Oberhausen. .
Diese Concordia sorgt nicht für Eintracht, das war schnell klar, als die Pläne für die nackte Bronze-Skulptur im Kreisverkehr an der gleichnamigen Straße bekannt wurden. Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki und Integrationsrats-Geschäftsführer Ercan Telli wurden nach ihrer in der WAZ geäußerten Kritik massiv angegriffen. Über die Art und Weise, wie die Debatte in der Öffentlichkeit geführt werde, ist Kulturdezernent Apos-tolos Tsalastras „entsetzt“.
Der „Sittenwächter“
„Ich bin schockiert“, sagt Tsalastras. Weder Telli noch Costecki seien „konservativ oder der Kunst abgeneigt“, wie es jetzt vor allem in Online-Kommentaren dargestellt würde. Auch sei die Stimmung bei dem Treffen von städtischen Vertretern und Concordia-Verein nicht so gewesen, wie sich jetzt an den Reaktionen ablesen lasse. „Wir haben friedlich nebeneinander gesessen und uns unterhalten. Es war sehr sachlich, sehr harmonisch.“
Über Kunst könne man immer streiten, so Tsalastras, besonders über jene im öffentlichen Raum. Als Befürworter der Figur – Tsalastras ist im Unterstützer-Verein Concordia e.V. – freue er sich über die zahlreichen positiven Reaktionen. Als Kulturdezernent müsse er schauen, „wie man Kunst und Kultur voranbringt“. Seine Antwort: „Nicht durch Konfrontation.“
Angriffe mit Humor nehmen
„Hallo, hier ist der Sittenwächter“, meldet Ercan Telli sich am Telefon. Er versucht, die Angriffe mit Humor zu nehmen. So ganz gelingen will es ihm nicht. „Ich bin enttäuscht darüber, dass ich als Funktionsträger mit Migrationshintergrund in eine populistische Ecke gedrängt werde“, sagt Telli. Es sei ihm nie darum gegangen, Künstler oder Kunstwerk zu beurteilen. „Ich habe nur gesagt, warum dieser Standort für diese Skulptur nicht richtig ist. Und dabei bleibe ich auch.“ Verletzend sei, „dass jede Diskussion dazu genutzt wird, um auf die Person und ihren biografischen Hintergrund abzuzielen“.
Die Stadt muss nicht zahlen für die Concordia
„Für die Finanzierung der Skulptur ist von der Stadt kein Cent zu erwarten“, sagt Apos- tolos Tsalastras. „Da muss der Künstler sich drum kümmern.“ Der will Spenden sammeln (Info: www.concordia-ev.de). Entscheiden wird die Bezirksvertretung oder der Rat, ob die Concordia an dieser Stelle aufgestellt wird. Eine Abstimmung hält Tsalastras für nicht sinnvoll: „Dann gäb’s nur Mainstream.“
Bürgermeisterin Stefanie Opitz war ebenfalls dabei, als im Brecht-Haus über die Concordia gesprochen wurde. Auch sie äußerte Bedenken: weil man auf die Körperöffnungen einer nackten Frau zufahren könne und weil es an dieser Stelle nicht möglich sei, Informationen anzubringen. Die Angriffe auf Telli und Costecki findet sie „befremdlich“. „Es ist eine der Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten, sich um das Bild der Frau im öffentlichen Raum zu kümmern. Und wer Telli kennt, weiß, dass er keine muslimischen, konservativen Werte vertritt.“