Mülheim. Anwohner der Westminsterstraße in Mülheim trafen sich zu einem weiteren Ortstermin mit Verwaltung, MEG und Politik, um ihre Probleme mit der Müllabfuhr aus der Welt zu schaffen. Eine Klärung der Lage gab es nicht. Mehr noch: Ein Gutachten der Berufsgenossenschaft sieht weitere Einschränkungen vor.
„Die Lösung, die wir Ihnen anbieten können, wird Ihnen nicht gefallen.“ Die einleitenden Worte von Bau- und Planungsdezernenten Peter Vermeulen beim gestrigen Ortstermin an der Westminsterstraße verhießen nichts Gutes. Ein weiteres Mal ging es in der Wohnsiedlung auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne um die Müllentsorgung. Dort darf die Müllabfuhr nach arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben, auf die die Berufsgenossenschaft pocht, nicht mehr durch die engen Spielstraßen fahren.
Stattdessen fährt der Müllwagen nur noch bestimmte Sammelstellen an. Zurzeit ziehen die Müllwerker die Tonnen zu diesen Stellen, die Absprache aber entfällt ab dem neuen Jahr. Dann sollen die Anwohner ihre Tonnen selbst zu den Plätzen schaffen – manche müssen dafür zehn Meter zurücklegen, manche auch 100 Meter. Was den Anwohnern aber fast noch mehr stinkt, sind die Sammelplätze selbst. Die liegen nämlich zumeist unmittelbar an ihren Häusern. „Mich trennt dann nur eine Hecke von den Mülltonnen“, klagt Anwohner Marc Herrschaft. Macht Eva Heintzen ihre Haustür auf, guckt sie auf eine kleine Kreuzung von vier Spielstraßen, an der an den Leerungstagen ringsum Tonnen stehen. Im Sommer hatten Anwohner, Stadt und die Entsorgungsgesellschaft MEG zunächst vereinbart, dass Wendehämmer und einzelne Zuwegungen so verbreitert werden, dass die Müllwagen wieder fahren dürfen.
"Berufsgenossenschaft hat unsere Pläne für das Areal durchkreuzt"
„Dann aber tauchte ein neues Gutachten der Berufsgenossenschaft auf, das weitere Einschränkungen vorsieht“, berichtet Anwohner Marc Herrschaft. „Damit hat die Berufsgenossenschaft unsere Pläne für das Areal durchkreuzt“, sagt auch Dezernent Vermeulen. Ein neuerlicher Ortstermin sollte nun Aufschluss geben über die verbliebenen Möglichkeiten. Eine Lösung wären so genannte Unterflurcontainer, Müllbehälter, die unter der Erde verschwinden. Damit wären die meisten Anwohner zufrieden. Allein, die Kosten werden diese Alternative zu Fall bringen.
Weitere Straßen sind betroffen
Die MEG hat mit Blick auf die arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben Abschnitte im gesamten Stadtgebiet untersucht. Neben der Westminsterstraße fallen 13 weitere unter die Regelung. Dort sieht die Verwaltung künftig vor, entweder den Abholplatz auf die nächsterreichbare Zufahrtsstelle zu verlegen oder aber eine dauerhafte Wendefläche für die Müllabfuhr zu errichten.
Betroffen sind nach derzeitigem Stand die folgenden Straßen, öffentliche wie private: Am Erbstollen, Gillesweg, Liverpoolstraße 12-18, Ludwigstraße, Luxemburger Allee 77-79a sowie 85-85a, Rotdornbogen 24-30, Beckstadtstraße 98-122, Bonhoefferweg, Friedlandstraße 13-21, Helene-Weigel-Straße 30-40, Quellenstraße 64-64h und Stauffenbergstraße 8-20.
Stattdessen wird es laut Vermeulen darauf hinauslaufen, dass die Regelung mit Sammelplätzen bestehen bleiben muss. „Um die Massierung der Müllgefäße zu verhindern, planen wir mit zahlreicheren Sammelplätzen“, so Vermeulen – von 14 bis 16 Stellen ist für alle 109 Haushalte die Rede. „Aber die Tonnen werden doch dann schon am Vorabend der Leerung dorthin gestellt und wer berufstätig ist, holt sie unter Umständen erst am nächsten Abend wieder ab. Mancher vergisst das vielleicht auch – dann stehen doch ständig Tonnen herum“, skizziert Anwohnerin Anja Deufel. Nicht nur optisch sei das unzumutbar, auch Geruchsbelästigung fürchten die Anwohner. Aber auch Gefahrenpotenzial sehen sie durch die Tonnen, die wie Spaliere am Rand der engen Spielstraßen aufgebaut sind: „Dadurch kann man die kleinen Kinder gar nicht mehr sehen.“ Dass sich an der seit Frühjahr bestehenden Situation, die als Übergang gelten sollte, nun doch nichts ändern soll, wollen die Anwohner nicht hinnehmen. Sie wollen eine Sammelklage anstreben und damit durchsetzen, dass der Status quo wieder hergestellt wird. Nämlich die Lösung, dass die Mülltonnen direkt vor ihren Häusern abgeholt werden – so, wie es zwölf Jahre lang funktioniert hat.