Oberhausen. . Das Evangelische Krankenhaus bietet als einziges in Oberhausen die Brachytherapie, Bestrahlung von innen, an. Bei dieser Krebstherapie werden feine Stifte, sogenannte Seeds, in die Prostata eingeführt. Im Gegensatz zu den gängigen Therapien ist diese Methode deutlich kürzer und schonender.

Prostatakrebs. Als Ernst-Jürgen Schuppert diese Diagnose erhielt, stand die Frage im Raum: Wie soll die Krankheit therapiert werden? Schupperts Arzt überwies den 67-jährigen Hamminkelner an Prof. Klaus Höfner, Chefarzt der Klinik für Urologie im Evangelischen Krankenhaus (EKO). Warum? Das EKO bietet eine besonders schonende Behandlungsmethode an: die Bestrahlung von innen. Der Fachbegriff lautet Brachytherapie.

Prostatakrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen beim Mann. An ihm sterben drei von 100 Männern in Deutschland. Die geläufigen Therapien sind die Operation und die Bestrahlung von außen. Das Risiko: Durch eine OP kann ein Patient impotent werden. Ist die gesamte Prostata entfernt, kann er eventuell den Urin nicht mehr halten. Zudem dauert ein Krankenhausaufenthalt acht bis zehn Tage. Bei der Bestrahlung von außen muss der Patient täglich bestrahlt werden und das über fünf bis sechs Wochen, oft mit unangenehmen Begleiterscheinungen wie Durchfall, Schlappheit, häufigem Wasserlassen.

Nach drei Tagen zu Hause

Die Brachytherapie, die bei einer Krebserkrankung mit einer niedrigen Risikoeinstufung angewandt wird, ist nicht nur deutlich schonender, der Patient ist auch kürzer im Krankenhaus. „Nach drei Tagen war ich wieder zu Hause“, sagt Ernst-Jürgen Schuppert. Die einzige Einschränkung: Er durfte sechs Wochen lang kein Fahrradfahren.

Wie funktioniert die Bestrahlung von innen? Nach einer eingehenden Untersuchung und genauen Lokalisierung des Krebs werden feine Stifte, die sogenannten Seeds, durch den Damm in die Prostata eingeführt. Diese Stifte sind radioaktiv angereichert und bestrahlen das Prostatakarzinom, es wird von innen zerstört. Die umliegenden Organe und das gesunde Gewebe werden geschont, weil die Stifte – je nach Befund sind es 50 bis 70 Stück – punktgenau in den Körper eindringen. Die Prozedur dauert rund eine Stunde.

15 Fachabteilungen

Das Ev. Krankenhaus Oberhausen verfügt über 15 Fachabteilungen und sechs interdisziplinäre Zentren. Es hat 521 Betten und 1050 Mitarbeiter.

Mehr zum Thema finden Sie im Internet auf der Seite www.gesundheitsinformation.de, dann in die Suchmaske Brachytherapie eingeben.

Der behandelnde Arzt sowie ein Strahlenphysiker und Strahlentherapeut arbeiten bei dieser Behandlungsmethode zusammen. „Die Strahlendosis der Stifte hat eine Halbwertzeit von drei Monaten. Nach sechs Monaten ist sie so gut wie nicht mehr vorhanden“, weiß Höfner.

Brachytherapie nur im EKO

Das EKO ist das einzige Krankenhaus in Oberhausen, dass die Brachytherapie anwendet, seit dem Jahr 2002 bei rund 300 Patienten. Warum nicht mehr Häuser die Methode nutzen? „Der Aufwand ist erst mal recht groß. Man benötigt beispielsweise eine Genehmigung zum Umgang mit einem Strahlentherapiegerät. Ein Jahr haben wir darauf gewartet“, weiß der Mediziner. Zudem muss das Pflegepersonal geschult werden, man benötigt einen Strahlenphysiker und das Teamtraining dauert mehrere Tage. In den USA, wo die Methode weiter entwickelt wurde, wird sie häufiger benutzt als in Deutschland.

Ernst-Jürgen Schuppert ist froh, dass bei ihm die Brachytherapie angewandt wurde. Seine Werte sind in Ordnung. „Ich habe keinerlei Beschwerden. Und Radfahren kann ich auch wieder.“