.“

Für den Verlauf des Streits um das Europahaus bewahrheitet sich offenbar genau das, was Peter Heß, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes Niederrhein, bei einer der Mieterversammlungen im Frühjahr präzise vorhersah: „Solange die Bindung zu den Häusern und den Menschen fehlt, bleiben die Verhältnisse leider, wie sie jetzt sind.“