Oberhausen. Der Oberhausener Awo- und ZAQ-Geschäftsführer Jürgen Kamps ist ein Genießer und ein Malocher. Seit 34 Jahren ist er SPD-Mitglied. Im nächsten Jahr will er Oberbürgermeister von Oberhausen werden. Doch um zu kandidieren, müssten ihm erst einmal die SPD-Mitglieder ihre Stimme geben.
Jochen Kamps ist ein Genießer. Er hat ein Auge fürs Schöne, einen Sinn für Entspannung. Das, so sagt er, ist unabdingbar, um in seinem Job gut zu sein. Wer kaum Freizeit hat, hat keinen Ausgleich. Und wer keinen Ausgleich hat, dem fehlt die nötige Kreativität und die Inspiration im Beruf. Arbeit und Freizeit – es muss eine vernünftige Balance sein. „Ich könnte nicht nur genießen, ich könnte aber auch nicht nur arbeiten“, sagt er. Und so hat es sich der Awo- und ZAQ-Geschäftsführer auch in seinem Büro an der Essener Straße hübsch gemacht, ein abwechslungsreiches, nicht zu kühles Industrial Design ziert das Gebäude.
In seinem Büro hängen Bilder, die seine Frau gemalt hat. Das sagt er nicht ohne Stolz. Überhaupt ist er stolz auf seine Familie, seine Kinder, seine Frau, seine Eltern. Das schwingt mit, wenn er zum Beispiel darüber redet, dass nicht alle seine Kinder in der SPD sind, sie aber gelernt haben, sich zu engagieren, sich einzusetzen. Und doch freut er sich, dass seine Tochter Lena ein SPD-Mitglied und Fraktionsgeschäftsführerin ist, dass sie sich schon als Jugendliche als Schülersprecherin engagiert hat.
SPD Oberhausen muss sich verändern
Überhaupt kommt Jochen Kamps aus einer sozialdemokratisch geprägten Familie. Seine Eltern standen schon immer der Awo nahe, Kamps Mutter – später viele Jahre im Oberhausener Stadtrat vertreten – war Erzieherin. Sein Vater war Maurer und hat über den zweiten Bildungsweg zum Sozialarbeiter umgeschult. Die Kamps waren Sozialdemokraten durch und durch. „Was an Grundsätzen in der SPD herrscht, das ist das, wofür ich auch stehe“, sagt er. Diese Gedanken hatte er schon, als er sich noch nicht politisch engagierte.
Am liebsten in der Emscherkurve
Jochen Kamps wurde am 3. November 1957 in Herford/Westfalen geboren. Er besuchte die Hauptschule in Alstaden, absolvierte ein Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung. Der Diplom-Verwaltungswirt arbeitete von 1973 bis 1989 bei der Stadt Oberhausen. 1989 wurde er Geschäftsführer des Zentrums für Arbeit und Qualifikation (ZAQ), 1993 zusätzlich Geschäftsführer der Awo. Er bezeichnet sich als Teamplayer – was er wohl aus seiner Zeit als Profi-Fußballer bei RWO kennt. Auch heute besucht er noch Spiele von RWO, am liebsten in der Emscherkurve. In dieser Saison, gibt er zu, war er noch nicht allzu oft da. „In der letzten Saison war ich häufiger da“, sagt er.
Er ist Bürgermitglied im Sozialausschuss, Mitglied der Arbeitskreise Soziales/Jugend/Schule der SPD-Fraktion. Kamps wohnt in Schmachtendorf, ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder, ein Enkelkind. Er interessierte sich für Fußball, Kunst und er reist gern.
Am 1. April 1980 trat Jochen Kamps dann selbst in die SPD ein, 22 Jahre war er damals und aktiver Fußballer bei Rot-Weiß Oberhausen. Bei seinem Trainer hatte er seinen Spitznamen weg, fortan wurde er mit den Worten „Na, Roter!“ begrüßt. Und auch mit RWO-Sponsor Peter Maaßen alias „Pascha“, ein Christdemokrat und „Sinnbild eines Kapitalisten“, lieferte er sich die eine oder andere politische Kebbelei.
Kommunikation in der Partei muss besser werden
Immer noch ist Kamps ein „Überzeugungstäter“. Aber in der Oberhausener SPD müsse sich auch etwas verändern. Neu erfinden müsse sich die Partei zwar nicht, aber „die Analyse nach der Kommunalwahl muss man weiter fortführen“, sagt er und spricht das für die SPD schlechte Ergebnis der diesjährigen Wahl an. Man könne erst Schlüsse für die Zukunft ziehen, wenn man wisse, was schlecht gelaufen sei, was die SPD falsch gemacht habe. „Die Menschen dürfen nicht den Eindruck haben, dass es egal ist, ob sie wählen gehen oder nicht. Nach dem Motto: Die machen eh, was sie wollen“, sagt Kamps.
Und auch die Kommunikation der Partei müsse verbessert werden, meint er, und macht es am Beispiel der Rettung von RWO fest: Klar, als ehemaliger Spieler findet er es richtig, dass dem Verein geholfen wird. Aber man hätte deutlicher machen sollen, wie wichtig der Verein für Oberhausen ist und welch tolle Leistung erbracht wird – auch außerhalb des Profibereichs.