Oberhausen. . Nicht für alle Flüchtlingskinder, die 2015 eingeschult werden, gibt es einen Kita-Platz. Terre des Hommes unterstützt sie mit einem Förder-Projekt.
Sie sind aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und plötzlich unter Menschen, die ihre Sprache nicht sprechen: 183 Kinder und Jugendliche sind unter den derzeit 638 Flüchtlingen in den Unterkünften an der Bahn-, der Weier- der Gabel- und der Helmholtzstraße. Für die Schulkinder unter ihnen besteht Schulpflicht, sie werden so schnell wie möglich in Internationale Vorbereitungsklassen gebracht, wo vorrangig Deutsch auf dem Stundenplan steht.
Was aber ist mit den Jüngeren? Kita-Plätze sind rar. In dieser Situation zusätzlich immer wieder Flüchtlingskinder, die im Jahresverlauf nach Oberhausen kommen, in die Einrichtungen zu bringen, gelingt nicht immer. Damit aber zumindest die i-Dötzchen des nächsten Jahres zum Schulstart nicht sprach- und chancenlos sind, gibt es für sie ein besonderes Projekt: Der Kinder- und Kulturkreis von Terre des Hommes sorgt dafür, dass sie zwei Mal pro Woche je 90 Minuten an die deutsche Sprache herangeführt werden.
Nachmittagsangebote für Jugendliche
Insgesamt sind 51 Flüchtlingskinder im „Klassischen Kindergartenalter“, sprich zwischen drei und sechs Jahre alt: „Ein Problem der geballten Flüchtlingsstandorte besteht darin, dass es nicht an allen Stellen im Umfeld genug Schulen und Kitas gibt“, erklärt Holger Füngerlings, Gründungsmitglied der Oberhausener Arbeitsgruppe des Kinderhilfswerks Terre des Hommes. „An der Bahnstraße gibt es eine ganz tolle Kooperation mit der benachbarten Kita. Alle Fünfjährigen haben da einen Platz bekommen“, erzählt Andrea Schreiber, Koordinatorin der Terre des Hommes-Projekte.
Auch Handwerker können helfen
Woran es den Kindern in den meisten Flüchtlingsunterkünften mangele, seien geeignete Außenflächen zum Toben und Spielen. „Und was absolut fehlt, ist ein Neun-Sitzer-Auto, um mal ein paar Kinder zum Kommunalen Integrationszentrum fahren zu können oder um mal mit einer Kleingruppe in den Kaisergarten gehen zu können“, sagt Holger Füngerlings. „So ein Mini-Bus wäre echt toll – es muss ja auch kein neuer sein.“
Schön wäre es auch, wenn sich Menschen fänden, die handwerklich geschickt sind: „Rund ein Drittel der Flüchtlinge ist in privatem Wohnraum untergebracht“, so Füngerlings: „Da muss manchmal etwas hergerichtet oder es müssen Lampen angebracht werden, damit die Wohnungen bezogen werden können.“
Immer wieder Bedarf gibt’s auch an ehrenamtlichen Dolmetschern: Vor allem Menschen mit Arabisch-, Persisch- oder Russischkenntnissen sind derzeit gefragt.
Wer helfen kann und möchte, kann sich telefonisch ( 859 78 22, Anschluss von Andrea Schreiber) oder per E-Mail an Terre des Hommes wenden: tdh@ob.kamp.net
Anders sieht’s dagegen an der Weierstraße aus, wo derzeit 18 Drei- bis Fünfjährige leben, die alle noch keinen Kita-Platz bekommen haben: Aus Landeszuschüssen und städtischen Geldern, die vom Sozial- und Jugendbereich für die Arbeit mit Flüchtlingskindern weitergeleitet werden, finanziert Terre des Hommes Honorarkräfte, die Sprachförderung für die Kleinsten, Hausaufgabenbetreuung für Schulkinder, offene Nachmittagsangebote für Jugendliche und Ähnliches anbieten.
„Gefühlte Ehrenamtler“
„Es wäre natürlich besser, wenn wir jedes Kind in Kitas oder Schule bringen können, aber so lange nicht alle versorgt werden können, sind solche Projekte wichtig“, weiß Füngerlings, der anerkennt, dass sich Sozialbereich und das Kommunale Integrationszentrum sehr mühen, die Situation zu verbessern: „Wir haben alle Kinder im entsprechenden Alter für Kita-Plätze angemeldet – aber es wird schwer werden“, gibt er sich keinerlei Illusionen hin: „So lange füllen wir die Lücken, sonst wäre da gar nichts.“
,Wir’ – das sind derzeit zwölf Honorarkräfte, die der Kinder- und Kulturkreis von Terre des Hommes aus den durchgereichten Betreuungs-Pauschalen finanziert: „Dazu muss man sagen, dass unsere Honorarkräfte gefühlte Ehrenamtler sind. Wir sind ein tolles Team. Bei uns wird man nicht reich – aber glücklich“, sagt Füngerlings. Wobei auch die Sache mit dem Glück eine eher relative ist: „Man muss auch mit Frust leben können“, sagt Andrea Schreiber, die die Betreuungsarbeit koordiniert: Der überwiegende Teil der derzeit 18 Kita-Kinder, die an der Weierstraße spielerisch Deutsch lernen, hat keine Chance auf eine Zukunft in Oberhausen, da sie hauptsächlich aus Serbien, Mazedonien oder dem Kosovo kommen -- Länder, die im Asylverfahren als sichere Herkunftsländer eingestuft werden.
Schon manches Kind, das endlich den ersehnten Kita-Platz bekommen hatte oder gerade eingeschult worden war, sei dann von einem auf den anderen Tag weg gewesen, berichtet Andrea Schreiber von abgeschobenen Familien: „Wenn dann die Nachbarskinder die Schultasche hier abgeben, damit sie jemand anderes bekommen kann – das ist schon schlimm.“