Mülheim. . Die „Contilia Pflege und Betreuung“ veranstaltet für Bewohner und Mitarbeiter ihrer insgesamt elf Seniorenheime eine Tanz-Revue. Die Show soll an die TV-Sendung „Let’s Dance“ erinnern. Ein Mülheimer Paar - sie 85, er 45 Jahre alt - tritt mit dem Twist im Essener GOP Varieté auf.

Wenn Ingeburg Giolbass in ihrem gepunkteten Petticoat über die Flure des Seniorenheims hopst, staunen die anderen Bewohner nicht schlecht. Die 85-Jährige ist einfach ein Hingucker! Als Marylin Monroe ließ sie sich bereits im weißen Kleid für einen Kalender ablichten, nun begeistert sie ihre Mitbewohner des Franziskusheims mit einem neuen Projekt, das die Contilia Gruppe mit Bewohnern ihrer insgesamt elf Häuser plant: Gemeinsam mit Mitarbeiter Christoph Kegel (45) tanzt Ingeburg Giolbass am 11. November bei einer Revue vor hunderten Zuschauern den Twist.

Es ist das zweite ungewöhnliche Projekt, das die „Contilia Pflege und Betreuung“ mit ihren Bewohnern auf die Beine stellt. Anfang des Jahres gab es bereits einen Kalender, bei dem die betagten Bewohner Szenen aus Filmklassikern wie Dirty Dancing, Rocky oder Easy Rider nachahmten. Nun haben sich 13 Paare aus elf Seniorenstiften der Contilia für den Tanzwettbewerb beworben, die an die Fernsehshow „Let’s Dance“ angelehnt ist. Jeweils ein Bewohner und ein Mitarbeiter bilden ein Tanzpaar, das sich einen Song aussuchen durfte. Darunter „Time of my life“ „Que sera, sera“ oder „Ein Freund, ein gute Freund“.

Let's twist again

Ingeburg Giolbass und Tanzpartner Christoph Kegel entschieden sich für den Twist. Denn die 85-Jährige ist nicht nur dort, wo die Musik spielt – besser noch: Wo sie auftaucht, verbreitet sie Stimmung und gute Laune. „Das ist einfach ihr Naturell“, bestätigt Christoph Kegel. Der Twist passte da genau richtig. Zu „Let’s twist again“ dreht sich Ingeburg Giolbass in die Knie, kreist mit den Fußspitzen und kokettiert mit ihrem 40 Jahre jüngeren Tanzpartner. Er flirtet mit dem Publikum, sie zieht ihn am Kragen und wieder zurück aufs Parkett. Bei der Choreographie hatten die beiden Hilfe von Tanzlehrer Thomas Püttmann-Lentz, der bereits Promis und Profis bei Let’s Dance unterrichtete. „Das Musikhören und Tanzen weckt viele Erinnerungen an früher“, sagt Püttmann-Lenz, der regelmäßig Senioren zum Tanzen auffordert. Musik wecke bei den teils dementen und stark bewegungseingeschränkten Menschen Emotionen und Lebensfreude. „Musik wirkt besser als jede Medizin.“

Tanzexperten sitzen in der Jury

Am Dienstag, 11. November, dürfen sich Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter die Revue-Tanzshow im GOP-Theater in Essen anschauen. Geladen sind etwa 330 Gäste.

In der Jury sitzen die Profitänzerinnen Motsi Mabuse und Sarah Latton, bekannt aus „Let’s Dance“. Gekürt wird ein Siegerpaar, alle anderen Teilnehmer belegen Platz zwei. Bewertet werden Tanzschritte, Rhythmusgefühl, Grazie und Ausstrahlung.

Ingeburg Giolbass sieht man den Spaß am Tanzen jedenfalls an: „Als junge Frau war ich häufig mit Freundinnen in Tanzlokalen“, sagt die ehemalige Duisburgerin. Im Stammhaus Monning etwa, an der Grenze Mülheim/Duisburg. Heute hört sie gerne Radio, „alles, was läuft“. Ob sie aufgeregt ist vor dem großen Auftritt? „Ach nein, da hab’ ich kein Problem mit“, lacht sie. Ohnehin will Ingeburg Giolbass weit höher hinaus. Ihr Traum: „Einmal mit dem Fallschirm springen, das möchte ich noch erleben.“