Mülheim. . Ein Neubau in Mülheim-Broich mit 42 Plätzen ist nahezu fertig. In das Gebäude ziehen Ende Februar die Bewohner des Hildegardishauses an der Kirchstraße. Das lässt der Essener Betreiber Conitilia ab Ende 2014 abreißen und errichtet an seiner Stelle ein neues Pflegeheim mit 59 Plätzen.

Das neue Pflegeheim der Essener Contilia-Gruppe nahe der Schlossbrücke ist fast bezugsfertig, seinen endgültigen Namen „Seniorenstift an Schloss Broich“ wird das Haus aber erst in zwei Jahren erhalten. Bis dahin dient es als „Übergangsheim“ für die Bewohner des Hildegardishauses an der Kirchstraße, das ab Herbst abgerissen und neu gebaut wird. In beide Gebäude mit zusammen 101 Plätzen investiert das Unternehmen 10,2 Millionen Euro.

Das Grundstück an der Straße Am Bahnhof Broich direkt neben dem Kindergarten Herz Jesu stellte die Kirchengemeinde St. Mariae Himmelfahrt zur Verfügung, sie ist auch mit 10 % an der Kloster Saarn Seniorenwerk GmbH beteiligt, die als Bauherrin für beide Objekte auftritt, 2 % hält das Caritas Trägerwerk im Bistum, 88 % die Contilia, erklärt Geschäftsführer Heinz-Jürgen Heiske. An der Finanzierung beteiligt sich auch das Hilfswerk der Deutschen Fernsehlotterie.

42 Einzelzimmer auf 2100 m² Fläche

In zwanzig Monaten Bauzeit sind hier auf drei Etagen und 2100 m² Nutzfläche 42 Pflege-Einzelzimmer entstanden. Vom nahen Schloss haben sich die Architekten aus dem Essener Büro Plato anregen lassen. Es gibt edles Holz und verschnörkelte goldene Lampen. Die drei Wohngruppen tragen adlige Namen mit Mülheimer Bezug: Luise (letzte Herrin auf Broich und später Preußens Königin), Albertine (ihre Tante) und Friederike (eine Cousine). „Da haben wir uns vorher ein bisschen schlaugemacht“, lacht Hausleiterin Andrea Vonscheidt.

„Bedarf an Pflegeplätzen ist gedeckt“

Mit den beiden Neubauten sei der Bedarf an Pflegeplätzen „Stand heute“ in Mülheim ausreichend gedeckt, urteilt Contilia-Geschäftsführer Heinz-Jürgen Heiske.

Im demografischen Wandel – und Mülheim altert besonders schnell und deutlich – überrascht diese Aussage zunächst. Allerdings haben sich durchschnittliches Einzugsalter und Verweildauer seit Einführung der Pflegeversicherung 1995 dramatisch verändert, berichtet Heiske. Senioren sind heute im Mittel 85 Jahre alt, wenn sie in eine Pflegeeinrichtung einziehen und bleiben dort im Durchschnitt nur noch sechs Monate. „Das hat sich so eingespielt und wird wohl auch so bleiben“, erläutert Heiske.

Auf den (nicht nur in Mülheim) veränderten Bedarf hat der Gesetzgeber inzwischen reagiert: Die Abschreibungsfrist für Neubauten wurde von 25 auf 50 Jahre verlängert, eine Bankfinanzierung wird damit unwahrscheinlich. Heiske: „Weitere Investitionen in Pflegeheime sind damit auch für uns nicht mehr möglich.“

Mit Fertigstellung wird der Bau Ende Februar auf einen Schlag voll belegt sein: Am 19. und 20. Februar sollen die Bewohner des Hildegardishauses von der Kirchstraße ans Schloss umziehen – am ersten Tag Mobiliar und Habseligkeiten, am zweiten Tag die Menschen. „Die Bewohner sind vor dem Umzug natürlich nervös, aber wir haben das ganz gut geplant“, sagt Vonscheidt. Die Contilia stellt zusätzliches Personal.

Abriss ab Ende 2014

Im letzten Jahresviertel folgt der Abriss des dann leeren Hildegardishauses an der Kirchstraße. Das Gebäude stammt in Teilen aus den 1930er Jahren, auch der letzte Anbau aus den 1990ern enthält noch Doppelzimmer. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, erläutert Heiske. In zwei Jahren Bauzeit sollen hier für 5,8 Mio. Euro 59 neue Pflege-Einzelzimmer entstehen. In beiden Heimen wird die Contilia am Ende 100 Mitarbeiter auf etwa 70 Planstellen beschäftigen.