Mülheim. . Beim „Tag der Architektur“ war das privat betriebene Kolumbarium für Besucher geöffnet. Für das Urnenhaus ließ sich der Architekt vom Kirchenbau inspirieren. Die besondere Atmosphäre im Inneren entsteht durch das Zusammenspiel von Material, Farben und Licht.

Orte des Lebens werden von interessierten Besuchern häufiger aufgesucht, als Orte der ewigen Ruhe. Dem Mülheimer Architekten Wolfgang Kamieth ist es bewusst, dass mehr Menschen lieber sehen wollen, wie andere leben, als wie sie zur letzten Ruhe gebettet sind.

Dennoch konnte er trotz des regnerischen Vormittags einige Architektur-Interessierte in dem neuen Kolumbarium an der Augustastraße 144 begrüßen. Das kleine, 60 qm große Gebäude gegenüber vom städtischen Friedhof in Styrum entstand auf der ehemaligen Gewerbefläche eines Steinmetzbetriebes, wurde erst im Mai 2013 fertiggestellt und war zum „Tag der Architektur“ am Sonntag für wissbegierige Gäste geöffnet.

Es ist hell, aber nicht grell

Ein Kolumbarium, ein Gebäude für einen Urnenfriedhof zu bauen, war auch für den erfahrenen Architekten Kamieth eine Herausforderung. „Eine sehr reizvolle Aufgabe“, sagt Kamieth. Die besondere Atmosphäre im Inneren entsteht durch die Auswahl von Material, Farben und durch die Gestaltung mit dem Lichteinfall durch geschickte Platzierung der Fenster.

Es ist hell, aber nicht grell, viel Walnussholz sorgt für eine warme Ausstrahlung. Der (beheizbare) Steinboden und die lichte Innenhöhe von drei Metern sowie der runde Innenraum für die Urnengräber mit seinem kegelförmigen Dach sorgen für eine würdige, sa­krale aber auch freundliche Atmosphäre. Ein Ort, der Angehörige und Freunde der Verstorbenen zum Verweilen einlädt. Das Haus ist ein Friedhof, ein Ort des Gedenkens und der Trauer, aber kühl und bedrückend wirkt es hier nicht.

Sakrale Elemente wie Kuppel und Kreis

Das bewirken auch die Farben und die Anlehnung an kirchliche Bauten, wie Architekt Wolfgang Kamieth erklärt. Hinter der Natursteinfassade aus Muschelkalk wurde die eingefügte Rotunde goldfarben beschichtet, wie man es aus dem Kirchenbau kennt. „Mit dem Gold“, erläutert Wolfgang Kamieth, „wurde das Licht geführt.“ Der Architekt verwendete sakrale Elemente wie Kuppel und Kreis.

Rund 400 Urnenkammern gibt es in dem Kolumbarium, das von dem Bestattungsunternehmen August Fohrmann gebaut wurde und betrieben wird. „Es ist das erste Kolumbarium in Deutschland, das nicht in einer Kirche oder auf einem Friedhof liegt“, sagt Inhaber Stefan Helmus-Fohrmann.

Bei den belegten Kammern haben sich viele Angehörige für Klarglas entschieden, was Besuchern einen Blick auf die Urne erlaubt, neben der oft ein Foto des Verstorbenen steht, oder auch eine persönliche Grabbeigabe wie ein Stofftier, die geliebte Pfeife, ein Brief. Liebevoll gestaltet ist auch der kleine Regalraum vor jeder Kammer, den der Architekt für individuellen (Blumen-)Schmuck vorgesehen hat.