Oberhausen. 150 Flüchtlinge leben jetzt in der Fröbelschule in Oberhausen, unter ihnen ein Boxer aus Afghanistan. Das Rote Kreuz betreut die Menschen.
Wo sind sie nur, die Flüchtlinge? „150 Menschen sind hier jetzt untergebracht“, sagt Sozialamtsleiter Frank Bohnes am Donnerstag. Aber über der Osterfelder Fröbelschule, dem urplötzlichen Zuhause von so vielen Menschen, hängt eine friedvolle Ruhe.
Vielleicht liegt es ja daran, dass die Menschen es erst einmal geschafft haben. Sowie das Mädchen Negina, dem Tränen in den Augen stehen, als es von seiner Heimat Kabul in Afghanistan erzählt. „Da sind die Taliban, da ist alles schlecht“, sagt sie. Dann erleichtert: „Jetzt bin ich glücklich.“ Die Schicksale der Menschen, ihre Geschichten, sind ein Schatzkästchen voller Geheimnisse. Neginas Vater, Abdul Hamid Rahimi, zum Beispiel zeigt bunte Box-Urkunden. „Er war über viele Jahre der beste Boxer Afghanistans“, sagt Negina. Wer hätte so etwas vermutet? Negina ist mit ihrem Vater und Schwester Mina hier. Die Mutter und der fünfjährige Bruder sind noch in Kabul. „Wir hatten kein Geld mehr für ihre Reise“, sagt Negina und hofft hier auf Spenden für Mutter und Bruder.
Flüchtlinge in Oberhausen leben spartanisch
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Völlig im Dunkeln bleibt die Geschichte des Mannes aus Guinea, der auf dem Hof sitzt. Er spricht kein Englisch. Genauso wie die albanische Familie, die sich so bereitwillig fotografieren lässt. Und dann bleiben die Menschen ja leider nicht so lang, dass sie ihre Geschichten noch werden erzählen können. „Wir sollten die Flüchtlinge für mindestens drei Wochen aufnehmen“, sagt Frank Bohnes. Der Grund: Die Erstaufnahmestelle in Dortmund, von der die Bezirksregierung Arnsberg die Asylsuchenden an die Kommunen verteilt, ist überfüllt.
Im Moment ist das Leben der Menschen schon sehr spartanisch. „Nur ganz wenige hatten eine kleine Tasche dabei, die meisten nur das, was sie am Leibe trugen“, sagt Martin Götzke, Leiter Aktive Dienste beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Frank Bohnes ist allerdings stolz darauf, dass sie die Schule mit Hilfe vieler Organisationen in kurzer Zeit so herrichten konnten, dass sie bewohnbar ist. In 17 Klassenräumen wurden Feldbetten für je acht bis elf Personen aufgestellt. Es gibt Zimmer für Männer, Frauen und Familienverbände. In einem der Räume hat sich gerade ein Mann schlafen gelegt und springt für die Besucher auf.
DRK Oberhausen betreut Flüchtlinge
Andere Bewohner lassen sich noch Mittagessen auftischen. Fisch mit Brokkoli und Kartoffeln. Das DRK führt auch die Küche im Haus und hat einen Speiseplan erstellt, auf dem Tiermotive zeigen, welches Fleisch im Essen ist. An einen Tisch mit Schoko-Puddingbechern sitzt Sabine Raffert vom DRK. Sie hat ganz viele kleine Tierschlüsselanhänger dabei. Die gibt es für die Kinder zum Pudding. Immerhin leben hier 25 Ein- bis 13-Jährige, sechs 14- bis 17-Jährige und zwei Babys.
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Das DRK war zunächst mit 75 Leuten in der Schule im Einsatz, jetzt sind es noch 15 rund um die Uhr. „Wir machen die Sanitätsversorgung“, sagt Martin Götzke.Vier Transporte ins Krankenhaus habe es schon gegeben, „Aber nur zur ambulanten Behandlung“, beruhigt Götzke. Der ehemalige Kunstraum der Schule ist jetzt die Sanitätsstelle - mit immerhin zwei Defibrilatoren und einem Bettchen für ein Baby. Natürlich gibt es auch Duschen. Sogar einen Raum mit Waschmaschinen und Trocknern. Nachbarn der Fröbelschule haben übrigens bereits Kleidung und Spielzeug gespendet. Diese Sachen können an der Schule abgegeben werden.