Oberhausen. Die Ausstellung „Menschenschicksale“ im Niederrhein-Kolleg Oberhausen stellt Opfer der Nazi-Verfolgung vor. Sie zeigt, wie Staatsangehörigkeit 1933 als Machtinstrument diente, um zahlreichen Menschen ihre Heimat zu nehmen. Die Ausstellung verleiht Opfern der Nazi-Verfolgung ein Gesicht.

Zahlen und Fakten dürften die meisten aus dem Geschichtsunterricht kennen. Was es aber mit den Ermächtigungs- und Gleichschaltungsgesetzen der Nationalsozialisten auf sich hatte? Es geht um das 1933 verabschiedete Gesetz zur Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit. Eine Ausstellung im Niederrhein-Kolleg zeigt nun, dass hinter jeder Zahl ein persönliches Schicksal steckt, Menschen, die ihre Heimat, vielleicht sogar ihr Leben verloren haben.

„Menschenschicksale. Die deutsche Staatsangehörigkeit im ‘Dritten Reich’“ heißt die Wander-Ausstellung des Bundesverwaltungsamtes, die abwechselnd in verschiedenen Städten in ganz Deutschland gezeigt wird.

Infotafeln mit Namen

Die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit: „Ein Mittel, um Oppositionelle und andere unliebsame Menschen auszuschalten“, erklärt Geschichtslehrer Guido Heinzmann den Studenten des Kollegs. Denn Betroffene waren nicht nur staaten-, sondern damit auch schutzlos. Unter ihnen sind viele bekannte Namen zu finden: Thomas Mann wurde die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen, ebenso wie Albert Einstein und Willy Brandt.

Auf den Infotafeln im Neubau des Kollegs an der Wehrstraße finden sich aber auch Namen, die eher unbekannt sind, den Studierenden dafür aber näher stehen, als sie glauben mögen. Heinrich Imbusch zum Beispiel: Der Gewerkschaftsführer und Politiker wurde 1878 in Oberhausen geboren, seine damalige Volksschule ist nur fünf Kilometer vom Niederrhein-Kolleg entfernt.

„Es ist spannend, die Geschichten hinter den Namen zu erfahren“, sagt Eva Schulz. Die 30-Jährige ist Studierende des Kollegs und hat zur Ausstellungs-Eröffnung einen Vortrag über Kurt Tucholsky gehalten. Studienkollegin Janine Kempken hat sich mit dem Schicksal Bertolt Brechts beschäftigt. „Man weiß natürlich, wer Brecht war. Aber erst, wenn man sich mit seiner Geschichte befasst, lernt man ihn kennen.“

Die erste Ausstellung

Für das Kolleg ist es die erste Ausstellung dieser Art. Initiiert wurde sie von Guido Heinzmann, der über Bekannte von dem Projekt erfahren hatte. Konzipiert wurde die Ausstellung von Lothar Schulz, der sich beim Bundesverwaltungsamt lange Jahre mit dem Schicksal und der Wiedereinbürgerung der damals betroffenen Deutschen gekümmert hat. Die gezeigten Schicksale sind authentisch und wurden nach Originalakten dokumentiert.

„Die Ausstellung ist aber nicht nur für uns“, sagt Geschichtslehrer Heinzmann und lädt damit alle Interessierten zur Besichtigung ein. Die Infotafeln sind während der normalen Unterrichtszeit von 8 bis 15 Uhr im Neubau des Kollegs an der Wehrstraße 69 zu sehen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.