Oberhausen. Marie-Luise O’Byrne Brandls Rede zur “Abhängaktion“ der Mancini-Gemälde im Technischen Rathaus in Sterkrade findet Anerkennung im Kulturausschuss: “Nacktheit gehört zur Kunst wie die Luft zum Atmen. Oberhausen tut sich keinen Gefallen, wenn wir hier gemalte, bloße Brüste nicht zeigen wollen.“
Das Recht, in einem Ausschuss zu sprechen, haben grundsätzlich nur seine Mitglieder. Dennoch gibt es die Möglichkeit für Redebeiträge Außenstehender, vorausgesetzt, es bestehen keine Einwände. Und die hatte in der Sitzung des Kulturausschusses niemand, als SPD-Sprecher Manfred Flore zu Beginn der Sitzung darum bat, der Performance-Künstlerin und Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Oberhausener Künstler „einen tagesaktuellen Beitrag“ zu gestatten.
Nach der hitzigen Diskussion um das Entfernen von vier Ölgemälden der Künstlerin Maria Mancini aus deren Ausstellung im Foyer des Technischen Rathauses in Sterkrade durch den „Hausherren“ OGM (Oberhausener Gebäudemanagement GmbH), war klar, dass es sich um einen Appell für den Erhalt der Freiheit der Kunst handeln würde.
"Vorauseilender Gehorsam der OGM"
„Oberhausen tut sich keinen Gefallen, wenn wir hier gemalte, bloße Brüste nicht zeigen wollen“, sagte O’Byrne Brandl. „Einmal abgesehen davon, dass es immer problematisch ist, eine Ausstellung zu genehmigen und dann, zumindest teilweise, einen Rückzug zu machen. Der Verdacht, wir Oberhausener seien provinziell, drängt sich auf. Nacktheit gehört zur Kunst wie die Luft zum Atmen. Über alle Epochen haben Künstler nackte Körper gezeichnet, gemalt, aus Stein gehauen und plastifiziert, sogar im Auftrag und in den Räumlichkeiten der Kirche.“ Das Argument, Nacktheit im Museum zu bejahen, nicht aber im öffentlichen Raum, sei unbegreiflich. Wenn in Oberhausen Kunst zensiert werde, so sei das Ausdruck von Piefigkeit.
Piefigkeit wollte Flore zwar nicht auf Oberhausen sitzen lassen, dennoch nannte er den Redebeitrag „ein starkes Statement. Wir wollen, dass die Rathäuser für Kunst offen bleiben“. Flore warb für ein winziges Verständnis für den „vorauseilenden Gehorsam der OGM“, der „ohne Rücksprache“ erfolgt sei.
Diskussion über Skulptur "Concordia"
„Für Ausstellungen in Museen und im öffentlichen Raum gelten die gleichen Regeln“, meinte Hans-Otto Runkler (FDP). Die Reaktion der OGM nannte er „bedauerlich“.
„Uneingeschränkt“ zur Freiheit der Kunst“ bekannte sich CDU-Sprecher Klaus-Dieter Broß. „Kunst muss Diskussionen auslösen und das muss man aushalten können.“
Über einen geeigneten Standort für Jörg Mazurs Skulptur „Concordia“, die, von O’Byrne Brandl ebenfalls erwähnt, eine ähnliche Debatte auslöste, wird übrigens die Bezirksvertretung Innenstadt demnächst diskutieren. Darauf machte der Kulturdezernent aufmerksam.