Mülheim. Eine Witwe wartet seit dem April darauf, dass ein Urnenfeld auf dem Mülheimer Altstadtfriedhof eingesät wird. Das Grünflächenamt erinnert daran, dass sechs Monate gewartet werden müsse, bis sich die Erde wieder gesetzt hat.

Einzelne Trauernde trifft man immer am Urnenfeld auf dem Altstadtfriedhof an, auf dem Rasen liegen neben welken Blättern noch die gelben Reste eines Blumenstraußes. Ihren Mann hat Ursula Rühl in diesem Jahr verloren – am 2. April nach langer Krankheit. Die Trauerfeier war am 11. April.

Dass er auch einmal unter den Bäumen auf dem Altstadtfriedhof zur letzten Ruhe gebettet werden möchte, war der Wunsch des Verstorbenen, und dafür sorgte Ursula Rühl auch. Beide Eheleute hatten sich schon lange zuvor dazu entschlossen, sich einmal anonym in einer Urne beisetzen zu lassen.

"Das tut mir in der Seele weh"

„Mein Mann und ich haben ja selbst 25 Jahre lang zwei Gräber gepflegt“, erklärt die 73-Jährige. Diese Arbeit wollte das Paar der Familie nicht hinterlassen. „Ich wollte nie wissen, wo genau mein Mann liegt“, sagt Frau Rühl, die regelmäßig das Urnengrabfeld auf dem Altstadtfriedhof besucht, einmal in der Woche eine weiße Rose niederlegt. Kein Stein, keine Platte liegen auf dem anonymen Feld, so ist es ja auch gedacht. Nur grüner Rasen soll die Urnen bedecken. Für Trauergaben, Gestecke, Leuchten gibt es die große Platte in der Mitte.

Ursula Rühl kommt nicht damit zurecht, dass die Stadt das Urnenfeld, wo auch ihr verstorbener Mann ruht, seit April noch nicht eingeebnet und eingesät hat. „Hier liegen doch auch Menschen, auch wenn es anonym ist. Das tut mir in der Seele weh“, sagt sie. Die „Löcher und Maulwurfshügel“ habe man noch wochenlang gesehen, inzwischen wuchert Unkraut auf der Erde. Frau Rühl ist mit ihrer Kritik wohl nicht allein: „Ich habe eine alte Frau getroffen, die hat die Löcher mit den Schuhen zugeschoben.“ Eine andere Frau habe sogar mitgebrachte Grassamen ausgesät.

Verzögerungen durch Pfingststurm "Ela"

Sylvia Waage kann die Gefühle der Witwe gut verstehen. Die Leiterin des Amtes für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen erklärt aber, dass nach einer Beisetzung immer sechs Monate gewartet werden müsse, bis ein Grab eingeebnet, gestaltet oder eingesät werden kann. „Nach jeder Bestattung kommt es zu einer Senkung des Bodens“, erklärt sie. „Das gilt auch für Urnengräber.“

Man müsse diese Zeit abwarten, sonst müsse man es womöglich zweimal bearbeiten, das würde höhere Friedhofsgebühren bedeuten. Sicher habe sich die Planung durch das erhöhte Arbeitsaufkommen nach dem Pfingststurm „Ela“ verzögert, und auch der starke Regen hat den Friedhofsgärtnern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber der Plan sieht vor, dass das Urnenfeld auf dem Altstadtfriedhof in der kommenden Woche fertiggemacht wird, sagt Sylvia Waage. „Das hängt noch vom Wetter ab. Es darf nicht so stark regnen.“