Oberhausen. Es gibt akute Mängel im Rettungsdienst. Die wurden beim Ärztetag diskutiert. Eine Forderung: „Jede Klinik muss Notfallpatienten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versorgen“. Auch ansonsten muss vieles verbessert werden.

In der Theorie funktioniert das Oberhausener Rettungswesen gut, in der Praxis erleben die Helfer Haarsträubendes: Schlaganfall-Patienten, die in ein x-beliebiges Krankenhaus eingeliefert werden statt in eine spezialisierte Klinik; Notfall-Patienten, die vom angefahrenen Hospital abgelehnt werden, weil das CT-Gerät ausgefallen ist oder die Herzkatheter-Plätze belegt sind – akute Mängel im Rettungsdienst, die der Ärztetag am Wochenende diskutiert hat. Rund 100 Vertreter aus Arztpraxen, Kliniken und von Rettungsorganisationen trafen sich im Fortbildungszentrum „Medikon“.

Zwar erreichten die Retter in 90 Prozent der Fälle die Patienten binnen acht Minuten nach Alarmierung. Doch um den Wettlauf mit dem Tod oder mit Folgeschäden noch öfter zu gewinnen, müssen nach Ansicht von Dr. Wilfried Abel, dem Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes, vor allem an den Schnittstellen des Systems Verbesserungen greifen: zwischen Bürgern und Rettungsdienst, Ärztlichem Bereitschaftsdienst und Rettungsdienst sowie Rettungsdienst und Kliniken.

Abmeldung von Patientenaufnahme nur nach Absprache

Für die Aufnahme der Verunglückten sind drei Krankenhäuser zertifiziert: das Evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO), das St.-Clemens-Hospital in Sterkrade und das Helios-St.-Elisabeth-Krankenhaus in Alstaden. Lediglich Spezialfälle wie Brand- und schwere Kopfverletzungen können sie nicht dauerhaft behandeln. Dafür gebe es aber Kliniken in Essen, Duisburg, Bochum und Dortmund, so Abel.

Was den obersten Rettungsdienst-Mediziner stört: Stunden- oder sogar tageweise meldeten sich einzelne Kliniken einfach von der Aufnahme von Notfallpatienten ab. Das soll Vergangenheit sein: Künftig ist Vorschrift, dass sich die Kliniken bei Platz-, Technik- oder Personalproblemen nur noch abmelden dürfen, wenn sie dies mit der Leitstelle der Feuerwehr abgestimmt haben. „Jede Klinik muss Notfallpatienten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versorgen“, fordert Abel.

Anweisung für Ebola-Verdacht bewährte sich sofort

Vor allem die Abstimmung zwischen Notarzt und Krankenhausarzt ist wichtig. Dazu wurden in den Kliniken Ärzte als Notfallkoordinatoren bestellt. Schließlich müssten nach einem Herzstillstand dort andere Fachärzte alarmiert werden als bei Verlust einer Gliedmaße.

Für wichtige Notfälle wurden verpflichtende Anweisungen auch für die Notärzte verfasst: So sind Schlaganfall-Patienten immer in die „Stroke-Unit“, eine Spezialabteilung, zu bringen. Abel: „Unsere neue Anweisung für Ebola-Verdacht war erst zwei Tage alt und hat sich beim ersten Verdachtsfall gleich bewährt.“ Mehr Aufwand bedeutet es dagegen, den Kardiologen künftig die Ergebnisse von EKG-Messungen im Rettungswagen gleich via Internet auf ihr Smartphone zu senden, damit sie bereits vorab informiert sind.