Oberhausen. . Ab Januar 2015 steigt die Grunderwerbssteuer erneut: Von 5 auf 6,5 Prozent. Steuersparer greifen deshalb jetzt bei Immobilien zu, bestätigen Makler.
Wer schon immer von einem hübschen Häuschen mit Vorgarten träumt, beeilt sich in diesen Tagen: Oberhausener Makler und Notare berichten von einem verstärkten Andrang in ihren Büros kurz vor Jahresende. Denn die künftigen Immobilieneigentümer versuchen, den Termin für den Kaufübergang noch vor Jahresende festzuzurren.
Nur so spart man erhebliches Steuergeld ans Land ein: Statt derzeit noch 5,0 Prozent Grunderwerbssteuer müssen frische Hausbesitzer ab 1. Januar 2015 satte 6,5 Prozent zahlen. Dieser Unterschied von auf den ersten Blick mageren 1,5 Prozentpunkten macht absolut im konkreten Fall sehr viel Geld aus: Für ein 300.000 Euro teures Häuschen in Königshardt zahlt man heute schon 15.000 Euro an die stets klamme Landeskasse von NRW, 2015 steigt die Kostenlast auf 19.500 Euro – ein Unterschied von 4500 Euro.
Experten sehen Grunderwerbssteuer-Erhöhung kritisch
Was sich schon länger abzeichnete, wurde in der vergangenen Woche Gewissheit, als die rot-grüne Mehrheit im Landtag die Erhöhung der Grunderwerbssteuer beschloss, um Finanzlöcher zu schließen. Matthias Aengenvoort, Sterkrader Notar und Rechtsanwalt, spürt eine stärkere Nachfrage, sie fällt aber nicht so hoch aus wie beim letzten Grunderwerbssteuer-Anstieg von 2011. „Damals gab es kurz vor der Steuererhöhung eine deutliche Steigerung der abgeschlossenen Kaufverträge in Oberhausen. Dieses Jahr hingegen kann man kaum von einem zehnprozentigen Anstieg sprechen.“
Viele Bürger, die bereits länger einen Immobilienkauf planen, verlegen nach Beobachtung der Immobilienfirma „Boksteen & Friends“ die notarielle Beurkundung der Kaufverträge noch in dieses Jahr. „Kürzlich haben wir sogar noch Termine für den 28. und 29. Dezember vereinbart, um den Kunden entgegen zu kommen“, erklärt Boksteen-Vertriebsleiter Sven Haferkamp.
Beide Oberhausener Immobilienexperten sehen die Grunderwerbssteuer-Erhöhung zur Entlastung der Staatskasse äußerst skeptisch – und befürchten Fluchtbewegungen aus NRW: „Profi-Käufer weichen möglicherweise nach Bayern oder Sachsen aus, wo die Grunderwerbssteuer noch bei 3,5 Prozent liegt.“ Eine weitere Gefahr: Wer als Investor ein Mietshaus kauft, wird versuchen, seine höhere Steuerbelastung an die Mieter weiterzugeben – am Ende würden dann die Mieten normaler Bürger ansteigen.