Oberhausen. . Die umstrittene Concordia, die der Oberhausener Künstler Jörg Mazur geschaffen hat, wird Thema in der nächsten Bezirksvertretung Oberhausen Mitte sein. Die Politiker werden entscheiden, ob und wo die Abbildung der römischen Göttin stehen darf. Ursprünglich sollte sie einen Kreisverkehr verschönern.

Die Concordia ist auf dem besten Weg, ihren Platz in Oberhausen zu finden. Am Mittwoch, 3. Dezember, wird sich die Bezirksvertretung Alt-Oberhausen der üppigen, unbekleideten Dame annehmen. Diese hatte im vergangenen Jahr für ähnlich viel Wirbel gesorgt, wie die Gemälde der Malerin Maria Mancini jetzt. Das Ergebnis: Das Concordia-Projekt wurde verschoben.

Nun werden die Damen und Herren Politiker in der kommenden Woche entscheiden, ob und wo die lebensfrohe Nackte, eine Skulptur des Oberhausener Malers und Bildhauers Jörg Mazur, aufgestellt wird. „Ich bin mal gespannt“, sagt Kulturdezernent und Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras. Der Oberbürgermeister-Kandidat will selbst in die Sitzung gehen. Denn die Dame, die, so die ursprüngliche Idee, im Kreisel an der Concordia-Straße an die gleichnamige Zeche erinnern sollte, ist doch auch ein wenig die Herzensangelegenheit des Mannes.

Ein Miniatur-Modell der tanzenden römischen Göttin steht im Zimmer des Dezernenten. Der präferiert eindeutig eine Concordia im Kreisel, weil sie dort am besten hinpasse – wegen des Bezugs zur Zeche. „Es gibt noch einen Alternativ-Standort. „Die Skulptur könnte auch auf dem Teil des Bahnhofsvorplatzes, der uns gehört, aufgestellt werden“, sagt Tsalastras. In diesem Fall müssten noch Gespräche mit der Bahn geführt werden.

Einsatz für die Freiheit der Kunst

Tsalastras, der die Bilder Mancinis nicht abgehängt hätte, hat schon die Diskussion um die Concordia nicht verstanden. „Es ist mir unbegreiflich, dass es Probleme mit Nacktheit in der Kunst gibt, wo doch kein Mensch fordert, Werbeplakate abzuhängen, die oft viel erotisierender sind.“

Ja, und wie ist das mit seinen religiösen Gefühlen? Durch Nacktheit verletzte religiöse Gefühle werden ja auch als Argument gegen unbekleidete Figuren angeführt. Tsalastras lacht. „Ich bin griechisch-orthodox, und in Griechenland stehen so viele nackte Skulpturen herum.“ Er fordert: Alles, was zum Denken anrege, dürfe nicht weggesperrt, verboten, verhindert werden. Tsalastras sagt klipp und klar: „Wenn eine demokratische Gesellschaft anfängt, sich zu zensieren, aus Angst, die Gefühle bestimmter Gruppen zu verletzten, ist das absolut der falsche Weg.“ Allerdings habe auch die Demokratie ihre Grenzen. Die beginnen dort, wo eben jene durch sie garantierte Freiheit geschützt werden müsse.

Die vielen Reaktionen von Bürgern auf die abgehängten Bilder sieht Tsalastras als ein sehr gutes Zeichen. Die Menschen setzten sich für die Freiheit der Kunst ein. Sie sagten: „Ne, ne, so geht das nicht.“

Die Concordia steht für Lebensfreude

Die Stadtvertreter werden also entscheiden. Sollten sie ihr Okay geben, wird der „Verein Concordia“ sofort aktiv. Dessen Mitglieder haben das Ziel, das Geld für die viereinhalb Meter große Skulptur zusammenzutragen. „Wir rechnen mit 211.000 Euro“, sagt der Künstler. Ein Spendenkonzept sei entwickelt. Mazur betont, dass er die Figur für den Kreisverkehr entworfen habe.

Die Concordia stehe für Lebensfreude, ihr Tanz für Kreativität, was ja auch positiv für Oberhausen sei. Mit dem Bahnhofsvorplatz als Standort könne er sich zwar auch anfreunden. Aber dort entstehe eher der Eindruck einer Figur, die zum Bus renne.

Zur neuerlichen Debatte um Kunstwerke sagt Mazur: „Ich verstehe die Entscheidung, Bilder abzuhängen, nicht. „Wenn man Kunst ausstellt, kann man sich bei Problemen auf das Grundgesetz berufen, das die künstlerische Freiheit garantiert.“ Insofern findet Mazur eine Diskussion, wie sie derzeit läuft, überflüssig.