Oberhausen. . Katastrophale Zustände herrschen im Oberhausener Übergangswohnheim Weierstraße. Dies stellte der Fraktionsvorsitzende der Linken Liste bei einer Begehung fest. Den Vereinen vor Ort warf er Untätigkeit vor. Der Flüchtlingsrat weist die Vorwürfe nun zurück. Die Stadt sei bereits informiert worden.
Mitglieder der Linken Liste hatten die Übergangseinrichtung für Flüchtlinge an der Weierstraße besucht und dort „katastrophale Zustände“ bemängelt.
Den vor Ort tätigen Vereinen – Flüchtlingsrat, Flüchtlingsberatungsstelle des Ev. Kirchenkreises sowie Terre des hommes – hatte der Oberhausener Fraktionsvorsitzende Yusuf Karacelik gar Untätigkeit vorgeworfen: „Sie hätten das längst öffentlich machen müssen.“ Ein Vorwurf, gegen den sich die Organisationen zur Wehr setzen.
Fünf Duschen für 124 Menschen
Sigrid Culemann vom Oberhausener Flüchtlingsrat betrachtet die Vorhaltungen des Fraktionsvorsitzenden als „Unverschämtheit“. Sie betont: „Wir haben immer auf die schwierige Lage in den Übergangswohnheimen aufmerksam gemacht.“ Beschwerden einer Familie aus Rumänien sei sie selbst nachgegangen. „Ich habe Fotos gemacht und an die Stadt geschickt.“
Grüne fordern: Überfüllung der Unterkünfte stoppen
Die Oberhausener Grünen fordern jetzt ein rasches Handeln, damit die Überfüllung der Flüchtlingsunterkünfte gestoppt wird. „Wir erwarten eine schnelle Lösung und eine Unterbringung, die ein Mindestmaß an Privatsphäre garantiert, Hygienevorschriften einhält und eine selbstbestimmte Ernährung ermöglicht“, fordert Vorstandssprecherin Eva Kauenhowen in Anbetracht der Zustände in den Gemeinschaftsunterkünften. Grundlage sollten die Richtlinien der Diakonie sein.
Die Überbelegung der Wohnheime führe zu Konflikten und könne nicht mit den Ansprüchen an eine menschenwürdige Unterbringung vereinbart werden. Bürgermeisterin Steffi Opitz erwartet Respekt vor den Bewohnern: „Kulturelle Unterschiede müssen mitgedacht werden. Die Menschen haben ihre Heimat und ihre Familien in größter Not verlassen und sind traumatisiert.“ Und weiter: „Wir sollten mit ihnen gemeinsam Regeln und Normen erarbeiten.“
Zu der Aussage von Sozialdezernentin Elke Münich, die Flüchtlinge würden die Sanitärbereiche teils erheblich verschmutzen, meint Culemann: „In den Männerunterkünften müssen sich 124 Menschen fünf Duschen teilen, wie sollen die sauber bleiben? Das sind doch viel zu wenig!“ Und zu dem Reinigungsdienst, der dort nach Angaben der Stadt morgens sechs Stunden tätig ist: „Das habe ich noch nie erlebt.“ Wohl aber, dass ein Iraner für die Bewohner in Eigenregie einen Reinigungsdienst auf die Beine stellte.
„Wir können nicht überall sein“
Auch Evelyn Meinhard von der Ev. Flüchtlingsberatungsstelle weist den Vorwurf von Yusuf Karacelik entschieden zurück. Gut finde sie aber, dass einer der Bewohner selbst die Initiative ergriffen hatte und die Politiker einschaltete. „Wir können nicht überall sein.“ Auch wenn es manchmal lange dauere, bis sie auf eine Mail an die Stadt eine Antwort erhalte: „Wir setzen genauso wie Flüchtlingsrat und Terre des hommes auf einen runden Tisch mit der Stadt.“
Und Holger Füngerlings von Terre des hommes betont: „Das Männerwohnheim betreten wir gar nicht.“ Die Kinderbetreuung finde in einer ehemaligen Wohnung des Familientraktes statt. An vier Tagen biete der Verein dort eine Hausaufgabenbetreuung an, zwei Sprachkurse für Erwachsene, einen für Kinder, eine Jugendgruppe und einen Tanzkurs. Natürlich habe sich die Lage durch die hohe Belegung verschärft. „Wir sind in ständigen Gesprächen mit der Stadt, die uns zusätzliche Räume ermöglichen will.“