Mülheim.. Wenn die Seele leidet: Wer schwer erkrankt ist, braucht neben der medizinischen Versorgung oft eine ganz besondere Unterstützung. Mitarbeiter des Instituts für Psychosoziale Medizin kümmern sich in Mülheim um Patienten und Angehörige.
Wenn der Körper schwer erkrankt ist, dann leidet auch die Seele. Die psychosoziale Unterstützung von Kranken und ihren Angehörigen gehört heute längst zu einer ganzheitlichen Versorgung der Patienten dazu. Vor einem Jahr hat die Essener Contilia Gruppe, zu der auch das St. Marien-Hospital in Mülheim gehört, das „Institut für Psychosoziale Medizin“ gegründet. Das Mülheimer Gesicht der Einrichtung ist die Psychologin Bettina Jansen, die viele Tumorpatienten schon kennengelernt haben. Diagnose Krebs – das will erst mal verarbeitet sein.
„Stress ist oft ein Thema und entscheidend für die Lebensqualität“, sagt Bettina Jansen. Sie versucht, gemeinsam mit ihren Institutskollegen, Patienten in einer Ausnahmesituation emotional zu entlasten, zu helfen bei der Beantwortung von existenziellen Fragen: „Was bedeutet diese Diagnose für mein Leben? Was hilft mir jetzt? Was möchte ich an meinem Leben ändern? Wie möchte ich meine Zeit nutzen?
Schwerpunkt der Institutsarbeit ist die Betreuung von Krebspatienten und Diabetikern. Doch grundsätzlich ist die Diplom-Psychologin für alle Patienten ansprechbar, auch für Angehörige oder Freunde, die einen Rat benötigen, wie sie den Kranken unterstützen können. Oft führt sie auch Partnergespräche in einer belastenden Situation wie einer lebensbedrohlichen Erkrankung eines Ehepartners. Bettina Jansen vermittelt auch den Kontakt zu Selbsthilfegruppen, wenn Betroffene das wünschen.
Betreuung von Diabetespatienten
Die psychologische Betreuung von Diabetespatienten ist ein weiterer Schwerpunkt des Instituts. Leiter Dr. Rainer Paust weiß, dass die Erkrankung nicht nur eine Umstellung der Ernährung, sondern der gesamten Lebensweise bedeutet. Für regelmäßige Insulingaben benötige man eine starke Disziplin. „Das kann“, so Paust „zur Belastung führen.“ In manchen Fällen geht das bis zu einer Depression, wenn die Antriebskraft fehlt für die aufwendige Therapie, oder wenn die chronische Erkrankung einfach nicht akzeptiert werden kann.
Dass der Bedarf bei den Patienten groß ist, zeigt sich an den Zahlen: Pro Quartal betreuen Rainer Paust und Bettina Jansen rund 120 Patienten in beiden Städten. Bei Teambesprechungen mit Ärzten und dem Sozialdienst sind sie dabei und werden bei Bedarf auch zu Notfällen wie Unfallopfern gerufen. Mancher Patient ist auch nach einer schlechten Nacht sehr aufgewühlt. „Krisen kann man nicht planen.“ Bettina Jansen kommt dann ins Krankenzimmer, aber auch „ein vertrauliches Gespräch ist möglich, wenn es gewünscht wird.“