Oberhausen. . In einer neuen Serie stellen wir faszinierende Orte in Oberhausen vor. Den Start macht der Karnickelberg im Norden der Stadt. Denn nirgendwo präsentiert sich die Stadt gegensätzlicher. Im Osten Wald, so weit das Auge reicht. Und im Westen ein dichtes Band von Industrieanlagen.
Bei schönstem Herbstwetter geht es auf der Forststraße von Schmachtendorf aus hinaus in die Hühnerheide. Silvia Golz, die Gästeführerin, stellt ihr Auto mitten im Wald ab. Ihr Ziel ist der Karnickelberg neben der Deponie Hühnerheide in Barmingholten. Längst hat sich die Natur die ehemalige Müllkippe zurückerobert. Der Ort verkörpert wie kaum ein anderer die zwei Seiten Oberhausens – als Industriestadt im Ruhrgebiet und als Stadt mit hohem Naherholungswert.
Am Waldrand steht eine Holzhütte. Hier sind Informationen über den Wald, die Anhöhe und ihre Bewohner angeschlagen. Ein älterer Herr mit Hund grüßt freundlich. „Er ist jeden Tag hier, sieht nach dem Rechten“, erzählt Silvia Golz.
Der Weg führt jetzt stramm bergauf, auf etwa 50 Meter Höhe. Ganz schön hoch für den Niederrhein. Links des Weges steht noch immer dichter Wald, rechts wachsen Jungbäume im hohen Gras. Für kurze Zeit kommt jetzt eine Stimmung wie in einem Urlaubsort irgendwo im Mittelgebirge auf, zumal auch die Geräusche der pulsierenden Stadt nicht bis hierher dringen.
Wald im Osten, Industrie im Westen
Die Anhöhe selbst ist nur mit Gras bewachsen. Dort angekommen, bieten sich zwei völlig gegensätzliche Ausblicke. Im Osten sieht man Wald, so weit das Auge reicht. Lediglich der Kirchturm von Schmachtendorf ragt aus dem Gold-Braun dieses Herbstwaldes mit seinem Kupferdach hervor. Und nur der aufsteigende Wasserdampf des Kraftwerks in Marl, viele Kilometer weit entfernt, stört ein wenig diese Idylle.
Die Gästeführerin
Zu Orten abseits der großen Touristik-Attraktionen Oberhausens führt diese Serie. Es geht um Orte, die entweder Natur und Entspannung pur bieten oder aber zum Nachdenken anregen und die trotzdem typisch für die Industriestadt sind.
Die Serie umfasst neun Folgen. Sie beginnt im Norden der Stadt, in Sterkrade-Nord, und führt über Osterfeld nach Alt-Oberhausen.
Gästeführerin Silvia Golz (46) hat die Orte ausgewählt. Sie stammt aus Osterfeld und hat lange in ihrem Beruf als Bürokauffrau gearbeitet. Seit Mai ist sie zertifizierte Gästeführerin. Seitdem bietet sie Führungen für Kinder und Erwachsene, kleine wie große Gruppen an, für Touristen ebenso wie für Seminarteilnehmer oder zu privaten Anlässen. Kontakt: 0151/689 762 73, sgolz@gmail.com
Im Norden vermischt sich die Natur mit Dinslakener Hochhäusern und mit dem Förderturm der Zeche Lohberg im Hintergrund. Silvia Golz dreht sich nach Westen, zum Rhein hin. Verschwunden ist sie plötzlich, die Urlaubs-Impression. Eine gewaltige Industriekulisse liegt dem Besucher nun zu Füßen. „Das ist das Kraftwerk Walsum“, zeigt die Gästeführerin. „Und dort, das sind die Anlagen der Ruhrchemie, heute Oxea.“ Bis nach Alt-Oberhausen kann man an diesem diesigen Novembertag nicht blicken.
Das endlose Meer der Baumwipfel
Macht nichts. Der Ausblick ist auch so eindrucksvoll genug. Immer wieder bleibt das Auge an Details hängen. Denn wie Modelle reihen sich die Häuser in Barmingholten unten im Tal auf. Nur Züge auf der Betuwe-Linie, ebenfalls handlich klein, unterbrechen die Stille auf der Anhöhe. Aber aus der Entfernung von mehreren hundert Metern ist ihr Geräusch nicht störend. Unten mag das anders sein. Es macht aber deutlich, wie stark die Bahnstrecke nach Emmerich schon heute befahren ist.
Silvia Golz tritt den Rückweg an. Wieder kommt das endlose Meer der Baumwipfel in Sicht. Dann geht es hinunter in den Wald. Nur von den Karnickeln, nach denen die Anhöhe benannt ist, fehlt jede Spur.