Oberhausen.^. Er gilt als die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts: der Erste Weltkrieg (1914 bis 1918). Eine Sonderführung im Rheinischen Industriemuseum rief jetzt in Erinnerung, welchen Stellenwert das Ruhrgebiet für diesen Krieg gehabt hat. Ihr Thema: „Krieg, Kanonen, Kapital“.

Er gilt als die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts: der Erste Weltkrieg (1914 bis 1918). Ohne ihn hätte es keine Russische Revolution gegeben, wäre Hitler nicht Diktator geworden, hätte er den Zweiten Weltkrieg nicht beginnen können, wäre die Welt nicht in Ost und West gespalten worden. Eine Sonderführung im Rheinischen Industriemuseum rief jetzt in Erinnerung, welchen Stellenwert das Ruhrgebiet für diesen Krieg gehabt hat. Ihr Thema: „Krieg, Kanonen, Kapital“.

Aufstieg der Firma Krupp

Allerdings ließen sich nur ein halbes Dutzend Interessierte von Museumsführerin Lena Frohne erläutern, wie das Ruhrgebiet zur Rüstungsschmiede Deutschlands aufsteigen konnte.

Aber am Vorabend des Ersten Weltkriegs hatte es Deutschland geschafft, binnen 100 Jahren die Supermacht England wirtschaftlich zu überflügeln. Reichsgründer Otto von Bismarck hatte immer vermieden, außenpolitisch den Konflikt mit England zu suchen und in die Isolation zu geraten. Unter seinen Nachfolgern aber kam es so.

Lena Frohne führt das vor allem auf den Aufstieg der Firma Krupp zum größten Industrie- und Rüstungskonzern Europas zurück. Der profitierte nicht nur davon, die einander feindlich gesonnenen europäischen Großmächte mit Waffen zu beliefern, sondern auch von Erzlagerstätten in Elsass-Lothringen, das man 1871 von Frankreich annektiert hatte. „Bei der Beerdigung von Konzernchef Friedrich Alfred Krupp 1902 lief Kaiser Wilhelm II. persönlich noch vor der Familie hinter dem Sarg“, erzählt Frohne.

Stolz auf Vaterland und Militär

Die Kriegführung wäre Deutschland nicht möglich gewesen, wenn es Adel und Bürgertum nicht gelungen wäre, die Sozialdemokratie, damals schon stärkste Fraktion im Reichstag, und damit die Arbeiterschaft auf ihre Seite zu ziehen. Auch dafür hatte Lena Frohne eine Erklärung: Die Krupps hatten es verstanden, vor allem Facharbeiter und Meister durch eine für die damalige Zeit vorbildliche Versorgung mit Wohnraum sowie bei Krankheit und im Alter an sich zu binden. Die Regierung Bismarck übernahm viele Regelung reichsweit. Dem allgemeinen Stolz auf Vaterland und Militär hatten kritische Stimmen so wenig entgegenzusetzen.

Revolutionäre Gesinnung kam so erst bei Kriegsende auf, als die Menschen Hunger litten. Die Revolutionäre wurden auch nach Kriegsende wieder durch ein Bündnis von SPD und Bürgertum in Schach gehalten, wieder aus Furcht vor dem Kommunismus. Im Gegenzug wurden die Gewerkschaften anerkannt und Flächentarifverträge eingeführt.

Nachdem die Waffenproduktion stark eingeschränkt war, verlegte Krupp sich auf den Bau von Lokomotiven, Lkw und Registrierkassen, ehe man unter Hitler wieder groß ins Rüstungsgeschäft einsteigen konnte.

Die Sonderführung im Rheinischen Industriemuseum an der Hansastraße 20 kann für Gruppen unter 02234/9921-555 gebucht werden.

Führung und Schau illustrieren den Aufstieg des Ruhrgebiets anhand von Bildern und von Modellen der Industrieanlagen und demonstrieren anhand von Drehbänken und Schmieden die damaligen Ar­beitsbedingungen.

Die Schau zeigt
aber auch typische Rüstungserzeugnisse wie Kriegsschiffe und Kanonen und wie die Bevölkerung selbst das Militärische damals verherrlichte.

Das Museum ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet und samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.