Mülheim. . Fußballspielen während der Dienstzeit - das stieß innerhalb der Mülheimer Verwaltung auf massives Unverständnis. Nun nennt Stadtdirektor Steinfort weitere Details zur “Sport-Affäre“ im Mülheimer Rathaus: Sechs Spieltage gab es. Der Dezernent ist in der Kritik.
Man hatte sich auf den Dienstag geeinigt, Sportplatz Südstraße. Eine Gruppe von städtischen Bediensteten aus dem Technischen Rathaus hat es nach langer Vorbereitungszeit geschafft, während der Dienstzeit Fußball zu spielen. Im Schnitt, so Stadtdirektor Frank Steinfort, haben pro Spieltag 14 städtische Mitarbeiter daran teilgenommen. Sie spielten anderthalb Stunden und ließen sich den Kick als Dienst anrechnen. Sechs Mal haben die Sportrunden, so Steinfort, stattgefunden, dann wurde die Reißleine gezogen.
Die Veranstaltung, die als Betriebssport zur Gesunderhaltung deklariert worden war, war innerhalb der Verwaltung auf massives Unverständnis gestoßen. Den Schuldigen sieht die Verwaltungsspitze im für das Technische Rathaus zuständigen Dezernenten Peter Vermeulen. „In einer E-Mail an die Amtsleiter seines Dezernates hat der Beigeordnete Vermeulen mitgeteilt, dass für die Teilnahme Zeitgutschriften erfolgen, wenn eine überwiegende Teilnahme, mindestens acht von zehn Terminen, gewährleistet ist“, so Steinfort.
Fußballgruppe aufgelöst
Inzwischen ist die Fußballgruppe aufgelöst, die Zeitgutschriften wieder gestrichen, die Zeiten auf dem Platz werden in den Amtsstuben nachgeholt.
Verlängerung fraglich
Ob es in der Fußball-Affäre ein Nachspiel zum Imageschaden gibt, ist fraglich. Die AfD will möglicherweise noch nachlegen.
Die CDU hält die Empörung über „ihren“ Dezernenten in der Öffentlichkeit für übertrieben. Die SPD hält sich zurück und sieht in dem von Vermeulen erteilten Kommunikationsauftrag an eine Kölner Firma im Zusammenhang mit der künftigen Großbaustelle Innenstadt den größeren Skandal. In dem Fall laufen die internen Prüfungen im Rathaus noch.
Die AfD hatte sogar einen möglichen finanziellen Verlust für die Stadt vermutet und das hinterfragt. Doch das sei hier nicht der Fall, heißt es. Dennoch spricht die Oberbürgermeisterin von einem erheblichen Schaden anderer Art. Sie lässt ausrichten: „In der Öffentlichkeit wurde wahrgenommen, dass es offenbar möglich ist, dass die Mitarbeitenden des Rathauses immer noch Zeit und Kapazität haben, nachmittags und sogar gegen Zeitgutschrift Fußball zu spielen.“ Und dies, obwohl seitens der Verwaltung schon seit Jahren ein zunehmender Leistungsdruck beklagt werde. Die Glaubwürdigkeit werde damit „massiv unterlaufen“ und das alte Vorurteil bedient, dass im öffentlichen Dienst von Stress oder Überlastung wohl keine Rede sein könne. Zu Deutsch: Eigentor. Die OB wird dienstrechtlich gegen den Dezernenten vorgehen.
Leistung soll verdichtet werden
Der sieht sich zu Unrecht angeklagt: „Richtig ist, dass ich weder die Gründung einer Betriebssportgruppe veranlasst oder verfügt habe, noch dass ich dafür zuständig bin.“ Er habe sich lediglich für Mitarbeiter in seinem Hause eingesetzt, die angeregt hätten, eine Fußballgruppe zu gründen. Außerdem verweist Vermeulen auf eine Mail des Personalamtes, das unter bestimmten Voraussetzungen – unter anderem keine Fußballturniere als Wettkampf – dem Fußball zur Dienstzeit zugestimmt hat.
Im Verwaltungsvorstand rumort es, zumal es keinerlei Informationen des Technischen Dezernenten im Vorfeld gegeben habe, geschweige denn eine Absprache. Der Konflikt erwischt die Stadt zu einer Zeit, in der sie unter hohem Druck steht, Leistung zu verdichten.