Oberhausen. Bei einem Brand im Europahaus im Dezember 2019 wurde ein Mann lebensgefährlich verletzt. Die mutmaßlichen Täter stehen nun vor Gericht.

Teile eines Gebäudeflügels des Europahauses an der Langemarkstraße standen in der Nacht zum Nikolaustag 2019 in Flammen. Ein 36-jähriger Mann wurde durch Feuer und Rauch schwer verletzt, drei weitere Personen erlitten Rauchgasvergiftungen. Schnell war klar, dass es sich bei dem Brand, der in einer Wohnung im fünften Obergeschoss ausgebrochen war, um Brandstiftung handelte. Als mutmaßliche Täter stehen nun fünf junge Männer aus Oberhausen und ein Düsseldorfer wegen versuchten Mordes und besonders schwerer Brandstiftung vor dem Landgericht Duisburg.

Die Anklage wirft ihnen vor, heimtückisch und mit gemeingefährlichen Mitteln gehandelt und dabei den möglichen Tod von Menschen billigend in Kauf genommen zu haben. Insbesondere, da in dem von zahlreichen Mietern bewohnten Gebäude gegen 22.40 Uhr niemand ernsthaft damit rechnen konnte, dass sein Leben bedroht sein könnte.

Angeklagte schweigen, ein 18-Jähriger erzählt

Fünf der sechs 16 bis 22 Jahre alten Angeklagten waren zur Tatzeit noch Heranwachsende oder Jugendliche. Das Verfahren, für das bis zum 15. September sieben weitere Sitzungstage vorgesehen sind, findet daher vor einer Jugendkammer des Landgerichts statt.

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Zwei Angeklagte – drei von ihnen sind Brüder – machten zu Verhandlungsbeginn von ihrem Schweigerecht Gebrauch. Drei weitere kündigten an, sich zu einem späteren Zeitpunkt zu dem Vorwurf äußern zu wollen. Nur einer, ein 18-jähriger Oberhausener, sagte beim Prozessauftakt aus.

„Wir kamen auf die Idee, die Möbel anzuzünden“

Seinen Angaben zu Folge wollte sich die Gruppe an einem Bekannten rächen, der zwei Tage zuvor die Mutter der drei angeklagten Brüder in deren Wohnung mit einem Stock angegriffen haben soll. „Sie hat mich nach seinem Namen gefragt, da sie mich oft mit ihm zusammen gesehen hat“, so der Angeklagte. Die Frau habe den Bekannten anzeigen wollen. Die drei Brüder und der 18-Jährige kamen auf eine andere Idee. „Wir haben uns überlegt, dass wir ihn verprügeln und ihm die Möbel anzünden wollten.“

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In Verfolgung dieses Tatplans trafen sich die vier jungen Männer sowie zwei weitere Helfer, die der 18-Jährige zuvor aber nicht gekannt haben will, am Abend des Tattages und gingen zur Wohnung des vermeintlichen Übeltäters. Der war aber nicht zu Hause. „Ich habe nicht gesehen, wer dann die Wohnungstür eingetreten hat“, so der Angeklagte. Während ein oder zwei Mittäter vor der Wohnung warteten, sei er mit den drei Brüdern hinein gegangen. Da Verprügeln ausschied, wollte man wenigstens die Brandstiftung begehen. Der jüngste Angeklagte, ein 16-Jähriger, habe eine Flüssigkeit über die Möbel ausgeschüttet. „Er verließ die Wohnung als Letzter.“

Opfer schwebte in Lebensgefahr

Ein 36-jähriger Mann erlitt bei dem Feuer Verbrennungen zweiten und dritten Grades und eine schwere Rauchgasvergiftung. Mehrere Tage schwebte er in Lebensgefahr. Drei Bewohner (29, 34 und 60 Jahre alt) erlitten ebenfalls Rauchvergiftungen.

Die angezündete Wohnung brannte völlig aus. Sie und die von Löschwasser stark beschädigte Wohnung darunter blieben für geraume Zeit unbewohnbar.

Doch auch die übrigen Bewohner des Gebäudeflügels des Europahauses mussten zunächst bei Verwandten oder Freunden unterkommen. Da zunächst die gesundheitsschädlichen Rußanhaftungen beseitigt werden mussten, war der Gebäudeteil für einige Wochen unbewohnbar.

Kurz darauf sei schwarzer Qualm aus der Wohnung gedrungen. „Ich habe die Feuerwehr gerufen und laut geschrien, um die Anwohner zu warnen“, behauptete der 18-Jährige vor Gericht. Dennoch kamen die unbeteiligten Bewohner zu Schaden. „Ich habe nicht geglaubt, dass es so schlimm werden könnte“, meinte der Angeklagte. Die vorsitzende Richterin schien verwundert: „Was haben sie denn gedacht, was passiert, wenn sie Brandbeschleuniger über die Möbel kippen und anzünden? Dass nur das Sofa abbrennt?“