Oberhausen. . In der früheren Hauptschule Lirich in Oberhausen stapeln sich zig Kartons. Darin sind 1,5 Kilometer Dokumente der Stadtgeschichte gut verpackt: Das Stadtarchiv zieht um, und das ist ganz schön aufwändig.

Ein einsamer Basketballkorb hängt noch auf dem Schulhof der ehemaligen Hauptschule Lirich. Ein paar Jungen üben sich im Korbleger. Im Hintergrund steht ein großer roter Lkw. Die Jungen nehmen kaum Notiz von den Männern, die unentwegt Kartons aus dem Wagen in das Gebäude schleppen. Doch der Blick lohnt sich: Denn zieht hier gerade die komplette Stadtgeschichte um.

Noch schlummert sie in Kisten, wird seit einigen Wochen jeden Donnerstag von dem alten Stadtarchiv an der Tackenbergschule in die neue Heimat an die Eschenstraße gebracht.

Die Männer, die die Geschichte in ihren Händen halten, gehören zur Firma Lindenberg – und sie genießen das volle Vertrauen des Archivleiters Otto Dickau. „Eine klasse Truppe“, sagt der promovierte Historiker.

Stadtarchiv nun fast dreimal so groß

Rund 400 Umzugskisten, schätzt Helfer Pascal Kämpf, passen in einen der 7,5-Tonnen-Lastwagen. Bei drei bis vier Fahrten täglich ist das eine Menge. Aber der Zeitplan ist ambitioniert: Bis Ende März 2015 soll alles umgezogen sein – zuerst die Bücher, dann Zeitschriften, Urkunden und Exponate. Verteilt werden sie auf 1700 Quadratmetern. Vorher waren es 600.

Wirklich zu Hause ist die Geschichte aber noch nicht. Nummern auf den Kartons geben an, in welchen Raum die Kisten und später ihre Inhalte kommen. Sonst verliert man schnell den Überblick. „Wir haben 1,5 Kilometer Dokumente“, sagt Dickau. Ohne System, keine Chance.

Schon im Eingangsbereich wartet der erste Stapel unausgepackter Kisten. Die Wände drumherum sind in ein sanftes Gelb getaucht. Es riecht nach „frisch gestrichen“. Bis vor zwei Jahren war hier noch die Jugendberufsförderung zu Hause, nun wurde alles auf Archiv umgerüstet.

Auch die Schreinerei ist heute ein Lesesaal. Gelesen wird dort aber noch nicht, stattdessen warten – genau – Kisten. Nebenan findet sich ein Teil der Bücherei, das Gedächtnis der Stadt. Bibliothekar Karl-Werner Schmidt sortiert hier sämtliche Werke, die sich mit Oberhausener Stadtgeschichte beschäftigen. 350 Meter Regal stehen ihm zur Verfügung. Noch zieren aber nur wenige Exemplare die metallischen Gestelle: „Ich muss erst die Größe der Fächer festlegen, damit alle Bücher unterkommen.“

Es wird bunt

Ein Stockwerk tiefer wird es bunt. „Hier war mal ein Partykeller“, sagt Dickau. Die Comics an den Wänden blieben erhalten. „Im ganzen Rheinland findet man so etwas nicht.“ Ein Karnevalszimmer im Stadtarchiv – das hat was. Ganz nebenbei ist das kühle Kellerklima perfekt für gelagerte Zeitschriften.

Ein paar Ecken weiter landet man im Anbau. Hier wird es richtig professionell: Eine Kühlanlage auf dem Dach ermöglicht im Magazin, das papierschonend orange beleuchtet wird, die sachgerechte Lagerung von Urkunden, die zum Teil aus dem 15. Jahrhundert stammen. „Ihnen wird es hier besser gehen als je zuvor“, sagt Dickau.

Angrenzend findet sich eine Art gekühlter Tresor. In ihm lagern bald die Filme der Kurzfilmtage. In perfekter Umgebung sollen sie noch lange erhalten bleiben.

Eines Tages findet vielleicht auch der große Umzug den Weg in die Oberhausener Historie.