Oberhausen. Leicht macht es die Partei weder sich noch ihren Mitgliedern: Oberhausens älteste und größte Partei ruft in diesen Tagen zur Abstimmung darüber auf, wer sich im nächsten Jahr zur Oberbürgermeister-Wahl stellen soll: Jochen Kamps oder Apostolos Tsalastras?

Leicht macht es die Partei weder sich noch ihren Mitgliedern: Oberhausens älteste und größte Partei ruft in diesen Tagen zur Abstimmung darüber auf, wer sich im nächsten Jahr zur Oberbürgermeister-Wahl stellen soll oder (in SPD-Lesart) wer im September 2015 zum Nachfolger von Klaus Wehling gewählt werden soll. Während die Post in der Nacht von Montag auf Dienstag damit beschäftigt war, den rund 2000 hiesigen SPD-Mitgliedern die Wahlbriefe zuzustellen, stellten sich am Abend mit Jochen Kamps und Apostolos Tsalastras die beiden, die antreten, denjenigen, die ermitteln, wer auf den Schild gehoben und in die Wahlkampfschlacht getragen wird.

Inhaltliche Nähe

Dass es nicht leicht wird, sich für einen zu entscheiden, wurde im mit knapp 200 Mitgliedern besetzten Saal im Haus Union an der Schenkendorfstraße überdeutlich: Wie ein Ei dem andern gleichen sich Kamps und Tsalastras zwar nicht, aber die Unterschiede in politischen Auffassungen und Herangehensweisen scheinen marginal. Ihre Biographien immerhin sind relativ unterschiedlich, aber auch typisch für diese Generation von Genossen: Die Laufbahn des Migrantenkindes aus kleinen Verhältnissen mit Diplom als Volkswirt und anschließender Karriere in Arbeiterwohlfahrt, SPD und Oberhausener Stadtverwaltung sieht zwar anders aus als die des gebürtigen Oberhauseners mit qualifizierten Hauptschulabschluss und Weiterqualifizierung in der Stadtverwaltung zum Geschäftsführer von Awo und ZAQ, aber beide könnten als Modellfiguren für sozialdemokratische Lebensläufe dienen.

Drescher rief schwierige Themenkomplexe auf

In ihren politischen Ansichten und Schwerpunkten gibt es keine gravierenden Unterschiede: Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, Verbesserung der Bildungs-Infrastruktur, Erneuerung des Stadtbildes im wörtlichen und übertragenen Sinn – darauf ließe sich der programmatische Teil ihrer Aussagen reduzieren. Das ist natürlich sehr verknappt geschildert, zeigt aber die inhaltliche Nähe, die fast als Seelenverwandtschaft zu kennzeichnen ist, der Kandidaten.

Zahlreiche Fragen gab es aus dem Auditorium, und Ex-Oberbürgermeister Burkhard Drescher stellte drei, aus denen hervorgeht, was er für die drängendsten Punkte der Gegenwart und nächsten Zukunft hält, nämlich: die Frage nach Verfügbarkeit über das Stahlwerks-Gelände, die nach einer Grundidee für die Zukunft der Stadt und die nach einer Image-Verbesserung („in den letzten Jahren verkommen“). Drescher rief schwierige Themenkomplexe auf, von denen jeder für sich geeignet ist, ein mehr als abendfüllendes Programm zu bieten. Die Kandidaten sprachen zwar nicht mit einer Stimme, aber ziemlich übereinstimmend.

Tsalastras sieht eine Möglichkeit über Gespräche mit dem Eigentümer, Persönlichkeiten aus der Wirtschaft (IHK) und Rückendeckung aus Düsseldorf; Kamps ergänzt, die Stadt dürfe „nichts herschenken“ und spielt damit auf die Genehmigungspraxis an.

„Gutes Leben in der Stadt"

„Kreatives Kapital“ sei zu nutzen, meint Tsalastras, der auch eine Abkehr von der industriegeschichtlichen Vergangenheit will, und gemeinsam sprechen die Kandidaten von der Idee, die wie ein Motto klingt: „Gutes Leben in der Stadt“.

„Es gelingt hier nicht immer, Positives positiv zu verkaufen“, sieht Kamps gewisse Defizite in der Außendarstellung, während Tsalastras auf „mehr Bewegung“ setzt, mit deren Hilfe auch Bewegung ins Image käme.

Es gab zu vielen anderen Punkten viele andere Fragen (Marktstraße, Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden, Schulen und Kitas, Steuern und Gebühren und manches mehr) und schließlich auch die nach der Besoldung des Oberbürgermeisters und der Vergütung von Nebentätigkeiten. Klare Antworten, Tsalastras: „Die Besoldung ist nicht schlecht. Für die Einkünfte aus Nebentätigkeiten gibt es genug Organisationen, die auf Spenden angewiesen sind.“ Kamps: „Der Oberbürgermeister wird gut bezahlt und hat persönlich keinen Anspruch auf die Vergütungen aus Nebentätigkeiten. Dafür gibt es Regeln.“

Applaus gab es immer und immer wieder. Die SPD steht vor einer schwierigen Entscheidung.