Mülheim. Die Mülheimer Frauenbeauftragte Antje Buck freut sich über die Absicht der Landesregierung, die Frauenquote neu zu fassen. Gutachter sieht verfassungsrechtliche Verpflichtung. Klar ist, dass die Führungsebene im Rathaus eine “frauenfreie Zone ist“. In anderen Kommunen sieht es nicht anders aus.
Fast 30 Jahre sind ins Land gegangen, seit in den nordrhein-westfälischen Kommunen Gleichstellungsstellen Pflicht wurden, rund 380 Frauenbeauftragte gibt es heute in den Rathäusern. Aber immer noch muss man feststellen: Die Führungsebene ist eine „frauenfreie Zone“. „In Mülheim ist das nicht anders als in anderen Kommunen“, bekennt Antje Buck.
Seit 2002 ist sie die Frauenbeauftragte in Mülheim und stellt fest, dass auch hier der Anteil der Frauen auf der Führungsebene bei zwischen 30 und 40 Prozent liegt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass eine Frau an der Spitze der Stadt steht. Von der Privatwirtschaft werden schon seit langem mehr weibliche Führungskräfte gefordert – der Öffentlichen Dienst geht dabei allerdings nicht mit gutem Beispiel voran.
Studie zur Frauenquote im öffentlichen Dienst
Das hat die Landesregierung nun auch schwarz auf weiß. Gerade wurde ein Rechtsgutachten des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Hans-Jürgen Papier, zur Frauenquote im öffentlichen Dienst veröffentlicht, das die Landesregierung in Auftrag gegeben hatte. Er stellt darin die verfassungsrechtliche Verpflichtung für eine gleichstellungsorientierte Personalpolitik fest. Die Landesregierung kündigte an, dass sie nun Wege suchen will, die Frauenquote in den Verwaltungen umzusetzen.
„Das Gleichstellungsgesetz gibt es seit 1999, jetzt soll es Zähne kriegen“, freut sich die Mülheimer Frauenbeauftragte Antje Buck. Bisher haben sie und ihre Kolleginnen im Lande nur die Möglichkeit, Entscheidungen zu beanstanden, künftig, so schlägt der Gutachter vor, sollten auch Klagen möglich sein.
„Sie stoßen an die gläserne Decke“
Zwar sind genauso viele – teilweise sogar mehr – Frauen wie Männer im öffentlichen Dienst beschäftigt. Doch je höher die Position der Beschäftigten, desto geringer wird der Frauenanteil. „Sie stoßen an die gläserne Decke“, stellt Antje Buck fest, an die unsichtbare Barriere, die Frauen am Weiterkommen hindert. Beförderungspraxis in den Verwaltungen sei, dass die Frauenquote mit vielen Einzelkriterien unterlaufen werde, hat der Professor in seinem Gutachten festgestellt. „Und das ist ein CSU-Mann“, betont Antje Buck.
Im Rathaus auf jeden Fall wird in Kürze ein internes Schulungsseminar angeboten für Aufstiegswillige auf der Startebene, das auch Frauen den Rücken stärken soll. Bei ihren jüngeren Kolleginnen und Kollegen hat Antje Buck festgestellt, dass sich der Blick auf die Arbeit verändert hat. Man definiert sich nicht mehr alleine über den Beruf, die Arbeit soll nicht das ganze Leben bestimmen, sondern auch Raum lassen für ganz andere Dinge.