Oberhausen. Elisabeth Kopp, Schauspielerin am Theater Oberhausen, lässt sich am liebsten bei der Thai-Massage "Siam-Wellness" durchkneten. Diesen Ort wählte sie, um von sich zu erzählen. Von der Zusammenarbeit mit Peymann. Von der Vorliebe für Kleist. Oder den Schwierigkeiten mit Shakespeare.
Irgendwann hat Elisabeth Kopp sie entdeckt, die kleine, von außen unscheinbare Thai-Massage an der Stöckmannstraße 54. „Vielleicht habe ich auch davon gehört, ja, ich glaube Karin Kettling hat mal davon gesprochen”, sagt die Schauspielerin des Oberhausener Ensembles. Jetzt ist das unaufdringliche Innenleben im „Siam-Wellness” ihr Ort in Oberhausen, den sie ausgewählt hat, um auch von sich zu erzählen: „Ich hätte auch das Elsa nehmen können, meine Tochter geht da jetzt hin, aber eigentlich ist es ja ihr Ort.” Elisabeth Kopp hat die Zehnjährige gefragt, „sie hätte nichts dagegen gehabt.” Thai Massage hat die gebürtige Wienerin hier in Oberhausen erst kennengelernt: „Ich habe gedacht, ich probier's mal aus. Und dann habe ich gespürt, dass das eine ganz handfeste Geschichte ist. Wie passives Yoga. Der Körper wird aufgeweckt, das finde ich super.”
In Wien macht sie auch ihre Matura, studiert dann am Mozarteum in Salzburg. Eigentlich interessiert sie mehr die Bildende Kunst, „aber dann bin ich doch beim Theater hängengeblieben”. Das Studium ist außerordentlich körperbetont, teilweise sechs Stunden am Tag wird der Körper fitgehalten mit Standardtänzen, Stepptanz oder Fechten, Stimm- und Sprechunterricht, auch Gesang stehen auf dem Studienplan, vor allem der musikalische Ruf des Mozarteums sucht ja seinesgleichen. Elisabeth Kopp bekommt sogar früh mal eine Rolle als Hexe in einer Zwölftonmusik-Oper.
Was man wie macht
Viele Stationen folgen nach dem Studium und die grazile Schauspielerin verspürt nur wenig Drang, sie jetzt gebetsmühlenartig herunterzuleiern. Für sie ist es sekundär, wo man was macht oder mit wem, Elisabeth Kopp wertet, was man wie macht, berühmte Namen in ihrer Vita hält sie für nicht so wichtig. Immerhin hat sie bei Peymann zwei Jahre an der Wiener Burg gearbeitet, zwar nicht in einer seiner Inszenierungen, aber sie hat den exzentrischen Theatermacher als offenen, humorvollen und sehr direkten Menschen erlebt. Zuletzt noch, als sie das Burgtheater verlässt. Was sie denn zu spielen bekommen würde, hat sie den Intendanten gefragt. „Das sage ich Ihnen nicht.” – „Gut, dann gehe ich.” – „Das kann ich verstehen.” Elisabeth Kopp folgt dem Angebot aus Frankfurt.
Bis 1993 bleibt sie in der Main-Metropole, Volkstheater und Schauspielhaus Wien sind kurze Stationen, 1995 kommt sie nach Kiel. Dort steht sie erstmals mit Jürgen Sarkiss auf der Bühne: „Anfangs waren wir nicht zusammen, wir waren am gleichen Theater, und irgendwann waren wir dann doch ein Paar.” Längst ein Verheiratetes, das in der Stadtmitte wohnt.
"Shakespeare finde ich schwer"
Fragt man die Schauspielerin nach einer Lieblingsrolle, kommen eher Autoren wie Horváth, Tennessee Williams und Kleist, auch Dostojewski, dessen Wildheit sie besser verstehe als Tschechow, der seine Charaktere eher seziere: „Und Shakespeare finde ich sehr schwer, obwohl ich ihn sehr schätze.” Sie spielt die Julia in Kiel, als sie das erste Mal mit Jürgen Sarkiss auf der Bühne spielt. In Kiel arbeitet sie erstmals auch mit Peter Carp zusammen, den sie schon an der Freien Volksbühne Berlin kennengelernt hat, als sie mal bei Hans Neuenfels vorspricht: „Dann haben sich unsere Wege immer mal gekreuzt, ohne dass wir zusammen gearbeitet hätten, es war immer eine Form von sehr entspanntem Wiedererkennen.” Mit künstlerischen Folgen.
Die alten Cafes, die fehlen
Sie könnte, wenn sie wollte - und auf ihrer übrigens toll gestalteten Homepage darf man sich dann doch ein paar Namen aussuchen. Immerhin arbeitet Elisabeth Kopp in Frankfurt mit Jürgen Kruse, an der Burg mit Peter Palitzsch, und ab Mitte der Neunziger eben zunehmend mit Peter Carp, unter anderem um die Jahrtausendwende bei einer Koproduktion von Hebbeltheater, Steirischem Herbst und Theater Luxemburg. Da gibt es eine besondere künstlerische Vertrautheit zwischen dem Regisseur, die demnächst wohl wieder sichtbar wird, wenn Elisabeth Kopp in Carps Inszenierung des Williams-Klassikers „Endstation Sehnsucht” ab 2. Oktober die Blanche spielen wird.
Allzu oft sieht man sie gleichwohl nicht auf der Bühne, sie hat einen halben Vertrag, muss sich um die Familie in Wien kümmern und hier um die Tochter. Sport treibt sie, wenn es ginge, wäre sie die Hälfte des Jahres auf Reisen, am Meer, im Süden, wo es warm ist: „Ich friere nicht gerne.” Oberhausen kennt sie inzwischen erstaunlich gut und sie vermisst eine wirkliche Identität der Menschen, die sie wohl nach dem Zusammenbruch von Kohle und Stahl noch nicht neu gefunden hätten und die die Neue Mitte auch nicht gebe.
Aber Elisabeth Kopp entdeckt auch die Kleinode wie hier den Metzger oder dort den Spielwarenladen – Lausberg natürlich. Aber davon gebe es viel zu wenig. Und – da ist sie ganz Wienerin – die klassischen alten Cafe-Häuser, die fehlen ihr.