Oberhausen. . Apostolos Tsalastras ist ein Mann, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Kulturdezernent und Kämmerer „Posto“, wie ihn alle nennen, will Oberbürgermeister werden. Noch ist er Kämmerer und Kulturdezernent in Personalunion.

Es läuft gut heute, richtig gut. Apostolos Tsalastras, Stadtkämmerer und Kulturdezernent in Personalunion, hat gerade ein Telefonat mit jemandem von der Landesregierung geführt. Jetzt steht er im Vorzimmer seiner Assistentin Claudia Voll und schaut noch fröhlicher drein als sonst schon. „Es könnte sein, dass es klappt“, sagt er. Es geht um Finanzen, um Pläne, Ausgleiche, Konzepte, den Haushalt – um das also, was Oberhausen am meisten fehlt: der schnöde Mammon. Dass einer dabei so entspannt bleiben kann wie Tsalastras ist wirklich erstaunlich. Oder ist alles nur Fassade?

Deutsch statt südländisch-feurig

Nach fast vier Stunden mit dem Herrscher über die Löcher im Konto der Kommune und das zuweilen exzellente Kulturangebot (das Stadttheater war gerade wieder für den Theaterpreis Der Faust nominiert) kann man sagen: Der Mann ist wirklich so. Locker, freundlich, geradeheraus. Er zuckt nicht mit der Wimper, als Frau Voll, die ihn freundschaftlich bei seinem allseits bekannten Spitznamen „Posto“ nennt, Mappe über Mappe auf einem Sideboard türmt („Es geht ja kein Geld raus, wenn ich nicht unterschreibe“), und auch nicht, als ein WDR-Team sich in seinem Büro aufbaut und der Reporter sich mitten im Interview eine Tasse Kaffee über die Hose kippt („Er hätte doch sagen können, dass er einen neuen will“).

Tsalastras schafft es, eloquent und druckfähig auf Finanzfragen zu antworten, freundlich-bestimmend zu sagen, wenn er keine Stellung beziehen will, geduldig Runde um Runde im Rathaus Paternoster zu fahren, bis der Kameramann alles im Kasten hat, und zwischendurch immer noch einen Scherz zu machen. Keinen bösen, verletzenden, sondern einen, der verbindet, der alle im Raum schmunzeln lässt.

Dumme Anspielungen

Er ist nicht südländisch-feurig, dieser mögliche SPD-Anwärter aufs Oberbürgermeister-Amt, sondern eher deutsch: ordentlich, konzentriert, fleißig. Im dunkelblauen Anzug, Hemd, Krawatte, mit schwarzen Schuhen (mattes, nicht glänzendes Leder!) sieht er dabei aus, wie aus dem Ei gepellt - vielleicht doch ein Hinweis auf seine südeuropäischen Wurzeln?

Über Gedankenspielchen wie diese kann der 50-Jährige nur müde lächeln. Ebenso, wie über die ewigen Sprüche im Stil von „Ausgerechnet ein Grieche als Finanzchef“. Dies hatten vor drei Jahren viele Medien als Aufhänger für Berichte über sein neues Amt als Kämmerer genommen (zugegebenermaßen auch die WAZ). Ärgern wolle er sich darüber nicht, sagt der Sohn griechischer Einwanderer, der mit einer Portugiesin verheiratet ist, aber „dumm“ habe er die Anspielungen schon gefunden. In Tsalastras-Sprache schon ein Ausdruck großen Ärgers.

Punk, Rock und Jazz

Unterhält man sich mit dem Tausendsassa Tsalastras, stellt man ohnehin schnell fest, dass sein Migrationshintergrund in der Tat keine große Rolle zu spielen scheint. Er ist in Deutschland geboren, aufgewachsen, sozialisiert. Kann griechisch tanzen, hört aber am liebsten Punk, Rock und Jazz. „Mein Deutsch ist viel besser als mein Griechisch“, sagt er und gibt freimütig zu, sich für ein Interview im griechischen Fernsehen (es hat schon einige Anfragen gegeben) zwei Tage vorbereiten zu müssen. Den Urlaub verbringt er mit seiner Frau Anabela Pires Barata, SPD-Fraktionsvorsitzende in Hilden, abwechselnd in Griechenland und in Portugal.

Ansonsten? Alles ganz normal: Doppelhaushälfte mit der Schwägerin und ihrer Familie als Nachbarn, abends gemeinsames Kochen mit der Frau, Badminton und Radfahren, sobald der Terminplan es zulässt. Tsalastras ist kein Papa, aber Patenonkel von der dreijährigen Marie, „einer, der zu wenig Zeit hat“, sagt er bedauernd. Das würde nicht besser werden, würde er zum Stadtoberhaupt gewählt.