Mülheim. Die Stadt Mülheim deutet eine positive Entscheidung über das Speldorfer Depot für Ende November an. Investor Ten Brinke spricht von einer historischen Chance für das Speldorfer Zentrum, will aber möglicherweise mehr.
Nach etlichen Jahren des leidvollen Niedergangs könnte sich für das Stadtteilzentrum Speldorf schon in Kürze die Wende zum Guten auftun: Investor Ten Brinke will „eine deutlich siebenstellige Summe“ in die Hand nehmen, um das denkmalgeschützte Depot an der Duisburger Straße samt Außenflächen zu einem Rewe-Supermarkt umzubauen. Ein Bauantrag ist gestellt, die Stadt deutete am Montag eine positive Entscheidung dazu für Ende November an. Doch die Sache könnte noch einen Haken haben. . .
Ten Brinke hat sich das Depot samt Grundstück per Kaufvertrag mit Rücktrittsrecht zum Jahresende sichern lassen. Der Projektentwickler will neben der Sparkasse, die langfristig am Ort bleiben soll, einen 1700 Quadratmeter großen Markt für Rewe herrichten. Dabei ist eine umfassende Sanierung des Denkmals vorgesehen, die laut städtischem Planungsamt bis auf wenige Details mit der Unteren Denkmalbehörde abgestimmt ist.
Historische Bahn soll verschwinden
Laut Amtsleiter Jürgen Liebich sehen die Pläne eine neue Zufahrt vor dem Depot auf die Karlsruher Straße vor. Ten Brinke will die vorhandenen Parkflächen (rund 100 Stellplätze) komplett neu anlegen, die jetzige Organisation ist als Grund für den Niedergang des Standortes ausgemacht. Die historische Straßenbahn auf dem Vorplatz soll verschwinden, Mülheims Eisenbahnfreunde wollen sich der Tram dem Vernehmen nach annehmen. „Die historische Chance für das Depot sollte die Stadt jetzt ergreifen“, heißt es von Seiten Ten Brinkes. Ein Supermarkt mit vorgesehenem Bistro/Café könne endlich das schaffen, was aufgrund der Eigentümerstrukturen in der Vergangenheit stets im Keim erstickt war: eine Wiederbelebung des Standortes, der einmal als Speldorfs Magnet in der Nahversorgung entwickelt worden war.
Knackpunkt: Rewe-Markt an der Düsseldorfer Straße
Der Rewe-Plan zur Eröffnung eines zweiten neuen Marktes an der Düsseldorfer Straße in Saarn könnte der Knackpunkt auch für die Entwicklung des Depots sein.
Dem Vernehmen nach versuchen Investor und Rewe ihre Investitionen in Speldorf und Saarn voneinander abhängig zu machen.
Planungsamtschef Jürgen Liebich macht hingegen klar, dass beide Vorhaben getrennt voneinander zu beurteilen seien. Die Stadt prüft derweil einerseits ein von Ten Brinke vorgelegtes Verträglichkeitsgutachten, das keine negativen Auswirkungen auf Dorf Saarn beschreibt. Andererseits sei für den Standort Düsseldorfer Straße noch zu klären, ob die Nähe zu einem potenziellen Störfallbetrieb Ausschlusskriterium für eine Ansiedlung sei.
Der historischen Chance könnte allerdings eine andere Begehrlichkeit von Ten Brinke und Rewe im Wege stehen: Wohl nicht zufällig hat Ten Brinke zeitgleich zum Bauantrag für das Depot einen Bauantrag für einen Rewe-Neubau an der Düsseldorfer Straße bei der Stadt platziert. Hier, zwischen Audi Wolf und THW-Übungsgelände, will die Supermarkt-Kette einen 1600 Quadratmeter großen Markt mit integriertem Getränkeangebot eröffnen.
Keinen weiteren großflächigen Einzelhandel
Die Stadt will aber eigentlich keinen weiteren großflächigen Einzelhandel in der Peripherie von Dorf Saarn. Einen entsprechenden Bebauungsplan, der eben dies auszuschließen suchte, hat aber vor nicht allzu langer Zeit das Oberverwaltungsgericht einkassiert. Das erschwert der Stadt die Ablehnung. Planungsamtsleiter Liebich sagte, für die Entscheidung zu diesem Bauantrag brauche die Stadt noch längere Zeit. Ob Ten Brinke sie gewährt, ist derweil unklar.