Oberhausen. . Locker im Umgang, streng in der Sache: So kann man Jochen Kamps, Chef von Arbeiterwohlfahrt (Awo) und Zentrum für Ausbildung und Qualifikation (Zaq), beschreiben. „Ich habe immer gesagt, man müsste dieses und jenes anders machen“, sagt er. Nach 34 Jahren SPD-Mitgliedschaft würde er nun „gerne unter Beweis stellen, dass ich das auch kann“ - als Oberbürgermeister von Oberhausen.

Nein, ein Bürokrat ist dieser Mann nicht. Eher ein Kreativer, der beim Gang durchs Haus erst auf all die ausgefallenen baulichen Details, Lampen und Möbel hinweist, bevor er über Anträge, Fördermittel und Verantwortlichkeiten spricht. Dennoch: Jochen Kamps hat den Kopf nicht in den Wolken. Als Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Oberhausen und des Zentrums für Ausbildung und Qualifikation (Zaq) kann er sich das auch gar nicht leisten. Mit dieser geballten Erfahrung traut er sich auch höhere Ämter zu: Der 57-Jährige will für die SPD ins Rennen bei der Oberbürgermeisterwahl gehen.

In der Ruhe liegt die Kraft. Wenn man Jochen Kamps da so sitzen sieht, am Kopf des langen massiven Holztisches, inmitten der knallbunten Schränke und Stühle, der wilden Bilder an der Wand, sieht man eigentlich nicht viel. Er ist kein Freund lauter Töne, kein krachender Scherz oder bebender Lacher verlässt seine Lippen. Er hört zu, nickt. Zustimmung drückt er schmunzelnd aus, Missbilligung mit strengem Blick.

Schnörkellos

„Ich habe eine klare Vorstellung von dem, was ich will“, sagt Kamps, der den Beruf des Verwaltungswirts bei der Stadt Oberhausen lernte und dort 16 Jahre lang arbeitete. Um ans gewünschte Ziel zu kommen, gehe er jedoch auch gerne mal andere Wege – und fordert das auch von seinen Mitarbeitern. „Lösungsorientiert und flexibel“, so beschreibt ihn Gisela Larisch, Bereichsleiterin Kind, Jugend und Familie bei der Awo. In regelmäßigen Treffen informiert auch sie den Chef über aktuelle Themen.

Heute geht es unter anderem um die künftige Belegung der Kindertagesstätten. Nach dem Ausbau der Unter-Dreijährigen-Betreuung werden jetzt Plätze für Über-Drei-Jährige gebraucht. Eine Frage von Ausstattung, Personal und somit vor allem: von Kosten. Kamps lässt sich alle Details erklären, stellt Fragen und überlegt. In seinem Kopf arbeitet es, man sieht es ihm an, eine Entscheidung fällt er jedoch nicht. Es ist noch Zeit, er ist kein hastiger Typ. Wenn die Dinge jedoch geklärt sind, dann mag er es gern kurz und knackig. Zack, zack. Zielorientiert und ohne Schnörkel.

Nicht „Everybody’s Darling“

„Alle sagten ,Das geht nicht’. Und dann kam einer, der wusste das nicht und hat’s einfach gemacht.“ Diesen Spruch mag Jochen Kamps. Er steht auf einer Postkarte auf dem poppig bunten Sideboard in seinem Büro. „Manche Dinge werden nicht hinterfragt“, sagt der Musik-Fan (seine Sammlung umfasst 3000 CDs). „Dabei entdeckt man durch Fragen Dinge, die man sonst nicht gesehen hätte.“ Er habe in seiner doppelten Geschäftsführer-Position die Draufsicht auf viele Bereiche. „Warum macht ihr das so?“ und „Geht das nicht einfacher?“ seien Fragen, die er seinen Mitarbeitern häufig stelle. Bequem sei dies nicht immer. „Everybody’s Darling kann man da nicht sein“, sagt er. „Das will ich auch gar nicht.“

Im Umgangston locker, aber in der Sache streng. So könnte man den ehemaligen Spieler von Rot-Weiß Oberhausen bezeichnen. Wenn er ins Stadion geht, steht er am liebsten in der Emscherkurve. Vielleicht sagt dies viel mehr über ihn aus, als Jeans und legeres Jackett, die langen Haare und der lockere Schal.

Lieber keine Uniform

Kamps will ein Freund ehrlicher Worte bleiben und sich nicht verbiegen lassen. Auch wenn er es zum Oberbürgermeister schaffen sollte. „Anzug und Krawatte, das ist nicht so mein Ding“, sagt er. Und man kann sich den vierfachen Vater einer Patchwork-Familie, der Pink Floyd und Eric Clapton hört, an Wochenenden mit seiner malenden Ehefrau Ausstellungen und Konzerte besucht, auch gar nicht so uniformiert vorstellen.